23. November 2024

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Mainz hält an Coach Svensson fest: «Frage stellt sich nicht»

In Mainz geht das Warten auf den ersten Saisonsieg weiter. Dennoch steht Trainer Bo Svensson bisher nicht zur Disposition. Sportdirektor Martin Schmidt nimmt stattdessen die Profis in die Pflicht.

Von Freude über den Ausgleich in letzter Minute war wenig zu spüren. Nach dem glücklichen 2:2 (0:1) der Mainzer im Kellerduell beim VfL Bochum empfand Martin Schmidt mehr Frust als Erlösung.

Im noch immer anhaltenden Ärger über eine «schreckliche erste Halbzeit» nahm sich der Sportdirektor mit deutlichen Worten die FSV-Profis zur Brust. Coach Bo Svensson bezog der Schweizer jedoch ausdrücklich nicht mit in seine Schelte ein. Auch nach dem neunten Spiel des Tabellenletzten ohne Sieg steht der Fußball-Lehrer offenbar nicht zur Disposition: «Die Trainerfrage stellt sich bei uns nicht. Da ist die Position genau dieselbe wie vor zwei, drei oder vier Wochen. Hundertprozentige Rückendeckung, hundertprozentiges Vertrauen in Bo», sagte Schmidt.

«Jeder im Team muss sich hinterfragen»

Die Schuld für die anhaltende Misere sah Schmidt allein bei den Profis. «Der Ausgleich übertüncht ein wenig die Leistung. Obwohl noch das Tor gefallen ist, bringt es nichts, wenn wir das Spiel schönreden. Jeder im Team muss sich hinterfragen, ob das die Leistung ist, die wir auf dem Platz bringen wollen», klagte der 56-Jährige ungeachtet des Treffers von Tom Krauß in der sechsten Minute der Nachspielzeit.

Der einstige Coach verspürte wenig Lust auf Schönfärberei und auf branchenübliche Floskeln von einer intakten Moral: «Wir stehen zusammen. Aber zusammenstehen heißt nicht, dass wir es gemütlich haben wollen. Zusammenstehen heißt, dass wir eine Wagenburg bilden müssen. Der Verein schenkt der Mannschaft Ruhe. Aber sie muss die Spiele angehen, wie es im Abstiegskampf nötig ist.» 

Die dürftige Vorstellung vor der Halbzeit, in der die indisponierten Gäste mit dem Führungstreffer der ebenfalls noch immer sieglosen Bochumer durch Kevin Stöger (21./Foulelfmeter) noch gut bedient waren, schürte auch bei Svensson die Zweifel an der Liga-Tauglichkeit seiner Mannschaft: «Mit der zweiten Halbzeit kann ich leben. Leider waren aber 45 Minuten dabei, die uns schon alle nachdenklich machen müssen.» Sein Fazit klang deshalb ähnlich kritisch wie das des Sportdirektors: «In unserer Situation so eine erste Halbzeit zu liefern, damit müssen wir kritisch umgehen. Das war weit, weit entfernt davon, was wir zeigen wollen. »

Selbstkritischer Svensson

Der Chefcoach bezog auch sich selbst mit in die Kritik ein: «Da stellt man sich auch selber in Frage. Am Ende habe ich die Verantwortung, um die Jungs sowohl taktisch als auch von der Mentalität richtig aufzustellen und vorzubereiten». Gleichwohl beantwortete Svensson die Frage, ob er daran zweifelt, die bedrohliche Situation lösen zu können, mit einem deutlichen «Nein». 

Bei allem Frust über die lange Zeit dürftige Vorstellung der Mainzer konnte Sportdirektor Schmidt der Dramaturgie der Partie mit dem Last-Minute-Ausgleich doch noch etwas Positives abgewinnen: «Es war ein bisschen unverdient. Aber genau das brauchst du mal – unverdient einen Punkt zu holen. Wir haben in dieser Saison auch unverdient Punkte verloren», kommentierte er. In der Hoffnung auf eine Trendwende fügte Schmidt an: «So ein Tor kann ein Gamechanger in der Saison sein. Das habe ich schon oft genug erlebt, das können wir mitnehmen.» 

Von Heinz Büse, dpa