24. November 2024

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Meister-Coup: «Fabelhafter» AC Mailand will Ära starten

Der jüngste Kader, die aufregendsten Profis: Nach der Titelparty zum überraschenden Triumph in der Serie A will der AC Mailand langfristig an der Spitze bleiben.

Mitten in der Nacht präsentierten die Milan-Profis ihren Fans den Meisterpokal, Zlatan Ibrahimovic reckte die goldene Trophäe triumphierend in die Höhe.

Die Tifosi auf der Piazza Gino Valle, die mehr als eine Dekade leiden mussten, flippten unter dem Schein von Leuchtraketen und bengalischen Feuern völlig aus. Mailand und der italienische Fußball strahlen wieder in Rot und Schwarz.

Nach Jahren der Mittelmäßigkeit und nun einer überraschend famosen Saison in der Serie A genießen die Spieler und Verantwortlichen des AC Mailand ihren Coup. «Manche haben nicht an uns geglaubt, manche haben uns ausgelacht, und heute sind wir Meister», sagte Ibrahimovic zum 19. Meistertitel Milans. «Das ist eine unglaubliche Genugtuung.»

Ibrahimovic mit Zigarre zur Siegerehrung

Ein würdiges 3:0 bei US Sassuolo machte den Erfolg in der Tabelle vor dem Stadtrivalen Inter Mailand perfekt – der Titelverteidiger hatte am Ende zwei Punkte Rückstand. Noch auf dem Rasen von Sassuolo begann die wilde Party Milans: Ibrahimovic holte sich seine Medaille mit fetter Zigarre im Mund ab, Verteidiger Theo Hernandez spritzte Trainer Stefano Pioli mit Champagner voll. «Ich wollte schon das ganze Jahr lang mit den Tifosi feiern», erzählte der Coach, der nach einem friedlichen Platzsturm der Milan-Anhänger von Dutzenden Fans umarmt und abgeklatscht wurde.

«Fabelhaftes Milan», titelte die Tageszeitung «Gazzetta dello Sport». Am Abend steht der nächste Teil der Meisterparty mit der Parade des Teams im offenen Bus durch Mailand an.

In einem der spannendsten Serie-A-Jahre seit Langem setzte sich der AC Mailand vor allem als Kollektiv vor Inter, dem SSC Neapel und auch dem ehemaligen Serienchampion Juventus Turin durch: Die ganz großen Stars wurden vor Saisonbeginn eher in den Kadern der Rivalen ausgemacht. «Niemand hatte eine Lire auf uns gesetzt», sagte Kapitän Alessio Romagnoli, «aber wir haben von Beginn an an uns geglaubt.»

Mit einem Altersdurchschnitt von rund 26 Jahren ist diese Mannschaft das jüngste Meisterteam in Italien seit Mitte der 90er Jahre – und das trotz zweier Routiniers: Ibrahimovic (40) will nach seinem persönlich zwölften Meistertitel verteilt auf fünf Vereine in den nächsten Tagen überlegen, ob er weitermacht oder seine Karriere beendet. Olivier Giroud (35), der mit Tor-Doppelpacks im Derby gegen Inter (2:1) und am letzten Spieltag in Sassuolo entscheidenden Anteil am Erfolg hatte, ist fest eingeplant für die nächste Saison.

Milan-Youngster sorgen für Furore

Noch mehr herausgestochen haben aber die Youngster: Der Portugiese Rafael Leão (22) wurde zum wertvollsten Spieler der Serie A gewählt. «Er hat den Unterschied ausgemacht – schon das ganze Jahr über», lobte Ibrahimovic. Sandro Tonali (22) entwickelte sich im Mittelfeld zur festen Größe und soll auch dem Nationalteam zum Comeback verhelfen. In der Abwehr machten Fikayo Tomori (24) und Pierre Kalulu (21) die Verletzungsausfälle von Romagnoli und Simon Kjaer ebenso vergessen wie Mike Maignan den Abgang von EM-Torhüter Gianluigi Donnarumma.

Dank der Altersstruktur könnte eine neue Ära beginnen. «Hoffen wir, dass das nur der Beginn einer Zukunft ist, die für Milan lächelt», sagte Paolo Maldini – einst Ikone auf dem Platz, nun Manager – nach seinem ersten Titel als Technischer Direktor der Rossoneri. «Das hier muss ein Startpunkt sein, nicht das Ziel», ergänzte Maldini.

Der anstehende Eigentümerwechsel soll den Aufstieg nicht stoppen. Die amerikanische Investmentgesellschaft Elliott des Gründers Paul Singer – der am Sonntag erstmals bei einem Spiel im Stadion war – steht davor, den Großteil der Milan-Anteile an RedBird zu verkaufen, einer anderen Investmentfirma aus den USA. Medienberichten zufolge wird Elliott als Minderheitsgesellschafter aber an Bord bleiben. Rund 740 Millionen soll Elliott in vier Jahren in den AC Mailand investiert haben – zuletzt wurde der Club auf 1,3 Milliarden geschätzt. Und der Meistertitel könnte den Kaufpreis noch einmal in die Höhe treiben.

Von Manuel Schwarz, dpa