Leon Draisaitl kennt nur ein Ziel. In der am Dienstag (Ortszeit) beginnenden neuen NHL-Saison will der deutsche Weltklasse-Eishockey-Stürmer mit den Edmonton Oilers endlich ernsthaft um den Stanley Cup kämpfen.
«Dafür haben wir jetzt die Mannschaft. Unser Ziel muss es sein, ganz oben mitzuspielen», sagte de 25 Jahre alte Kölner vor dem Saisonstart der besten Liga der Welt.
Vieles ist annähernd wieder so wie früher. Die Teams spielen wieder in ihren gewohnten Divisionen, die Fans dürfen wieder in die Arenen und die kanadischen Teams in die USA reisen und umgekehrt. «Wir freuen uns alle wieder auf mehr Normalität. Mit den Zuschauern ist es wieder ein ganz anderes Gefühl hier in der Arena», sagte Draisaitl – einer der weniger Momente, in denen so etwas wie Emotionen in seinem Gesicht zu sehen sind. Ansonsten wirkt Deutschlands «Sportler des Jahres» 2020 aktuell noch fokussierter als sonst.
«Jetzt liegt es an uns»
In den vergangenen Jahren kam Edmonton entweder gar nicht erst in die Playoffs kamen oder schied dort früh aus. «Ich glaube, dass jetzt unsere Zeit gekommen ist. Jetzt liegt es an uns», sagte Draisaitl. 2019/2020 war er als erster deutscher Profi überhaupt zum wertvollsten Spieler der NHL gekürt worden. Seine persönliche Bilanz und die des Oilers-Kapitän Connor McDavid, der als bester Spieler der Welt gilt, sucht ligaweit seinesgleichen.
Das Problem der Oilers war bislang, dass der Rest des Teams bestenfalls Durchschnitt darstellte. «Ich glaube, dass wir das tiefste Team seit 2017 haben. Vor allem bei den Stürmern sollten wir jetzt noch mehr Qualität haben», urteilte Draisaitl, dessen größter Traum die NHL-Meisterschaft bleibt.
Grubauer gelingt Durchbruch
Die hat Philipp Grubauer längst erreicht: 2018 stemmte er als Ersatzkeeper der Washington Capitals die begehrteste Trophäe des Welt-Eishockeys in die Höhe. Seitdem gelang dem ebenfalls eher introvertierten Rosenheimer der persönliche Durchbruch in die Weltklasse. In Colorado wurde er zum Stammkeeper und erhielt nun beim neuesten NHL-Team Seattle Kraken einen mit durchschnittlich knapp sechs Millionen US-Dollar dotierten Sechs-Jahres-Vertrag als Nummer eins.
«Die Stadt ist so heiß aufs Eishockey – das ist Wahnsinn», sagte Grubauer, der «stolz darauf» ist, NHL-Geschichte mit dem 32. Team der Liga zu schreiben. Zusammen mit Draisaitl soll Grubauer auf jeden Fall dem deutschen Olympia-Team für die Winterspiele in Peking im Februar angehören. Das gilt auch für Verteidiger Moritz Seider, der mit den Detroit Red Wings in seine erste NHL-Saison geht und schon jetzt als ligaweit bester Neuling (Rookie) gehandelt wird.
Seider: «Bereit für die NHL»
«Ich bin bereit für die NHL», sagte der selbstbewusste und für seine 20 Jahre sehr reife Seider. Der Verteidiger steht stellvertretend für den deutschen Generationswechsel. Die bisherigen Garde an eher durchschnittlichen NHL-Spielern hinter Draisaitl und Grubauer rückt nach und nach ab. Korbinian Holzer verteidigt seit 2020 nicht mehr in Nordamerika und seit dieser Saison wieder in Deutschland für Mannheim. Tobias Rieder befindet sich nach einem gescheiterten Try-Out in Anaheim wieder auf Teamsuche. Selbst für einen ambitionierteren Könner wie Dominik Kahun war kein Platz mehr. Der Olympia-Silbergewinner von 2018 stürmt aktuell für den SC Bern.
Spielern wie Seider oder Tim Stützle (19), der schon vergangene Saison auf Anhieb den Sprung zu den Ottawa Senators schaffte, wird zugetraut, in die Weltklasse aufzusteigen. 2019 rissen sich die NHL-Teams darum, die Rechte am aufstrebenden Seider zu sichern. Detroit griff schließlich bereits als sechstes Team zu. In der vergangenen Saison reifte das Abwehr-Juwel bei Rögle BK und wurde in der starken schwedischen Liga sogleich zum besten Verteidiger gekürt. Diese Auszeichnung erhielt er dann sogar bei der WM auf Weltniveau.
Selbstbewusster Stützle
Stützle wiederum verblüffte einst mit der Aussage, «besser als Draisaitl» werden zu wollen. Beim Draft – der NHL-Rechte-Zuteilung an den besten Talenten eines Jahrgangs – griff Ottawa 2020 als drittes Team zu. Der einzige Deutsche, der zuvor ebenfalls bereits an dritter Position gezogen wurde, war Draisaitl. «Für das deutsche Eishockey ist das super. Das zeigt, dass wir in Deutschland anfangen, bessere Arbeit zu machen. Wir schicken jetzt konstant gute Spieler in die NHL», sagte dieser nun. «Das Ziel muss es sein, kontinuierlich pro Jahr ein, zwei Jungs rauszubringen.»
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