Das Trikot in den Farben der Miami Dolphins mit seinem Namen und der Nummer 1 ließ Max Verstappen in der Gewinner-Kabine hängen. Auf das ganze Drumherum beim Formel-1-Spektakel von Miami konnte der Weltmeister bei seiner Machtdemonstration verzichten.
Für die große Show auch nach US-Geschmack auf der Strecke hatte er ohnehin gesorgt. «Der 2023er Grand Prix von Miami hat alle Fragen weggewischt, ob der niederländische Superstar eine Klasse für sich selbst in diesem Sport ist über allen anderen», schrieb der «Miami Herald».
Auch über Sergio Pérez. Der nach seinen Erfolgen von Baku aufbegehrende Mexikaner musste kleinmütig zugeben: «Die Leistung, die er heute gezeigt hat, war für mich unerreichbar.» Mit Startplatz neun nach einem Patzer in der Qualifikation hatte es sich Verstappen selbst schwer gemacht. Es war sein Beitrag für einen Grand Prix ganz im Sinne des US-Publikums. Heldenhaft raste Verstappen zu seinem 38. Karrieresieg – alle für Red Bull.
Verstappen zieht mit Vettel gleich
Er zog damit mit Sebastian Vettel gleich, der 38 seiner 53. Grand-Prix-Siege während seiner Hochzeit bei Red Bull gefeiert hatte. Vier Titel nacheinander hatte der jetzige PS-Rentner damals geholt. Zwei sind es bei Verstappen, der dritte in Serie wird es nach den Eindrücken von Florida in diesem Jahr werden.
«Verstappen, der Marsmensch», schrieb Italiens «Gazzatta dello Sport» schon nach der «sciencefictionmäßigen» Aufholjagd des 25 Jahre alten Niederländers. «Max Verstappen hat das ganze Ensemble lächerlich gemacht, indem er auf eindrucksvolle Art das Rennen für sich entschied», befand Frankreichs Sportblatt «L’Équipe». «Man kann ihn nicht stappen», erlaubte sich die britische «Sun» ein kleines Wortspiel.
Die Führung im WM-Klassement baute Verstappen auf 14 Punkte aus. Pérez bleibt Zweiter. Die Pole Position reichte nicht zum Sieg in Miami, der für die WM-Führung genügt hätte. Sichtlich geknickt, aber fair gab sich der 33 Jahre alte Mexikaner, auf dem die Hoffnungen mancher Fans auf einen doch noch irgendwie spannenden WM-Titelkampf ruhen.
Ferrari ist mit sich selbst beschäftigt
Denn deutlich wurde in Miami auch: Ferrari kämpft mal wieder mit sich selbst und schiebt nach den Plätzen fünf und sieben für Carlos Sainz und Charles Leclerc Frust vor dem Heimrennen in Imola. Mercedes verließ das Hard Rock Stadium der Miami Dolpins immerhin mit einem kleinen Stimmungsaufheller dank Rang vier von George Russell und sechs von Lewis Hamilton, mehr aber auch nicht. Und Aston Martin, genauer Fernando Alonso im Aston Martin, ist die zweitstärkste Kraft hinterm Red-Bull-Duo.
Aber ran kommt der 41 Jahre Weltmeister von 2005 und 2006 auch nicht. Stattdessen blieb ihm bei seinem einsamen Rennen auf Platz drei sogar genug Zeit, das Rennen ein bisschen auf den großen Leinwänden zu verfolgen und mit seiner Box über ein Manöver seines Teamkollegen Lance Stroll zu plaudern.
Wie viel sich beim kommenden Europa-Auftakt in Imola verändern wird, ist abzuwarten. Alle Teams werden mit Updates für ihre Autos antreten. Eine Woche später steht der Klassiker in Monaco an, noch eine Woche später das Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.
Kritik an US-Show
Dass beim Europa-Dreierpack der Showcharakter nicht ganz so ausgeprägt sein wird wie in den USA, wo es im Oktober in Austin weitergeht und die Spektakel-Krönung im November in Las Vegas ansteht, freut die meisten Fahrer. Die Präsentation vor dem Miami-Rennen durch Rapper LL Cool Ja und will.i.am kam nicht so besonders gut an.
«Ich bin offen für Neues, aber das brauche ich nicht», sagte Mercedes-Pilot George Russell. «Keiner der Fahrer mag es», behauptete sogar McLaren-Pilot Lando Norris. «Manche Leute stehen gern im Rampenlicht, andere nicht. Ich persönlich tue es nicht gern. Für mich war das nicht nötig, was sie heute gemacht haben», sagte Verstappen.
Die, die sich positionierten, fühlten sich vor allem in ihrer unmittelbaren Rennvorbereitung gestört. Während sie sonst noch die letzten Details mit ihren Renningenieuren austauschen, warteten sie auf dem Miami International Autodrome, bis LL Cool J mit viel Pathos jeden einzelnen aufrief. «Solange das nicht zu oft passiert, ist es okay», meinte Verstappens Teamkollege Pérez.
«Wenn wir es machen, dann überall. Ich denke nicht, dass die Fans in Miami besser sind als in Imola, in Spanien, in Mexiko oder Japan», konterte Alonso, der allerdings generell auch kein Fan der großen Show ist. Es sei denn, auf der Strecke. Aber da liefert sie auch in diesem Jahr vor allem Max Verstappen.
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