Deutschlands Ausnahmeläuferin Konstanze Klosterhalfen verliert nicht gerne Zeit. Kurz nach der Ankunft im olympischen Dorf in Tokio ist sie «erst einmal eine Runde» gelaufen, als Auftakt der finalen Vorbereitung auf den 10.000-Meter-Lauf am Samstag (13.45 Uhr/MESZ).
Wegen eines Belastungssyndroms im Becken hatte die 24-Jährige in diesem Jahr länger aussetzen müssen. «Die Saison war eine Herausforderung», sagte Klosterhalfen der Deutschen Presse-Agentur. In den vergangenen Wochen habe sie aber wieder gut trainiert und sei auf einem guten Weg. «Im Moment fühle ich mich sehr fit. Wie weit ich bin, wird sich im Rennen zeigen», meinte die deutsche Rekordlerin, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet und in den USA trainiert. Dass sie über 10.000 Meter antritt und nicht über die 1500 oder 5000 Meter, ist wohl kalkuliert.
«Über 10.000 Meter gibt es nur ein Rennen. Das ist die geringste Belastung», erklärte Klosterhalfen. Über 5000 Meter hätte sie noch den Vorlauf überstehen müssen. Außerdem seien die 10.000er erst am letzten Tag am Start: «Das hat mir noch zwei Wochen mehr Vorbereitung gegeben.»
Situation schwer einzuschätzen
In der Zeit, in der sie wegen der Beckenprobleme ausgebremst war, habe sie die Ausdauer mit Alternativtraining halten können. Deshalb sei es ein Unterschied aus dieser Grundlagenausdauer «die Qualität für die 10.000 Meter» zu schöpfen. Sprich: Schnelligkeit!
Für Klosterhalfen ist es deshalb «superschwer, die Situation einzuschätzen». Dennoch sieht sich die WM-Vierte über 5000 Meter in diesem olympischen Wettlauf nicht chancenlos: «Es ist eine Meisterschaft, da kann alles passieren. Ich bin fit und hatte einen guten Höhentrainings-Block im letzten Monat.» Reicht es auch zu einer Medaille? «Ich setze mir keine Grenzen und Limits», antwortete die Tochter einer Lehrerin und eines Rechtsanwalts.
Dass sie sich in diesem Jahr in Deutschland so rar gemacht hat und fast als untergetaucht galt, sei kein bewusster Rückzug aus der Öffentlichkeit gewesen, sondern ihrer Verletzung geschuldet gewesen. «Ich möchte mich nicht verstecken und musste auf meinen Körper hören. Es war eher gezwungener Maßen», erklärte Klosterhalfen. «Es bleibt alles beim Alten. Ich starte super gerne in Deutschland und Europa.» Sie werde in diesem Jahr noch ein paar Rennen in Europa bestreiten.
Rekorde wieder im Blick
Wenn es in diesem Jahr mit der Fortsetzung ihrer Rekordjagd, die über 1500, 5000 und 10.000 Meter schon erfolgreich war, nichts werden sollte, möchte sie in Zukunft wieder Bestmarken angreifen. «Ich habe immer schon geliebt, schnell zu laufen und möchte mir keine Grenzen setzen», sagte sie und fügt ein Aber hinzu: «Natürlich sind Medaillen cooler!»
Um die zu holen, gehört auf globaler Ebene dazu, mit den afrikanischen Läuferinnen mithalten zu können und vielleicht einmal den Ehrentitel «weiße Afrikanerin» zu bekommen. «Das wäre ein großes Kompliment», meinte Klosterhalfen. «2019 konnte ich schon etwas mehr vorne mitmischen, dieses Jahr muss ich schauen, wie es geht», sagte sie. «Es ist jedenfalls mein Ziel, da anzukommen.» Ebenso ist es ein Wunsch von ihr, ein Trainingslager in Kenia zu machen: «Ich möchte das einfache Leben ohne große Ablenkung mal kennenlernen. Auch die Gelassenheit der Kenianer ist hilfreich.»
Ob dies vor den Sommerspielen in Paris 2024 noch etwas wird, ist offen. Zumal ihre Karriere noch am Anfang ist und Los Angeles 2028 «auch noch realistisch» sei. Die Basis für ihre weitere Laufbahn will Klosterhalfen weiter in den USA schaffen, wo sie beim amerikanischen Coach Pete Julian in Portland trainiert. «Im Moment fühle ich mich wohl. So lange mein Coach und mein Team da sind, werde ich dort bleiben», betonte Klosterhalfen.
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