Von Torwart Andreas Wolff gab es den einen oder anderen lockeren Spruch – und selbst Bundestrainer Alfred Gislason wirkte vor dem Start in die heiße WM-Phase ganz entspannt. Deutschlands Handballer fühlen sich nach vier Siegen in Serie und teilweise beeindruckenden Auftritten bei der Endrunde in Polen und Schweden bereit für das richtungsweisende Duell mit den Niederlanden.
«Für uns ist das der erste Matchball. Den wollen wir verwandeln und ins Viertelfinale einziehen», verkündete Linksaußen Lukas Mertens die Marschroute für die Partie am Samstagabend (20.30 Uhr/ZDF) in Kattowitz. Und Kapitän Johannes Golla bekräftigte: «Es fühlt sich natürlich gut an, alles in der eigenen Hand zu haben. Wir haben uns die gute Ausgangsposition hart erarbeitet und wollen aus eigener Kraft ins Viertelfinale.»
Wolff lobt Bundetrainer Gislason
Der Bundestrainer wollte sich zwar nicht auf Rechenspiele einlassen. «Ich rechne wirklich gar nicht. Wenn man damit anfängt, ist das immer falsch», sagte Gislason. Doch einen Rechenschieber muss vor der Partie auch niemand bemühen: Bei einem Sieg steht die deutsche Mannschaft vorzeitig in der K.o.-Phase des bisher so verheißungsvoll verlaufenen Turniers.
Wolff sieht den Bundestrainer als einen der Schlüssel für die bisher erfolgreiche WM an. «Alfred ist natürlich auch sehr emotional, schafft es aber trotzdem sehr gut, den Bogen zu spannen zwischen vor dem Spiel und nach dem Spiel», sagte der Europameister von 2016. «Trotz seiner Anspannung schafft er es, uns vor dem Spiel eine gewisse Ruhe zu geben, weil er eben unglaublich viel Erfahrung, unglaublich viel Souveränität hat.»
Auch Co-Trainer Erik Wudtke sieht Gislason als mitentscheidend für das bislang starke Turnier an. «Er spiegelt Souveränität und Selbstbewusstsein wider, was auch die Mannschaft dann wieder aufnimmt», sagte Wudtke. Ganz so entspannt sei der Isländer aber gerade während des Spiels nicht immer. «Aber er ist entspannt genug, um uns im Training Fußball spielen zu lassen», scherzte Wolff.
Diese Lockerheit wollen Wolff & Co. beibehalten und damit das erste große Etappenziel erreichen. Mit jeweils 6:0 Punkten führen Deutschland und Norwegen die Gruppe 3 an, dahinter folgen die Niederländer (4:2). Serbien, Katar und Argentinien sind schon aus dem Rennen.
Für das Oranje-Team geht es um alles
Für die DHB-Auswahl geht es also um viel, für die Niederländer um alles. Wolff wollte eine zusätzliche Brisanz des Nachbarschafts-Duells daher nicht herbeireden. «Das hat nicht den gleichen Klassiker-Charakter wie im Fußball. Da gibt es eine größere Rivalität», sagte der 31-Jährige und betonte grinsend: «Aber natürlich wollen wir unseren Nachbarn nach Hause schicken.»
Beide Teams wohnen im gleichen WM-Hotel, wo man sich ab und zu über den Weg läuft. Trash-Talk zwischen den Spielern, von denen sich viele aus der Bundesliga kennen, gab es bisher aber nicht. Mertens, der mit dem Niederländer Kay Smits beim deutschen Meister SC Magdeburg zusammenspielt, stellte klar: «Es gibt nicht die Brisanz wie im Fußball. Mittlerweile ist da aber auch ganz schön Feuer drin, weil die Niederländer sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt haben.»
Auch im Falle einer Niederlage gegen das Oranje-Team hätte die DHB-Auswahl zum Abschluss der Hauptrunde gegen Norwegen noch eine weitere Chance, das Weiterkommen perfekt zu machen. Darauf will es aber niemand ankommen lassen. «Wir werden alles daran setzen, um zu gewinnen», versprach Gislason.
Allerdings bekommen es seine Schützlinge mit einem ganz anderen Kaliber zu tun als bei der 39:19-Gala gegen Argentinien zum Auftakt der Hauptrunde. «Die Niederländer sind richtig gut, schalten sehr schnell um von Abwehr auf Angriff. Wir müssen vieles richtig machen, um zu gewinnen», mahnte der Bundestrainer. Auch Wolff ist sicher: «Das wird kein Selbstläufer.»
Zumal der Gegner darauf brennt, dem großen Nachbarn ein Bein zu stellen. «Viele von uns spielen in der Bundesliga. Wir wollen zeigen, dass wir gut Handball spielen können», sagte Dani Baijens vom HSV Hamburg. Und der Magdeburger Smits betonte: «Deutschland gegen Holland ist immer ein großer Kampf. Wir sind bereit und haben ganz viel Bock.» Das gilt aber auch für die deutsche Mannschaft.
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