Die beeindruckende Flugschanze in Planica, Slowenien, wird für Markus Eisenbichler das Tor zu einem neuen Lebensabschnitt. Nach einem letzten Wochenende im Skisprung-Weltcup plant der sechsmalige Weltmeister, sich neuen Abenteuern wie Langlauf, Skitouren und Bergwanderungen zu widmen, und sieht dem Ende seiner Profikarriere mit Vorfreude entgegen.
„Es war eine Befreiung, als ich meinen Rücktritt bekannt gegeben habe“, sagte Eisenbichler in einem Interview. Der Skisprung-Sport, der in den letzten Jahren durch einen Anzug-Skandal belastet war, verliert mit ihm eine prägende Figur.
Mit seiner markanten Art und humorvollen Sprüchen wie „Sieg oder Sarg“ erregte der 33-Jährige viel Aufmerksamkeit. Seine leidenschaftlichen Jubelreaktionen und derb formulierten Äußerungen machten ihn zu einer Kultfigur im Skispringen. Fans bezeichneten ihn als „den Thomas Müller des Skispringens“ aufgrund seines unverfälschten Auftretens.
Eisenbichler hat eine Karriere voller Höhen und Tiefen hinter sich. Mit dem Gewinn der WM-Goldmedaille im Einzel und insgesamt sechs Titeln gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Skispringern. Sportdirektor Horst Hüttel bezeichnete ihn als „das Gesicht der WM 2019“, die in Tirol stattfand.
Dennoch erlebte der Bayern auch Rückschläge, darunter ein schwerer Sturz in Oberstdorf 2012, der seine Karriere beinahe vorzeitig beendet hätte. Bei den Olympischen Spielen 2018 war er nur Ersatzmann im Teamspringen und konnte den Erfolg seiner Kollegen nur aus der Ferne beobachten. Im Jahr 2022 holte er schließlich eine Bronze-Medaille mit dem Team in Peking und äußerte in die Kamera: „Ich wollte unbedingt diese Scheiß-Medaille.“
In den letzten Jahren seiner Karriere blieb der Erfolg jedoch aus, und er wurde zunehmend zum Ziel öffentlicher Kritik. Der ehemalige Vierschanzentournee-Sieger Sven Hannawald bezeichnete ihn als „schwierigen Charakter“ und empfahl ihm, seine Karriere bald zu beenden. Auch Chefcoach Stefan Horngacher äußerte sich kritisch und stellte fest, dass er nicht verstehe, warum Eisenbichler nicht mehr konkurrenzfähig sei.
Für Horngacher und Eisenbichler endet ihre Zeit zusammen nun in Planica. Der DSV gab den Rücktritt des Athleten bekannt, ohne Horngacher zu zitieren. Eisenbichler bemerkte dazu, dass der Trainer einen anderen Ansatz habe.
Der erfahrene Skispringer betonte, wie wichtig ihm Freiräume wie Radtouren und lokale Fußballtrainings seien, da er sonst „unerträglich“ werde. Während Horngacher eine mögliche Verletzungsgefahr sah, hatte Eisenbichler in den ersten Jahren unter seiner Leitung noch Erfolge gefeiert, bevor seine Leistung nachließ.
Seit seiner Rücktrittsankündigung wirkte Eisenbichler befreit. Bei einem kürzlichen Auftritt in Vikersund, als er die 220-Meter-Marke überflog, rief er begeistert in die Kamera: „I love this.“ Auch später wirkte er von Adrenalin und Freude erfüllt. Er sprach jedoch auch von Ängsten und Nervosität, die ihn beim Springen überkamen. „Es ist richtig, dass ich aufhöre. Das kann ich nicht mehr lange machen“, gestand er.
Wie es für den heimatverbundenen Bundespolizisten weitergeht, bleibt abzuwarten. Er kann sich vorstellen, im Skisprung-Sport zu bleiben, möchte aber auch seine Hobbys intensiver ausüben. „Mal schauen, was in den nächsten Jahren passiert. Familie, Partnerschaft, Ehe und vielleicht auch Kinder? Zunächst möchte ich ein Haus bauen“, sagte er abschließend.
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