Sogar in der Weltpolitik ist Kylian Mbappé derzeit ein beliebtes Thema. So erhielt Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron dieser Tage bei einem Staatsbesuch in den USA einen ungewöhnlichen Dank.
«Herr Präsident, danke, dass Sie ihn in Paris behalten haben», sagte ihm Antony Blinken. Der US-Außenminister, der in seiner Jugend einige Jahre in Frankreich verbracht hatte, habe zwar «mit ganzem Stolz» die USA bei der WM in Katar unterstützt. Doch er erfreue sich «an der Magie von Kylian Mbappé».
«L’Equipe»: «Die Welt liegt ihm zu Füßen»
Die versprühte der 23-Jährige von Paris Saint-Germain mit zwei sehenswerten Treffern und einer Vorlage zum Tor des neuen französischen Rekordtorschützen Giroud beim 3:1 im Achtelfinale gegen Polen zuhauf. Und so überboten sich Trainer, Mitspieler, Fans und Medien danach mit Superlativen. «Aus einer anderen Galaxie» müsse dieser Stürmer stammen, mutmaßte die «As» in Spanien. «Was für ein Monster…», schrieb «Le Monde».
Die Sporttageszeitung «L’Equipe» titelte in der gedruckten Ausgabe mit Blick auf das Viertelfinale gegen England «God save notre King» («Gott schütze unseren König») und schrieb, Mbappé sei nun «in die Kategorie der Giganten aufgestiegen» und «Die Welt liegt ihm zu Füßen».
Zahlen unterfüttern diese übertrieben klingenden Thesen. Mbappé ist der erste Spieler, der vor seinem 24. Geburtstag neun WM-Tore erzielte, womit er Brasiliens Ikone Pelé ablöste. Nach WM-Treffern zog er nun mit dem elf Jahre älteren Lionel Messi gleich und an dem 13 Jahre älteren Cristiano Ronaldo vorbei. Beide haben schon drei Endrunden mehr gespielt.
Polen zeigt sich beeindruckt von Mbappe
Die Polen fühlten sich sogar von etwas Überirdischem geschlagen. «Es gibt kein Zauberrezept, um ihn zu stoppen», sagte Trainer Czeslaw Michniewicz, der in Katar immerhin mit dem amtierenden Weltfußballer Robert Lewandowski in seinem Team angetreten war. Und weil Stürmer Arkadiusz Milik vor dem Spiel erklärte, man brauche einen Roller, um den pfeilschnellen Mbappé einzuholen, urteilte die polnische Zeitung «Rzeczpospolita»: «Wir können die Natur nicht täuschen. Matty Cash hatte keinen Roller, und er sah sich einem Güterzug entgegen.»
Wenn so viele über ihn sprechen, müsse er nicht auch noch was sagen, dachte sich wohl der so eifrig Gehuldigte. Zweimal hatte Mbappé die internationale Pressekonferenz geschwänzt, obwohl die Wahl zum Spieler des Spiels ihn dazu verpflichtet hätte. Die 10 000 Euro Strafe dafür zahlt der wohl bestbezahlte Fußballer der Welt aus der Portokasse. Am Sonntag nach der dritten Wahl erschien er und entschuldigte sich bei den Journalisten. Er habe sich auf Fußball konzentrieren wollen. «Wenn ich das tue, funktioniere ich am besten.» Sein Nationaltrainer Didier Deschamps sprang ihm zur Seite: «Er spricht mit seinen Füßen. Und er spricht sehr gut mit ihnen.» Ob Mbappé der aktuell beste Fußballer der Welt sei? «Ganz offensichtlich ist er das», sagte Deschamps.
Mbappe: «Einziges Ziel ist der WM-Titel»
Die weiteren Schritte scheinen also geebnet für den neuen Megastar, der seinen zweiten Treffer mit einer Jubel-Hommage an Basketball-Star Stephen Curry zelebrierte: der WM-Titel als erster erfolgreicher Titelverteidiger seit Brasilien vor 60 Jahren, die Auszeichnung als bester Spieler der WM, dann der Ballon d’Or und die offizielle Auszeichnung als Weltfußballer. Wenn es so komme, nehme er das alles gerne mit, sagte Mbappé, «aber mein einziges Ziel ist der WM-Titel. Deswegen bin ich hier.»
Doch da sind noch einige Hürden im Weg. «Bringt uns Mbappé», twitterte Englands Ex-Nationalspieler und TV-Experte Michael Owen, obwohl es auch für ihn «keinen Zweifel gibt, wer momentan der beste Spieler der Welt ist». Und Stürmer Álvaro Morata vom möglichen Halbfinal-Gegner Spanien sagte: «Den goldenen Schuh bringe ich ihm mit dem Fahrrad nach Frankreich im Tausch dafür, dass Spanien Weltmeister wird.»
Macron erwies sich in den USA übrigens als absoluter Fußball-Fachmann. Für das Spiel gegen Polen tippte er das richtige Ergebnis und die richtigen Torschützen Mbappé, Giroud und Lewandowski. Doch da der Fußball dank Mbappé auch auf dem weltpolitischen Parkett Thema ist, bleibt der Staatspräsident auch immer gut auf dem Laufenden.
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