Auf dem angestrebten Weg zu seiner ersten olympischen Medaille zog es Alexander Zverev nach seinem schnellen Auftaktsieg direkt wieder auf den Trainingsplatz. Der Taiwanese Lu Yen-Hsun hatte ihn wenig gefordert.
Beim lockeren 6:1, 6:3 in nur 59 Minuten hatte der beste deutsche Tennisspieler bei seiner Olympia-Premiere im Einzel Kräfte gespart. Sogleich feilte er mit Teamchef Michael Kohlmann noch an seinen Returns, um für die nächste Pflichtaufgabe am Montag (2. Spiel nach 04.00 Uhr/MESZ) gegen den weitestgehend unbekannten Daniel Elahi Galan aus Kolumbien bereit zu sein.
«Ich wollte noch ein paar Sachen extra machen», sagte Zverev und bilanzierte: «Es war ein ordentliches Match. So weit ist alles gut. Ich bin im Einzel und Doppel noch drin, das ist die Hauptsache.»
Am ereignisreichen Tennis-Tag mit einem überraschenden Erstrunden-Aus von Wimbledonsiegerin Ashleigh Barty und mit dem vielbeachteten Comeback des japanischen Stars Naomi Osaka bei den Damen erledigte Zverev seine Auftaktaufgabe problemlos und unaufgeregt. «Bravo»-Rufe waren mehrfach aus der kleinen deutschen Zuschauergruppe mit Teamchef Kohlmann und Sportdirektor Klaus Eberhard zu hören. «Der Sieger ist Alexander Zverev», lautete beim Abgang des Hamburgers vom fast Zuschauer-leeren zweitgrößten Platz die laute Durchsage.
Zverev meistert die Hitze gut
Wie das erste Einzel bei der Hitze war? «Schön», sagte der Weltranglisten-Fünfte grinsend leicht ironisch. Mit der Hitze, die die Tennisprofis von den Turnieren aus Australien kennen, seien die Bedingungen nicht zu vergleichen: «Hier ist wirklich so eine feuchte Hitze, es ist schwieriger, hier zu spielen. Du musst schon darauf achten, dass du physisch bereit dafür bist», sagte Zverev.
Angeführt von Zverev schafften die deutschen Tennis-Herren eine beinahe perfekte Erstrunden-Bilanz. Allein Routinier Philipp Kohlschreiber musste sich aus dem Quartett verabschieden. Dem 37-Jährigen reichte eine ansprechende Leistung beim 3:6, 6:3, 3:6 gegen den griechischen Mitfavoriten Stefanos Tsitsipas nicht zum Weiterkommen. Für ihn war es der letzte Olympia-Auftritt seiner Karriere. «Das Ausscheiden ist traurig und bitter. Es war definitiv heute ein machbares Ding», bilanzierte Kohlschreiber.
Jan-Lennard Struff, der am Vortag als Erster weitergekommen war, fordert zum Wochenstart den serbischen Topstar Novak Djokovic heraus (4. Spiel nach 04.00 Uhr MESZ). Davis-Cup-Kollege Dominik Koepfer darf nach seinem 3:6, 6:3, 7:5 gegen den Argentinier Facundo Bagnis ebenfalls wieder ran. Aus dem Damen-Trio mischt nur noch Anna-Lena Friedsam mit. Laura Siegemund schied in einem Marathon-Match über 3:06 Stunden knapp mit einem 3:6, 7:5, 4:6 gegen die ukrainische Topspielerin Jelina Switolina aus.
Aus für Barty – Osaka souverän
Aus internationaler Sicht gab es mit dem Erstrunden-Aus für die Weltranglisten-Erste Barty die erste große Überraschung. Die Australierin verlor gegen die unangenehme Spanierin Sara Sorribes Tormo mit 4:6, 3:6. Bei den Herren zog sich der Brite Andy Murray, Goldmedaillengewinner von 2012 und 2016, wegen Oberschenkelproblemen zurück. Der Schotte will sich nur auf das Doppel konzentrieren, dort sind Tim Pütz und Kevin Krawietz die nächsten Gegner.
Die japanische Hoffnungsträgerin Osaka gab dagegen mit dem 6:1, 6:4 gegen die Chinesin Zheng Saisai zwei Tage nach dem Entzünden der olympischen Flamme ein erfolgreiches Comeback. Vor knapp zwei Monaten hatte sich die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin von den French Open zurückgezogen und Depressionsphasen öffentlich gemacht. Sie habe das Gefühl, dass die Pause sehr nötig gewesen war, sagte Osaka: «Ich fühle mich definitiv ein bisschen frischer und wieder glücklich.»
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