Für eine professionelle Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Leistungssport braucht es nach Überzeugung der Sportsoziologin Bettina Rulofs unabhängige oder externe Experten.
«Die Qualität und Akzeptanz eines solchen Aufarbeitungsprozesses ist natürlich deutlich besser, wenn externe Akteure beteiligt sind, die weniger stark in Interessenskonflikte als interne geraten können», sagte die Professorin von der Sporthochschule Köln der Deutschen Presse-Agentur. Rulofs ist Expertin für die Erforschung von Gewalt und sexualisierter Gewalt im Sport.
Der frühere Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel hat seinem Ex-Trainer Werner Langer in einer ARD-Dokumentation jahrelangen Missbrauch vorgeworfen. Der Deutsche Schwimm-Verband hat daraufhin mitgeteilt, die Vorwürfe «vollumfänglich aufzuarbeiten». Der DSV betonte in einer Stellungnahme aber, dass der Komplex Gewaltprävention «im Ehrenamt schwer zu bewältigen» und schloss sich der Forderung nach einer unabhängigen Anlaufstelle mit der «notwendigen finanziellen Ausstattung durch die öffentliche Hand» an.
Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle
«Die Verbände sind beim Umgang mit Fällen in fachlicher und rechtlicher Hinsicht oft stark gefordert – ein Zentrum für Safe Sport könnte hier fachliche Orientierungen geben und rechtliche Vorgaben machen, sodass die Arbeit in den Verbänden optimiert wird», sagte auch die Soziologin Rulofs. Im Kampf gegen Missbrauch im Sport soll in diesem Jahr eine unabhängige zentrale Ansprechstelle für Betroffene eingerichtet werden – das Zentrum für Safe Sport.
Eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln, des Universitätsklinikums Ulm und der Bergischen Universität Wuppertal, an der Rulofs beteiligt war, habe gezeigt, dass viele Sportverbände besonders im Umgang und der Aufarbeitung von Verdachtsfällen Unterstützungsbedarf hätten. Neben einem verbesserten Aufarbeitungsprozess ist es der Soziologin zufolge wichtig, dass Sportverbände auf Betroffene zugehen. «Denn die haben jahrelang mit den Belästigungen zu kämpfen.»
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