22. November 2024

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Mit Sorgen zu RB Leipzig: Bayern hat viel «gutzumachen»

Die Pflichtaufgabe im Pokal ist abgehakt, der Fokus richtet sich aufs Topspiel. Vor dem Liga-Knaller der Bayern bei RB Leipzig macht ein Mannschaftsteil sorgen - trotz eines starken Aushilfsauftritts.

Geht es nach Bayern-Coach Thomas Tuchel vor dem Bundesliga-Knaller bei RB Leipzig, soll Leon Goretzkas besonderer Auftritt als Interims-Abwehrchef eine absolute Ausnahme bleiben. «Wir hoffen, dass es eine einmalige Sache ist. Ansonsten würde es bedeuten, dass wir wieder große Personalprobleme auf der Position haben», sagte Tuchel nach dem souveränen 4:0 der Münchner im DFB-Pokal bei Preußen Münster.

Der 50-Jährige bangt nicht nur zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt um seine Abwehr. Der Unterarmbruch Serge Gnabrys bereitet Tuchel zusätzliche Sorgen. Wie schwer die Aufgabe am Samstag beim amtierenden Pokalsieger wird, haben die Münchner in dieser Saison bereits schmerzlich erfahren.

«Da haben wir noch einiges gutzumachen aus dem Supercup, wo wir überhaupt nicht unser Gesicht gezeigt haben», sagte Goretzka mit Blick auf das 0:3 gegen die Sachsen im August. «Da müssen wir etwas geraderücken und werden topmotiviert sein.» Auch der 28-Jährige will lieber wieder auf seiner Lieblingsposition im Mittelfeld auflaufen, obwohl er in ungewohnter Rolle überzeugte und sogar als bester Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. Weil gleich drei Innenverteidiger fehlten, spielte Goretzka im Abwehrzentrum.

Arg gebeutelter Bayern-Kader

Die Aussichten, dass für das Leipzig-Spiel einige potenzielle Stammkräfte in den in Münster arg gebeutelten Bayern-Kader zurückkehren, stehen laut Tuchel nicht schlecht. «Ich hoffe sowohl bei Thomas Müller als auch bei Minjae Kim und bei Dayot Upamecano, dass es reicht bis Samstag», sagte er und ergänzte: «Aber es wird ein knappes Rennen, das wir da zu absolvieren haben, dass wir sie fit bekommen. Aber es ist realistisch, es ist machbar.» Da der dritte zentrale Abwehrspieler Matthijs de Ligt laut Tuchel definitiv noch ausfällt, wäre vor dem Aufeinandertreffen mit Loïs Openda, Xavi Simons, Timo Werner & Co vor allem die schnelle Genesung von Kim und Upamecano für ihn wichtig.

Nationalspieler Gnabry wird den Münchnern mehrere Wochen fehlen. Die Fraktur der Elle im linken Unterarm des 28-Jährigen nach einem Zusammenprall mit Münsters Torwart Johannes Schenk bezeichnete Tuchel als «großen Wermutstropfen».

Der Coach hat vorne derzeit – anders als in der Defensive – allerdings Alternativen in Topform. Das zeigten seine Spieler ihm nicht erst in Münster. Im wegen des Supercups nachgeholten Erstrundenspiel dribbelte und sprintete Edeljoker Mathys Tel diesmal von Beginn an und belohnte sich in der Schlussphase mit seinem schon fünften Pflichtspieltor in dieser Saison. Eric Maxim Choupo-Moting traf ebenfalls, der für Gnabry früh eingewechselte Frans Krätzig bejubelte ein Tor und Jamal Musiala spielte nach seiner Pause zuvor in der Bundesliga mal wieder durch. Seinen Superstürmer Harry Kane konnte Tuchel da beruhigt schonen. Nach 90 Minuten auf der Bank geht der englische Rekordtorjäger die Leipzig-Aufgabe (Samstag 18.30 Uhr/Sky) frisch und ausgeruht an.

Supercup-Fiasko als Warn- und Startschuss

Das Supercup-Fiasko mit drei Toren des derzeit verletzten Leipziger Offensivkünstlers Dani Olmo war für die Bayern zugleich ein Warn- und Startschuss. «Das war ein sehr schlechter Auftritt von uns. Danach hat’s so ein bisschen Klick gemacht, hat man den Eindruck gehabt», sagte Goretzka. Es folgten sechs Pflichtspielsiege, darunter die 7:0-Gala gegen den VfL Bochum am vergangenen Wochenende, sowie ein Unentschieden. «Jetzt haben wir ein paar ordentliche Leistungen hintereinander gebracht und eine kleine Serie gestartet mit Siegen – und die wollen wir natürlich fortführen am Samstag», sagte Goretzka.

Abseits des Fußballplatzes machten vor der Partie des Spitzenreiters beim nur einen Punkt schlechteren Tabellenvierten erneut Spekulationen um Leipzigs Sportchef Max Eberl die Runde. Die «Sport Bild» berichtete am Mittwoch, es scheine nur eine Frage der Zeit, wann der 50-Jährige einen wichtigen Posten bei dem Bayern übernehme. Ein Wechsel zur Transferperiode Anfang kommenden Jahres sei «gut möglich», hieß es. Eberl selbst verwies auf seinen laufenden Vertrag in Leipzig und äußerte sich nicht weiter zu den Gerüchten. Er galt bereits in der Vergangenheit mehrfach als Kandidat beim FC Bayern, bei dem er seine Fußballerkarriere begonnen hatte.

Von Thomas Eßer, dpa