Das Sextett um Toni Kroos und Leroy Sané posierte nach seinem Erfolg beim Kleinfeldturnier in lila Leibchen lächelnd für ein Siegerfoto. Die Skisprungschanzen boten dabei für das vom DFB präsentierte «Team des Tages» den imposanten Hintergrund.
Joachim Löw schürte auch zwei Tage vor der EM-Generalprobe gegen Lettland im Trainingscamp noch einmal intensiv die «Gewinnermentalität», die er bei der Fußball-Europameisterschaft gleich im wegweisenden Auftaktspiel gegen Frankreich auf dem Platz sehen will.
Bundestrainer Löw appeliert an die Mentalität
«Man kann sagen, dass wir gleich K.o.-Spiele haben», sagte der Bundestrainer erneut zur Hammergruppe mit dem Weltmeister sowie Titelverteidiger Portugal und Ungarn als drittem Vorrundengegner.
DFB-Direktor Oliver Bierhoff zog am neunten von zehn Tagen in der Tiroler «Höhenluft» vorab ein optimistisches Fazit. «Die Atmosphäre war sehr fokussiert und positiv.» Der 53-Jährige weiß allerdings mit seiner großen Turniererfahrung, dass eine gute Vorbereitung am Tag X nichts mehr zählt, wenn dann das Ergebnis nicht stimmt. «Das richtige Herz, der richtige Mut und die richtige Power musst du am 15. Juni gegen die Franzosen direkt auf den Platz legen», mahnte Bierhoff.
England-Profis um Havertz dürfen nach Deutschland reisen
Löw kann für die EM-Generalprobe gegen Lettland am Montag (20.45 Uhr/RTL) in Düsseldorf immerhin mit 25 seiner 26 Spieler planen. Auch die vier Champions-League-Finalisten Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Timo Werner vom FC Chelsea sowie Ilkay Gündogan von Manchester City stehen zur Verfügung. Die vier England-Profis müssen nach der Einreise nach Deutschland nicht in Quarantäne. «Das ist geklärt», sagte Bierhoff zur Corona-Problematik angesichts der Einstufung von Großbritannien als Virusvariantengebiet. Das Quartett kehrte nach dem Endspiel in Porto für weniger als 24 Stunden nach England zurück.
Löw kann sich auch über weitere gute Personalnachrichten freuen. Der 31 Jahre alte Kroos mischt nach seiner Corona-Infektion wieder sehr engagiert und spielerisch auffällig auf dem Platz mit. Auch Mats Hummels stand nach einem Tag Pause wieder auf dem Platz und dürfte damit wie Kroos gegen Lettland auflaufen können. Hummels entlastete seine malade Patellasehne mit einem Knie-Tape. Der Leipziger Lukas Klostermann (Kniegelenk) ist auch wieder im Teamtraining. Nur Leon Goretzka ringt nach einer Muskelverletzung weiter um den Anschluss.
«Im Training ist Feuer drin», sagte Außenverteidiger Robin Gosens. Die Stimmung im Team sei «genial», ergänzte der Turnierneuling von Atalanta Bergamo. In den Wettkampfformen und Trainingsspielen geht es emotional zu und bisweilen auch mal etwas lauter. «Man muss sich auch mal auf die Eier gehen», meinte der 26-jährige Gosens.
Bierhoff beobachtet «ein starkes Miteinander»
Schließlich ist der Kampf um die EM-Startplätze voll entbrannt. 12 der insgesamt 26 Spieler werden gegen die Franzosen zunächst auf der Bank sitzen, weitere drei sogar auf der Tribüne. «Das wird auch eine Herausforderung sein», meinte Bierhoff. Aktuell beobachtet er «ein starkes Miteinander» der verschiedenen Generationen von Teamsenior Manuel Neuer (35) bis zum jüngsten Kadermitglied Jamal Musiala (18).
Für Kapitän Neuer wird der letzte Turnier-Probelauf gegen den Weltranglisten-138. Lettland ein besonderer Fußballabend. Als erster deutscher Torhüter überhaupt erreicht er die magische Zahl von 100 Länderspielen. Vorm Anpfiff wird Neuer die DFB-Ehrenmedaille überreicht bekommen. «Die 100 wird man vielleicht an der einen oder anderen Sache bei ihm sehen, auch beim Trikot», verriet Bierhoff schon. Neuer sei «zurecht über Jahre schon der weltbeste Torwart».
Immerhin 1000 Zuschauer können Neuer im Düsseldorfer Stadion applaudieren. Rund 14.000 dürfen beim Kampf um EM-Punkte in die Münchner Arena. Diese Nachricht hatte im Teamhotel «riesige Freude» ausgelöst, wie Bierhoff berichtete. Er zeigte sich «dankbar» für die Zulassung von Fans. Der 53-Jährige sieht darin ein weiteres Signal der Hoffnung in der Corona-Pandemie. «Das Ganze kann uns vielleicht wieder ein bisschen zurück zur Normalität führen. Es wäre schon klasse, wenn in ganz Europa solch eine EM funktionieren würde, man mit einer positiven Rückmeldung kommt und wir alle wieder das Gefühl haben, dass es bergauf geht», sagte der Direktor der Nationalelf.
Auch wenn die bei internationalen Spielen 70.000 Besucher fassende Allianz Arena nicht voll sein wird, erhoffen sich Löw und auch die Spieler einen Schub von den Rängen. «Wir haben schon bei anderen Spielen gesehen, dass 5000 oder 10.000 Zuschauer wirklich schon für Stimmung sorgen», sagte Bierhoff. Der Funke soll wieder überspringen.
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