22. November 2024

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Leipzigs Umstellungen funktionieren – Tedesco im Anmarsch

Strahlemann Marsch war sicher keine Spaßbremse. Dennoch habe sich die Mannschaft vor dem Man City-Spiel vorgenommen, «wieder Spaß am Fußball zu haben». Diese Aussagen lassen tief blicken.

Viererkette in der Abwehr, drei Zehner in der Offensive und mehr Ballbesitz zum Luft holen – schon läuft es bei RB Leipzig besser.

Interimstrainer Achim Beierlorzer hat dem künftigen Cheftrainer schon einmal die Steilvorlage gegeben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll es Domenico Tedesco sein.

Die kleinen, aber wirkungsvollen Taktik-Kniffe brachten dem krisengeschüttelten Vizemeister kurzfristig Erfolg. Die Leipziger gewannen gegen Manchester City mit 2:1, entschieden somit das Fernduell gegen den FC Brügge und buchten die Europa League. Doch funktioniert das Team auch im Liga-Alltag? An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) wird die Frage in der Fußball-Bundesliga geklärt, wenn die punktgleiche, aber ebenfalls angeschlagene Borussia aus Mönchengladbach zu Gast ist.

Das Team von Adi Hütter muss nach dem 1:4 in Köln und dem 0:6 daheim gegen Freiburg liefern. Die Sachsen legten zuletzt drei Niederlagen hintereinander hin und stehen nach der Trennung von Jesse Marsch «in der Pflicht», betonte RB-Chef Oliver Mintzlaff, der sich in Sachen Trainersuche in Abschlussgesprächen befindet. Der 36-jährige Tedesco stehe kurz vor der Unterschrift bei RB. Das hatten zuvor auch der TV-Sender Sky Sport News HD und die «Bild»-Zeitung am Mittwoch berichtet. Eine Bestätigung gab es zunächst nicht. «Wir arbeiten an einer Lösung», sagte Florian Scholz, Kaufmännischer Leiter Sport bei RB, auf dpa-Anfrage.

Zuletzt hatte der Deutsch-Italiener bis zum Mai Spartak Moskau trainiert. Zuvor war er beim Zweitligisten FC Erzgebirge Aue und beim damaligen Bundesligisten FC Schalke 04 tätig gewesen.

Laimer: «Konstanz finden»

Das Team wolle unabhängig vom Zeitpunkt der Trainer-Vorstellung «da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben. Wir befinden uns aktuell in einer ungewohnten Situation. Auch jetzt haben wir erst mal nur ein Spiel gewonnen», sagte Konrad Laimer und gab das interne Ziel preis: «Wir müssen weiterhin zu Konstanz finden und wollen in den letzten drei Spielen das Jahr positiv beenden.» Die Mannschaft habe sich vorgenommen, wieder Spaß am Fußball zu haben.

Auch wenn Mentalität, Funktionieren in der Gruppe und bereit sein so etwas wie die Lieblingsworte von Jesse Marsch waren, es ist auffällig, dass die Profis seine taktischen Vorgaben bei der Rückkehr zur alten RB-DNA ablehnten. Das unaufhörliche Jagen nach dem Ball, das hohe Pressing mit der Anfälligkeit bei Gegenkontern und die personellen Dauer-Wechsel waren nicht zielführend. Das merkte auch Mintzlaff, der betonte, dass die Mannschaft dafür nicht bereit war.

«Wir müssen im Ballbesitz auch mal den Ball laufen lassen, um Luft zu schnappen für den nächsten Angriff», meinte Kevin Kampl und übte indirekt Kritik am alten Matchplan. Nun stellte Ex-Marsch-Assistent und Interimstrainer Achim Beierlorzer um und hatte Erfolg. Hinten strahlte die von Dreier- auf Viererkette umgestellte Abwehr Sicherheit aus.

Spielmacher-Trio als kreative Dreierkette

Die erfahrenen Laimer und Kampl störten den Spielaufbau des englischen Meisters, und vorn setzte der Gymnasiallehrer für Mathematik und Sport auf eine kreative Dreierkette mit einem Spielmacher-Trio. «Jede Chance entsteht durch Tiefgang. Wenn wir mit drei Zehnern spielen, brauchen wir diese vertikale Tiefe von allen Positionen», betonte Beierlorzer.

Nun zähle die Bundesliga. «Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit und gegen den Ball eine unheimliche Qualität hat. Genau da müssen wir weitermachen», sagte Beierlorzer und lobte die disziplinierte Spielweise: «Wir haben uns an den Matchplan gehalten, waren defensiv unheimlich kompakt und haben genau die Momente genutzt, die wir uns erarbeitet haben.»

RB hat sich damit eine weitere Titelchance neben dem DFB-Pokal erhalten. «Es ist eine Chance, einen Titel zu gewinnen», sagte Kampl. Auch Mintzlaff liebäugelt mit einem Mehrwert: «Wir haben einen breiten Kader, der sehr viel Qualität hat und für drei Wettbewerbe ausgelegt ist», sagte der RB-Chef.

Die Sachsen steigen im neuen Jahr in die Playoffs zur K.o.-Runde ein, quasi die Stufe vor dem Achtelfinale. Die Tabellenzweiten aus der Gruppenphase der Europa League sind gesetzt, die Gruppendritten aus der Königsklasse nicht. Die Gruppensieger der Europa League steigen erst mit dem Achtelfinale in die K.o.-Phase ein. Die Auslosung ist am kommenden Montag. Clubs aus dem gleichen nationalen Verband können nicht aufeinandertreffen. Das Finale steigt am 18. Mai in Sevilla. Der Sieger qualifiziert sich immerhin für die Champions League – für RB könnte es eine Hintertür sein.

Von Frank Kastner und Gerald Fritsche, dpa