Kurz vor den besinnlichen Weihnachtsfeiertagen ist die Ruhe und Erholung für Max Eberl vorbei. Drei Tage vor dem WM-Finale in Katar beginnt für ihn am 15. Dezember ein Job bei RB Leipzig, der es in sich hat. Dafür wurde er mit großer Machtfülle ausgestattet.
Anders als Architekt und Sportdirektor Ralf Rangnick, der einst als Alleinherrscher alle Fäden vom Koch bis zum Platzwart in der Hand hatte, wird Eberl als Geschäftsführer Sport an der Seite von Vorstandschef Oliver Mintzlaff so hoch wie noch nie angesiedelt.
Das war längst überfällig. Das von vielen Vereinen angefeindete Konstrukt aus dem Red-Bull-Kosmos sehnt sich nach einem Manager von Format – mit Fachwissen, Herz und Ausstrahlung. Nun wurde in Eberl das nach Uli Hoeneß und Hans-Joachim Watzke wohl bekannteste Manager-Gesicht der Bundesliga präsentiert. Die Erwartungen sind riesig, wie auch die anstehenden Aufgaben. Der vom Traditionsverein Borussia Mönchengladbach kommende Eberl soll dem Emporkömmling mit seiner Aura, mit seiner Expertise und seinem über Jahre aufgebauten Netz eine andere Wahrnehmung geben. «Ich fühle mich wieder bereit und voller Kraft», sagte Eberl, der nach wie vor ein Schwergewicht in der Branche ist, auch wenn einige Kilos in seiner selbstgewählten Auszeit gepurzelt sind.
Aktueller Kader könnte Sorgen bereiten
Diese Energie braucht er auch, zwei Wochen nach seinem Amtsantritt öffnet das Transferfenster. Spätestens dann wird er mit RB-Coach Marco Rose wissen, welche Nationalspieler von der WM gesund zurückkommen. Schon jetzt hat sein einstiger Gladbacher Weggefährte mit Konrad Laimer, Lukas Klostermann und Dani Olmo hochkarätige Ausfälle zu beklagen. «Der Kader ist klein, aber nicht zu klein», sagte Rose, wollte das Thema aber (noch) nicht größer machen, auch wenn er in Dortmund und Salzburg mehr Profis zur Verfügung hatte: «Ich glaube, dass wir mit der Größe des Kader auch gut durchkommen können, wenn wir nicht noch weitere Verletzungen haben.»
Eine weitere Baustelle könnte das Stürmerproblem werden. Neben dem verletzungsanfälligen Yussuf Poulsen rennt André Silva immer noch seiner Topform im Eintracht-Trikot (28 Treffer) hinterher, konnte auch in Gladbach trotz Startelfeinsatz wenig glänzen. Rose hofft weiter auf den Durchbruch. Bei Christopher Nkunku, der nach seiner glänzenden Vorsaison gerade etwas Pech im Abschluss hat, und bei Timo Werner sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Trefferquote wieder aufwärts geht: «Timo wird eine Menge Spiele noch machen für den Verein und auch eine Menge Tore schießen.»
Mit dem Niederbayern Eberl, der 1991 ein Bundesliga-Spiel für den Rekordmeister aus München bestritt, ehe er wieder bei den Amateuren ran durfte, wird der Anspruch auf die Meisterschaft neu deklariert. In Gladbach ließen es die Rahmenbedingungen für einen Angriff auf die Bayern nicht ganz zu. In Leipzig ist die wirtschaftliche Basis anders. «Es herrscht hier ein riesiges Potenzial – im gesamten Club und der gesamten Region», meinte Eberl.
Eberl äußerte vormals selbst Kritik am Verein
Diese Möglichkeiten prangerte er 2017 vom Niederrhein aus in Richtung Sachsen selbst noch an: «RB Leipzig braucht scheinbar kein Geld einzunehmen. (…) Wir können es uns nicht leisten, ein 75-Millionen-Euro-Angebot abzulehnen.» Auch monierte er in Leipzigs erster Bundesliga-Saison 2016 «das Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig und von Leipzig nach Salzburg. Das hat für mich einen faden Beigeschmack, weil sie im Grunde zwei Kader haben.»
Nun nimmt er das sportliche Zepter am Cottaweg selbst in die Hand. Er kann den Club vor allem in der Außendarstellung mit seiner Handlungsweise prägen, denn sportlich sieht er die «klare Fußballphilosophie». Mit Boss Mintzlaff wird Eberl auch die Internationalisierung vorantreiben müssen. RB plant ab dem kommenden Sommer jährlich internationale Marketingreisen.
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