Die orange Masse tobte – und Max Verstappen lieferte. Angetrieben von zehntausenden niederländischen Fans stürmte der Formel-1-Kronprinz zur Pole Position für sein Heimrennen in Zandvoort.
«Was für ein unglaubliches Gefühl», schwärmte Verstappen nach seiner nervenstarken Darbietung in der Qualifikation. Auf den Tribünen kochte die Stimmung über, in der Red-Bull-Garage entlud sich die Anspannung in einem wilden Tänzchen der Mechaniker. «Ich bin geflogen», sagte Verstappen nach der Fahrt auf Startplatz eins für den 13. WM-Lauf am Sonntag (15.00 Uhr/Sky), seiner sechsten Pole Position in den vergangenen sieben Grand Prix.
Verstappen mit Pole bei Heimrennen
Zweiter mit nur 0,038 Sekunden Rückstand wurde sein großer Titelrivale Lewis Hamilton vor dem Finnen Valtteri Bottas im zweiten Mercedes. «Das war so eng», befand Hamilton unter einigen Buhrufen des Verstappen-Anhangs. Drei Punkte Vorsprung nur hat der Titelverteidiger auf den 23 Jahre alten Niederländer, der sich mit einem Heimsieg in den Dünen wieder an die Spitze der Gesamtwertung setzen will.
Für Sebastian Vettel als enttäuschender 17. und Mick Schumacher als Vorletzter war indes schon früh Feierabend. Beim Versuch einer letzten schnellen Runde im ersten Durchgang wurde Vettel im Aston Martin durch einen Zweikampf zwischen den Haas-Stallrivalen Schumacher und Nikita Masepin ausgebremst. «Ich habe ihn zu spät gesehen, was natürlich nicht das ist, was ich machen möchte. Wenn ich da im Weg stehe, dann ist das nicht optimal. Seb ist der letzte, dem ich im Weg stehen möchte», sagte Schumacher nach einem kurzen Zwiegespräch mit Vettel.
Der Russe Masepin warf Schumacher unverblümt vor, sich nicht an interne Absprachen gehalten zu haben. «Ich weiß nicht ganz, was er rumerzählt. Es war kein Grund da, ein Drama draus zu machen», konterte der Sohn von Michael Schumacher kühl bei Sky.
Vettel nach Qualifikation ernüchtert
Vettel blieb ernüchtert zurück. «Viel mehr war da nicht drin», bekannte der Hesse. Für den 34-Jährigen hatte das Wochenende schon bitter begonnen, als er im Training einen Motorschaden erlitt. Für das Rennen rechnet sich Vettel wenig aus: «Hier kann man nicht wirklich überholen.»
Schon bei den Proberunden hatte sich gezeigt, dass die Strecke in den Nordsee-Dünen eine echte Prüfung für die Fahrkünste darstellt. Mehrfach mussten die Einheiten wegen Zwischenfällen unterbrochen werden, so ging den Piloten auch Zeit zur Eingewöhnung verloren. In der Qualifikation rauschte Williams-Fahrer George Russell durch das Kiesbett in die Barrieren, erneut wurden Rote Flaggen geschwenkt. Kaum ging es weiter, krachte auch Teamgefährte Nicholas Latifi mit großer Wucht in die Reifenstapel.
Zuletzt war die Formel 1 vor 36 Jahren in Zandvoort gefahren. Seither ist der nur 4,259 Kilometer lange Kurs umgebaut und sicherer gemacht worden. Spektakulär wirken die Steilkurven, die an das legendäre Oval von Indianapolis erinnern. Durch den Küstensand, der immer wieder auf den Asphalt weht, wird es bisweilen rutschig.
Für Wirbel hatte am Morgen Grand-Prix-Rekordstarter Kimi Räikkönen gesorgt. Der Finne ist der siebte Coronafall unter den Piloten und muss sein Alfa-Romeo-Cockpit in Zandvoort Ersatzmann Robert Kubica überlassen. Dem gegen das Virus geimpften Räikkönen gehe es gut, hieß es von seinem Arbeitgeber. Der 41-Jährige begab sich ebenso vorerst in die Quarantäne wie Williams-Teamchef Jost Capito, der sich am Vorabend der Diagnose mit Räikkönen getroffen hatte. Kubica (36) belegte in der Qualifikation den 18. Platz.
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