Leroy Sané bejubelte sein Pirouetten-Tor nur sehr dezent.
Auch Timo Werner klatschte nach seinem Treffer eher kurz und professionell mit Robin Gosens ab, während der grandiose Vorbereiter Jamal Musiala voller Begeisterung die Arme hochriss und strahlte. Das 2:0 gegen Liechtenstein war nicht das erhoffte Offensiv-Feuerwerk beim Stotterstart unter Hansi Flick. Aber für besagtes Offensiv-Trio war es doch ein womöglich wegweisender Fußballabend in St. Gallen.
Die ersten beiden Torschützen in der neuen DFB-Zeitrechnung mit Bundestrainer Flick konnten die Schweiz am Freitag mit der Hoffnung auf persönlich wieder schönere Momente im Nationaltrikot verlassen.
Musiala macht Hoffnung
Eine große Zukunft zeichnet sich sogar bei Bayern-Teenager Musiala ab, dessen Status im Kreis der deutschen Kicker-Elite mit jeder Einsatzminute anwächst. Der 18 Jahre alte Außenstürmer mit dem eingebauten Ball-Magneten ist für Flick nach dem ansprechenden Startelfdebüt ab sofort «immer eine Option» für die erste Elf.
Bei der missglückten EM im Sommer hatte Joachim Löw den Youngster anfangs zweimal auf die Tribüne gesetzt und dann zweimal als Joker gebracht. In St. Gallen war es nun Musiala, der Liechtensteins Bollwerk als erstes knackte. Und das mit einer Aktion, wie sie sich Flick viel häufiger von seinen Offensivspielern gewünscht hätte.
Musiala zog mit dem Ball am Fuß vom linken Flügel mit Tempo nach innen, schlängelte sich durch zwei Gegner und steckte die Kugel dann im richtigen Moment durch auf den startenden Werner. Dieser nahm den Ball gekonnt mit und tunnelte mit dem rechten Fuß den Torwart.
Förderer Flick
Flick erhob Musialas Aktion zum Vorbild für die kommenden Aufgaben in der WM-Qualifikation gegen Tabellenführer Armenien am Sonntag in Stuttgart und danach auf Island: «Wir müssen es so machen, wie Jamal beim ersten Tor mit einer hervorragenden Einzelleistung: Selbstbewusst in ein Dribbling gehen. Timo Werner hat einen hervorragenden Laufweg gehabt. Das Tor war sehr gut herausgespielt.»
Flick hat Musiala schon als Vereinstrainer in München gefördert. Als Nationalcoach will er Bayerns «Bambi» weiter formen: «Dass Jamal eine Qualität hat, das hat er bei Bayern München im letzten Jahr oder auch in den letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen, und heute auch mit seiner Aktion bei der Vorbereitung des Tores von Timo Werner.»
Der Stürmer des FC Chelsea durfte sein 17. Länderspieltor ebenso wie Angriffskollege Sané seinen achten Treffer für Deutschland derweil als Balsam empfinden nach einer EM, die für beide frustrierend war und einem beiderseits unbefriedigenden Vereinsstart in diese Saison.
Sané und Werner rechtfertigen Startelfeinsatz
Flick stellte Sané und Werner beim Neustart auf – und das Duo enttäuschte ihn nicht. «Sie haben schon gezeigt, was für eine Qualität sie haben», sagte der Bundestrainer. Werner hatte wenig Raum in der Spitze, aber dennoch einige Abschlussaktionen. Sané gefiel mit Einsatzfreude und einer verbesserten Körpersprache. Und mit dem Tor belohnte er sich spät im Spiel für sein unermüdliches Bemühen.
«Beim ersten Tor hat Timo einen hervorragenden Laufweg gehabt. Er hat auch immer wieder versucht, in die Tiefe zu starten», lobte Flick den 25-jährigen Werner, den er als Mittelstürmer wieder hinkriegen will. «Es ist immer wichtig, wenn der Trainer hinter einem steht und einem Vertrauen gibt. Ich bin froh, dass ich es mit meinem Tor zurückzahlen konnte. Das ist mir letztes Jahr ein bisschen abhanden gekommen. Aber wenn ich so weitermache, dann wird es wieder», sagte Werner.
Das hofft auch Sané. Dieser habe gerade in der zweiten Halbzeit gute Aktionen gehabt. Und beim Tor sei Sané gut ins Eins gegen Eins gegangen und habe beherzt abgeschlossen, lobte Flick: «Das sind die Dinge, die er kann. Er hat gezeigt, dass er auf einem wirklich guten Weg ist.»
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