22. November 2024

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Liga-Ausfall wegen Kriegs: Schwimmern entgehen Einnahmen

Wegen der russischen Invasion in die Ukraine findet die International Swimming League dieses Jahr nicht statt. Das recht neue Format begeistert viele Schwimmer. Einige warten aber auch noch auf Geld.

Ole Braunschweig erinnert sich sehr gerne an seine Saison in der International Swimming League. «Ich kann nur sehr positiv davon sprechen. Die Zeit da mit den anderen Leuten war immer sehr geil», sagte der Berliner Rückenschwimmer der Deutschen Presse-Agentur.

Wegen des Kriegs in der Ukraine setzt sich diese Zeit für Braunschweig und seine Kollegen in diesem Jahr nicht fort. Die vom ukrainischen Geschäftsmann Kostjantin Grigorischin 2019 gegründete innovative, aber auch umstrittene Wettkampfserie ist für die Saison 2022 abgesagt.

Wettkampfserie ist für 2022 abgesagt

«Viele unserer ISL-Kollegen bleiben in Kiew gefangen, und der Konflikt scheint auf absehbare Zeit anzudauern», teilte die Schwimm-Liga Ende März mit. Man könne sich derzeit nicht verpflichten, in diesem Jahr kommerzielle Wettkämpfe auszurichten. Für die Athletinnen und Athleten bedeutet die Absage nicht nur das Ausbleiben sportlicher Kräftemessen mit zahlreichen Stars der Szene. Sie hat auch finanzielle Konsequenzen.

«Das Grundgehalt bei mir sind rund 7500 Dollar (etwa 6900 Euro) für die komplette Saison, und dazu kommen noch Prämien», sagte Braunschweig. «Es ist schon viel Geld für uns als Schwimmer.» Der 24-Jährige zählt bei Weitem nicht zu den Topverdienern. Internationale Spitzenathleten wie US-Star Caeleb Dressel oder die Schwedin Sarah Sjöström können in einer Saison sechsstellige Beträge einnehmen.

Braunschweig hebt den Austausch hervor

Anders als bei traditionellen Schwimm-Events wie Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften treten die Schwimmer bei der hierzulande öffentlich kaum wahrgenommenen ISL in international besetzten Teams gegeneinander an. Sie trainieren zusammen, tauschen sich über Übungsmethoden aus. «Ich habe viel gelernt», sagte Braunschweig. «Und der Teamspirit mit anderen Topschwimmern war toll.»

Während Braunschweig und viele seiner Kollegen die ISL feiern, hat sich der Weltverband Fina von Beginn an gegen das Projekt gestellt. Auch für nationale Verbände kann die Liga, die ihre Wettkämpfe als große Shows mit Licht, Animationen und Musik inszeniert, Probleme verursachen.

«Grundsätzlich ist das ein hochinteressantes Wettkampfformat, aber der Zeitraum der ISL-Wettkämpfe hat sich immer mehr ausgedehnt, für 2022 wäre es mehr als ein halbes Jahr gewesen», sagte DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann zuletzt der «Süddeutschen Zeitung». «Unser Fokus liegt auf der EM, der WM und auf Olympia, und nicht auf dem Finale der ISL. Und dass Athleten platt zu unseren Wettkämpfen oder Trainingslagern zurückkommen, damit haben wir auch ein kleines Problem.»

DM, EM und WM in diesem Sommer

Auch ohne die Liga ist der Schwimm-Kalender in diesem Jahr prall gefüllt. Vom 17. Juni bis zum 3. Juli findet die erst recht kurzfristig angesetzte WM in Budapest statt und überschneidet sich mit den deutschen Meisterschaften. Nur gut fünf Wochen später beginnt die EM in Rom.

Angesichts der Termindichte wäre es für WM-Starter Braunschweig noch offen gewesen, ob er dieses Jahr an der ISL hätte teilnehmen können. Ein Jahr ohne die Liga ist für ihn «nicht existenzbedrohend», wie er selbst sagt. «Dadurch, dass ich bei der Bundeswehr angestellt bin als Sportsoldat und auch noch Unterstützung bekomme von meinem Verein und von der Sporthilfe, komme ich ganz gut über die Runden.»

Vor dem Hintergrund des Krieges findet es der Olympia-Teilnehmer sinnvoll, dass die ISL eine Pause macht. «Außerdem hatte die ISL schon von der zweiten auf die dritte Saison Probleme, das Geld komplett pünktlich zu bezahlen», sagte Braunschweig. Andere Schwimmer berichten ebenfalls davon. «Ich habe von der letzten Saison noch keinen Cent gesehen, weil das ja alles aufgeschoben wurde durch den Krieg und ja auch die Gelder erst wieder irgendwo hergeholt werden müssen», sagte Braunschweig. 2023 soll die Saison nachgeholt werden.

Von Thomas Eßer, dpa