Joachim Löw ist mal wieder aufgetaucht. Und wer weiß, vielleicht werden die Fußballfans den ehemaligen Bundestrainer in Zukunft wieder häufiger in einem Stadion sehen – und das nicht nur als Tribünengast oder wie beim DFB-Pokalfinale als Botschafter seines Herzensclubs SC Freiburg.
Nein, der 62-Jährige liebäugelt ein gutes Jahr nach der Europameisterschaft und seinem Abschied vom DFB nach 17 größtenteils erfolgreichen Jahren mit einer Rückkehr ins aufgeregte Fußball-Business – und das am liebsten auf der Trainerbank.
«Der Wille ist schon da»
«Der Wille ist schon da», sagte Löw. Er brachte sich im Sky-Interview in Erinnerung und ins Gespräch. Und das in einer Zeit, in der gerade etliche interessante Trainerposten auch in der Bundesliga vakant sind. Jene heimische Liga, in die er in den finalen Jahren als Bundestrainer eine Rückkehr stets ausschloss.
Beim Pokalfinale mit «seinem» Sportclub als unglücklichem Verlierer trat der im Breisgau verwurzelte Löw, der bis zur Ablösung durch Nils Petersen viele Jahre Freiburger Rekordtorschütze war, blendend erholt auf der großen Bühne auf. Löw trug den DFB-Pokal ins Stadion, jenen «Pott», den er 25 Jahre zuvor nach einem 2:0-Finalsieg mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus als erfolgreicher Vereinstrainer in die Höhe recken durfte. Es war sein erster Titel als Trainer.
Dass sich Löw noch einmal das stressige Tagesgeschäft Fußball antun könnte, erscheint nach den Vorzügen des Nationaltrainer-Lebens mit Erholungspausen zwischen Länderspielen und Turnieren für Wegbegleiter schwer vorstellbar. Aber Ruhestand mit 62? «Es gibt noch nichts Konkretes», äußerte Löw zu seinen Plänen. «Es gibt einige Anfragen, das eine oder andere Angebot, mit dem ich mich jetzt mal beschäftige in den nächsten Wochen. Entscheidung ist noch keine getroffen.»
Eher Verein- statt Auswahlcoach
An eine neue Aufgabe als Auswahlcoach denkt der Weltmeister von 2014 eher nicht. «Wenn man mal Trainer von Deutschland war, ist es natürlich auch schwierig, irgendwo als Nationaltrainer etwas Anderes, auch Adäquates zu finden.» Er würde «schon gerne wieder einen Club trainieren. Das würde mir schon Spaß machen», sagte er. Auch in der Türkei und in Österreich war er vor seiner DFB-Anstellung tätig.
Bei Borussia Dortmund wird Löw sicherlich nicht landen. Auch nicht auf Schalke. In Hoffenheim hätte man sich den Schwarzwälder schon etwas eher vorstellen können – dort heuert aber der «Bild»-Zeitung zufolge bereits André Breitenreiter an. Ein Türkei-Comeback von Löw bei Fenerbahce Istanbul, wohin er 1998 nach seiner Stuttgarter Zeit wechselte, war immer mal wieder im Gespräch.
Löw wurde in DFB-Zeiten auch immer wieder mal bei europäischen Topclubs wie Real Madrid gehandelt. Er lernte zeitweise Spanisch. Paris Saint-Germain könnte für einen Weltmeister-Trainer der letzte Kick sein, um ein Lebenswerk abzurunden, vielleicht nochmals neu zu krönen. Löw ist verfügbar – ein Vorteil. Die Sprachbarriere wäre für einen Kommunikator wie Löw hinderlich, der Stressfaktor extrem.
Ex-Nationalspieler und ARD-Experte Bastian Schweinsteiger, der mit Löw 2014 in Brasilien Weltmeister geworden war, kommentierte: «Ich weiß nicht, ob er an der Bundesliga interessiert ist. Aber er könnte sicher dem ein oder anderen Verein aus der Bundesliga helfen.»
Löws langjähriger Weggefährte Andreas Köpke sprach anlässlich seines 60. Geburtstages im März ein Löw-Comeback an. Dieser habe nach dem Rücktritt als Bundestrainer «erst mal Abstand gebraucht», sagte der frühere Bundestorwarttrainer der Deutschen Presse-Agentur.
17 Jahre arbeiteten sie beim DFB zusammen, gemeinsam hörten sie auf. Und sie stehen weiterhin regelmäßig in Kontakt. «Ich glaube nicht, dass der Jogi schon ganz aufhört und gar nichts mehr machen will. Das kann ich mir nicht vorstellen», sagte Köpke vor zwei Monaten. Er sprach auch von einem neuerlichen Gespann Löw/Köpke: «Grundsätzlich könnte ich mir mit Jogi schon vorstellen, etwas zu machen.»
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