22. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Leipzigs Trumpf im Hexenkessel: Forsberg will ins Finale

Emil Forsberg ist seit sieben Jahren in Leipzig. Der begnadete Techniker will seine RB-Karriere mit einem Titel veredeln. Das Gen für Meilensteine hat er offenbar.

Ein ausverkaufter Hexenkessel Ibrox, ein Traum vom ersten Europacup-Endspiel und ein skandinavischer Super-Trumpf – RB Leipzig hofft in Glasgow auf die nächste magische Nacht.

Nach dem Finaleinzug im DFB-Pokal soll bei den Rangers das Ticket für den Europa-League-Schlussakt in Sevilla gebucht werden – eine Bühne, wie geschaffen für Emil Forsberg. Der schwedische Nationalspieler ist beim Vizemeister der Mann für die besonderen Momente und will endlich ans Ziel seiner Reise vom schüchternen Neuzugang in der 2. Liga zum strahlenden Trophäen-Gewinner.

«Dass wir wieder im Pokalfinale stehen und die Chance haben, in das Finale in Sevilla einzuziehen, ist auf jeden Fall ein Highlight in meiner Karriere. Jetzt fehlt nur noch ein Titel», sagte Forsberg der Deutschen Presse-Agentur. Seine Ambitionen untermauerte er schon zuvor: «Wir haben etwas vor. Wir wollen Großes gewinnen.» Unter Trainer Domenico Tedesco steht der 30-Jährige zwar nicht immer in der Startelf, aber in den wichtigen Momenten ist er da. Und das Halbfinal-Rückspiel vor gut 50.000 Fans im Westen Glasgows ist so einer. «Egal, ob von der Bank oder von Anfang an. Sollte ich für den entscheidenden Moment sorgen, dann unterschreibe ich das hier und jetzt. Sofort.»

Leipzig geht am Donnerstag mit einem knappen 1:0-Vorsprung aus dem ersten Duell in das Spiel. Zuletzt schoss Forsberg die Sachsen gegen Union Berlin ins Pokalfinale, ein Jahr zuvor gelang ihm dasselbe Kunststück in Bremen.

Forsberg in Startelf möglich

Dass Forsberg im Ibrox-Stadion in die Startelf rutscht, ist nach der blutleeren Vorstellung des Teams beim 1:3 in Gladbach am Montagabend nicht unwahrscheinlich. «Wir werden etwas ändern, auch personell», kündigte Tedesco an. Der Trainer verspürt nach einer bisher großartigen Rückrunde auf einmal Druck. Denn die Champions League kann über die Liga nach zuletzt zwei Niederlagen nacheinander nicht mehr aus eigener Kraft erreicht werden. Umso wichtiger wird die Europa League.

Und umso wichtiger wird Forsberg. Es sind nicht nur seine Meilenstein-Tore, wie das erste der Clubgeschichte in der Champions League gegen Monaco und das Tor zum ersten Königsklassen-Achtelfinale in der Nachspielzeit gegen Benfica Lissabon, die die Bedeutung des Blondschopfs aus Sundsvall untermauert. Forsberg ist nach einer Phase der jährlichen Abwanderungsgedanken mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es doch ganz nett sei, seine Karriere in Leipzig auch zu beenden. «Ich sehe mich nicht woanders», betonte Forsberg kürzlich. «Ich will noch viel erleben mit den Menschen hier.»

Die Leipziger haben ihn längst ins Herz geschlossen. Das liegt auch an seiner herzlichen Art, wenn man ihn mal beim Spaziergang mit Ehefrau Shanga, Tochter Florence und Golden Retriever Roffe im Clara-Zetkin-Park trifft. Bei den beliebtesten Leipziger Vornamen von Neugeborenen ist Emil in der Gunst der Eltern seit Jahren vorn dabei.

Schwerer Start unter Rangnick

Im Winter 2015 wurde Forsberg von Club-Architekt Ralf Rangnick nach Leipzig gelockt. Damals war die Akademie am Cottaweg noch eine Baustelle, die Mannschaft zog sich in Containern um. Man brauchte ein wenig Vorstellungsvermögen, um die Ambitionen des Clubs zu verstehen. Und Forsberg tat sich zunächst schwer, spielte nicht immer. Eine Saison später schoss er dann die Führung gegen Karlsruhe und Leipzig somit praktisch zum Aufstieg in die Bundesliga. Mal wieder eines dieser wichtigen Tore.

In Glasgow könnte das am Donnerstag wieder gefordert sein. Der Vorsprung ist nicht groß und RB zeigte sich zuletzt etwas gehemmt, nachdem man im April schon alle drei Tage ein Spiel absolvieren musste. «Wir sind erst bei der Halbzeit und wir haben gezeigt, dass wir Charakter haben», betonte Rangers-Coach Giovanni van Bronckhorst. Das hat Forsberg allerdings auch schon.

Von Tom Bachmann, dpa