Das ersehnte Ticket für die Endrunde lösten Deutschlands Basketballer gemütlich aus der Hotel-Lounge. Wenige Stunden nach dem eigenen deutlichen 100:73 über Georgien besiegelte Sloweniens Sieg über Australien den Sprung ins Viertelfinale – und ließ den kurzzeitigen Schreck um den angeschlagenen Kapitän Dennis Schröder vergessen.
«Ich bin happy, dass wir im Viertelfinale sind. Das war aber nur ein Zwischenziel. Wir wollen jetzt die Gruppe gewinnen, um eine richtig gute Ausgangsposition für das Viertelfinale zu haben», sagte Co-Kapitän Johannes Voigtmann. Zahlreiche Spieler hatten sich am Abend eingefunden, um das für Deutschland bedeutende Duell gemeinsam am Bildschirm zu verfolgen.
Spiel um den Gruppensieg gegen Slowenien
Damit ist der weitere Fahrplan für Deutschland klar: Am Sonntag (13.10 Uhr/Magentasport) geht es in Okinawa gegen die Slowenen und Starspieler Luka Doncic um den Gruppensieg. Am Montag dann nach Manila, wo nicht nur WM-Medaillen vergeben werden, sondern auch Tickets für Olympia 2024. «Wir stehen bei 4:0-Siegen und das in dieser harten Gruppe. Wir haben das verdient und haben das heute geschafft. Uns geht es jetzt noch um den ersten Platz», sagte Bundestrainer Gordon Herbert. «Wir klettern auf den Berg und wir sind vielleicht bei 60 Prozent. Wir müssen weitermachen.»
Stunden zuvor hatte Spielmacher Schröder die Arena angeschlagen und kommentarlos verlassen. Rückenprobleme hatten ihm beim Spiel gegen Georgien zu schaffen gemacht, Chefcoach Herbert wirkte besorgt. «Das ist ein Turnier, bei dem Verletzungen passieren. Wir spielen drei Spiele in fünf Tagen. Alle Teams müssen damit klarkommen. Dennis ist ein großer Kämpfer. Wir müssen sehen, wie es ihm morgen geht», sagte der Kanadier. Das Viertelfinale ist nun fix, Schröder könnte – wie der seit einer Woche verletzte Franz Wagner – zusätzliche Zeit zur Regeneration bekommen.
Leichte Entwarnung bei Schröder
Eine echte Entwarnung gab der 29 Jahre alte Kapitän zwar nicht. Eine Instagram-Story am späten Abend (Ortszeit) ließ aber darauf schließen, dass Schröder sich keine ernsthaften Sorgen mache. «4/4», schrieb Schröder zu einem Foto, das ihn beim Korbleger zeigte. Schröder war nach seiner Auswechslung im dritten Viertel zwar auf die Bank zurückgekehrt, spielte aber nicht mehr.
Sein Ausfall wäre vor allem bei der folgenden K.o.-Runde auf den Philippinen das Letzte, was Deutschland gebrauchen kann. «Ich habe Dennis gerade gesehen. Er hat mir gesagt, dass alles ok ist», sagte Verbandspräsident Ingo Weiss der «Bild». Bundestrainer Herbert war in den vergangenen drei Spielen bereits damit beschäftigt, den verletzten Jungstar Franz Wagner zu ersetzen.
Vierter Sieg gibt zusätzliche Zuversicht
Abseits der Verletzungssorgen läuft es weiter rund. Die «schlechteste Leistung» (Herbert) des bisherigen Turniers in der ersten Halbzeit konterte das Team gegen Georgien eindrucksvoll – mit viel Einsatz nach der Pause und rekordverdächtigen 20 verwandelten Dreipunktewürfen. Der vierte Sieg gibt Deutschland zusätzliche Zuversicht, in Manila «was Großes mit nach Hause zu nehmen», wie Schröder den deutschen Fans in dieser Woche bereits ankündigte.
«Wir spielen sehr erwachsen. Wir haben viel Charakter. Deshalb stehen wir jetzt da, wo wir stehen», sagte Johannes Thiemann. Die starke zweite Reihe mit Thiemann (elf Punkte), Maodo Lo (18) und Moritz Wagner (14) liefert bei der WM ab – und könnte noch wichtiger werden, wenn Schröder und Wagner angeschlagen sind oder sogar ausfallen.
Thiemann: «Wir sind zusammengewachsen»
Seit der verkorksten WM 2019 scheint sich das von Schröder (16 Punkte) angeführte Team unentwegt zu steigern. Das Olympia-Viertelfinale 2021 war der Anfang, es folgte Bronze bei der Heim-EM – nun scheint angesichts des reifen Auftretens und des tiefen Kaders auch eine WM-Medaille greifbar. Es wäre die erste seit 2002, damals noch mit Dirk Nowitzki. «Wir sind zusammengewachsen. Gordie (Herbert) macht einen sehr, sehr guten Job. Er macht klar, was gefordert ist. Das hilft dem Team ungemein. Wir sind alle ein paar Jahre älter geworden», beschrieb Thiemann.
Vor 5852 Zuschauern hatte das deutsche Team ähnliche Startschwierigkeiten wie beim letztlich souveränen 101:75 über Finnland am Mittwoch. Die erste Fünf funktionierte zunächst nicht wie gewünscht, weil Schröder erneut in enge Deckung genommen wurde und Andreas Obst sowie Co-Kapitän Voigtmann zum Start wenig Impulse beisteuern konnten. Für Franz Wagner kam ein Einsatz wiederum zu früh, sein Comeback nach dann über einer Woche Spielpause erfolgt frühestens am Sonntag.
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