23. Februar 2025

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Linus Straßer sichert Bronze für deutsches Ski-Team bei WM

Linus Straßer sichert Bronze für deutsches Ski-Team bei WM

Linus Straßer gewinnt Bronze im Slalom und rettet damit das deutsche Ski-Team vor einer medaillenlosen WM in Saalbach-Hinterglemm. Eine dramatische Entscheidung sorgte für Spannung bis zur letzten Minute.

Linus Straßer hob seine Skier triumphierend in die Höhe und wurde von den Fans auf der imposanten Tribüne im Zielraum gefeiert. Der 32-jährige Sportler holte sich beim Slalom in Saalbach-Hinterglemm die Bronzemedaille und sicherte damit am letzten Tag der Weltmeisterschaft eine Medaille für das deutsche Team. Der Deutsche Skiverband (DSV) steht nach aufregenden Tagen am Zwölferkogel vor großen Herausforderungen, doch eine totale Schmach konnte abgewendet werden.

Olympiasieger Noel scheitert im dramatischen Finale

„Es fühlt sich wahnsinnig schön an“, äußerte Straßer über seine erste Einzelmedaille bei einem Großereignis. Zuvor hatte er 2021 in Cortina d’Ampezzo mit der Mannschaft Bronze gewonnen und im darauffolgenden Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking Team-Silber errungen. Nun gelang ihm der lang ersehnte individuelle Erfolg in einem der spannendsten Slaloms des Winters, so der Sportvorstand Wolfgang Maier.

Nach einem packenden Finale war Straßer unsicher, ob seine „beherzte Fahrt“ im zweiten Durchgang für einen Platz auf dem Podest ausreichen würde. Zunächst sah es nach einem vierten Platz aus, bis der französische Olympiasieger Clement Noel, der zur Halbzeit führte, im zweiten Lauf ausschied. Dies sorgte für eine kollektive Erleichterung im deutschen Ski-Team.

Gold ging an Loic Meillard, der damit die 13. Medaille für die überragenden Schweizer bei diesen Weltmeisterschaften holte. Silber sicherte sich Atle Lie McGrath aus Norwegen.

Familie an der Strecke

Straßer war die letzte Hoffnung der deutschen Mannschaft bei den Titelkämpfen im Salzburger Land. Nur knapp hätte der DSV erstmals seit 18 Jahren ohne eine Medaille von einer Alpin-WM zurückkehren können. Doch Straßer rettete die Situation und zeigte sich dabei erstaunlich gelassen.

Er bezeichnete das Rennen als eines unter vielen, nur mit mehr Aufmerksamkeit. Er freue sich für den Verband, nehme aber hauptsächlich die Strapazen auf sich, um selbst erfolgreich zu sein. Aufgrund des intensiven Trainings, der Wettkämpfe und Reisen sieht er seine Familie oft über Monate nicht. Diesmal waren seine Frau Maria und Tochter Marta im Zielbereich anwesend.

Erste medaillenlose WM seit 2007 abgewendet

Die nach dem achten Platz von Lena Dürr im Damen-Slalom am Samstag befürchtete erste deutsche Nullnummer bei einer Alpin-WM seit 2007 blieb somit aus. Dennoch muss sich die DSV-Mannschaft in vielen Bereichen verbessern.

Maier bewertete die Bilanz dank Straßer etwas positiver, merkte jedoch an, dass das Ziel von zwei Medaillen bei dieser WM verfehlt wurde. Das Abschneiden in Österreich spiegelte die gesamte Saison wider, so der 64-Jährige. Das deutsche Team, mit Talenten wie Emma Aicher, zeigte gelegentlich gute Ansätze, fehlte jedoch oft der nötige „Punch aufs Podium“. Straßer hatte diesen und mit dem Aus von Noel auch das erforderliche Glück auf seiner Seite.

Aicher als Lichtblick

Für den DSV war dies ein versöhnliches Ende einer weitgehend enttäuschenden WM. Mehr als 170.000 Zuschauer hatten die elf Wettkämpfe verfolgt und eine große Ski-Party gefeiert. Der DSV durfte erst am Ende mitfeiern.

Vorher gab es nur einige Lichtblicke. Besonders Emma Aicher, die im Super-G und in der Abfahrt den sechsten Platz belegte, gibt Hoffnung für die Zukunft. Auch Anton Grammel, der im zweiten Durchgang des Riesenslaloms die schnellste Zeit fuhr und fast die Top Ten erreichte, zeigte sein Potential.

Kritik an den Speed-Herren

Die Speed-Herren hingegen haben den Anschluss völlig verloren und wurden von Trainer Christian Schwaiger scharf kritisiert.

Lena Dürr, die größte Medaillenhoffnung neben Straßer, hatte es ebenfalls nicht leicht. Die WM-Dritte von 2023, die die einzigen deutschen Weltcup-Podestplätze in dieser Saison errang, konnte im Teamevent sowie in der Kombination mit Aicher nicht überzeugen. Im Slalom fehlten ihr nach einem gesundheitlichen Rückschlag die Kräfte.

Die mentale Bereitschaft und der Glaube an das eigene Können sind Herausforderungen, an denen die deutschen Athleten weiter arbeiten müssen. Dürr, Aicher und Straßer sind die wenigen Spitzenathleten im Team, doch nur einer konnte bei dieser WM letztlich sein Potenzial zeigen.