22. November 2024

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Max Verstappen: Vom Wohnwagen zum Titelkandidaten

Zweimal hat Max Verstappen schon in Österreich gewonnen. Zum ersten Mal in seiner Karriere geht der WM-Spitzenreiter nun als Favorit in die Heimrennen seines Rennstalls Red Bull.

Als Max Verstappen für einen Werbedreh klischeehaft mit einem Wohnwagen um die Formel-1-Strecke von Spielberg raste, war die Welt für ihn noch eine andere.

Zwar war sein riesiges Talent 2017 schon bestens zu erkennen, vier Jahre später kommt der 23-Jährige aber erstmals als Favorit auf den Kurs seines Arbeitgebers Red Bull. Zwölf Punkte hat der Niederländer vor dem achten Saisonlauf an diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky) Vorsprung auf Weltmeister Lewis Hamilton.

«Frühere Siege hier sind keine Garantie für einen erneuten Erfolg. Um Mercedes zu schlagen, müssen wir unsere Leistung erneut auf den Punkt bringen», sagte Verstappen. 2018 und 2019 war er vor Tausenden seiner Fans in Österreich als Erster ins Ziel gekommen und würde das gerne wiederholen. «Natürlich ragen meine Siege heraus, einerseits wegen der grandiosen Kulisse durch meine Landsleute hier, andererseits auch, weil 2019 unser erster Sieg mit Honda war. Und das Ganze auf unserer Heimstrecke, das war überaus emotional», sagte Verstappen.

Bricht Verstappen die Mercedes-Dominanz?

In der Steiermark hat er längst eine eigene Tribüne, auf der die Fans ganz in Orange sehen wollen, wie er einen weiteren Schritt in Richtung des erhofften ersten WM-Titels macht. Insgesamt 15.000 Zuschauer sind an diesem Wochenende dabei, beim nächste Woche an gleicher Stelle folgenden Großen Preis von Österreich werden es schon rund 100.000 werden. Beim Verstappen-Fanclub gab es Reise-Pakete zu kaufen, für das erste Österreich-Gastspiel waren alle vergriffen.

Die Euphorie in seiner Heimat ist groß, weil Verstappen endlich die Formel-1-Dominanz von Mercedes zu durchbrechen scheint. Seit 2014 haben die Silberpfeile alle Titel bei Fahrern und Konstrukteuren abgeräumt. «Wir werden weiter Druck machen, um Red Bull einzuholen», sagte Titelverteidiger Hamilton. Der 36 Jahre alte Brite ist längst nicht mehr so dominant wie in den Vorjahren, weil sein Rennstall Probleme hat, das Auto perfekt abzustimmen. «Es ist nicht nur eine Sache», sagte Hamilton, der positiv bleibt: «Wir wissen, wie stark wir sind. Wir kommen hier mit einem optimistischen Ansatz her.»

Das tut auch Verstappen. «Der größte Unterschied zu den letzten Jahren ist, dass wir ein konstant siegfähiges Auto haben», sagte der 13-malige Grand-Prix-Sieger. Und der Wagen funktioniert auf den unterschiedlichsten Strecken: Sowohl auf Stadtkursen wie in Monaco, einer Mix-Strecke wie in Baku oder auf der Hochgeschwindigkeitspiste von Frankreich.

Auch das Team wird stärker

Eigentlich hätte Verstappen alle drei Großen Preise gewonnen, wäre ihm in Aserbaidschan nicht kurz vor Schluss noch ein Reifen geplatzt. Doch auch zwei Siege aus den vergangenen drei Läufen zeigen eine klare Tendenz. Und als er selbst Pech hatte, sprang der neue Teamkollege Sergio Perez ein und triumphierte in Baku.

Auch das ist ein Vorteil für Verstappen. Denn endlich scheint er einen Teamkollegen zu haben, der sowohl selbst gewinnen als auch die Konkurrenz um Mercedes auf Abstand halten kann. «Wir haben nun mit zwei Autos die Möglichkeit, Spitzenränge einzufahren. Das ist elementar, um beste Chancen auf den Sieg in der Konstrukteurs-
Meisterschaft zu haben», sagte Verstappen. In der Teamwertung beträgt der Vorsprung auf die Silberpfeile 37 Punkte.

Eines hat sich im Vergleich zu 2017 aber doch nicht geändert. Plakative Werbetermine für das Getränke-Imperium von Red Bull bleiben für Verstappen Pflicht. In diesem Jahr schlüpfte er in Lederhosen und begab sich mit seinen Teamkollegen in der Steiermark auf Schnitzeljagd. «Ich hoffe, dass es am Ende auch ein Schnitzel gibt», sagte Verstappen in einem Video. Dieser Wunsch erfüllte sich zwar nicht, dafür hat der Hamilton-Herausforderer ein wichtigeres Ziel ganz fest im Blick: «Wir haben gerade ein gutes, schnelles Auto. Deswegen hoffe ich, dass es so weitergeht wie bisher.»

Von Thomas Wolfer, dpa