Der deutsche Radprofi Simon Geschke ist für seinen Vergleich der Corona-Quarantäne bei Olympia in Tokio mit einer Psychiatrie von Patientenvertretern in Deutschland kritisiert worden.
Man sei «gelinde gesagt, verwundert über diese Aussage», schüre sie «doch Vorurteile, dass Psychiatrie einem Gefängnis gleich sei oder sogar schlimmer», schrieb die Deutsche DepressionsLiga e.V. in einem offenen Brief an Geschke. «Mit Ihrem Vergleich besteht die Gefahr, dass Betroffene sich als Menschen zweiter Klasse fühlen, wenn sie sich in Psychiatrie begeben. Das darf nicht sein», hieß es.
Geschke reagierte schnell und entschuldigte sich. Der Radsportler war kurz vor dem olympischen Straßenrennen in Japan positiv getestet worden und befindet sich nun in einem Hotel in Tokio für mehr als eine Woche in Quarantäne. In einem dpa-Interview hatte er am Wochenende gesagt: «Hier geht absolut nichts. Das ist halb Psychiatrie, halb Gefängnis. Wobei es Psychiatrie eher trifft.»
Zur Kritik der DepressionsLiga schrieb er nun. «Das war natürlich nicht zu Ende gedacht dieser Vergleich. Ich sehe Psychiatrien nicht als schlimme Orte und so sollte es auch nicht rüberkommen», twitterte der 35 Jahre alte Berliner. «Sportler sind nicht immer perfekt im Interviews geben. Danke für den Hinweis!»
Die DepressionLiga, eine Patientenvertretung für an Depressionen erkrankte Menschen, unterstrich, dass psychiatrische Einrichtungen «der einzige und richtige Weg» seien, «um aus einer psychischen Erkrankung wie Depression herauszukommen. Der Vorstand der DDL bot Geschke ein Gespräch an, «um Ihnen zu erläutern, wie es «hinter den Mauern» zugeht und warum es wichtig ist, professionelle ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen», wie es in dem Brief weiter hieß.
Die Corona-Quarantäne setzt dem Radprofi nicht nur mental, sondern auch physisch zu. «Mir geht es mittlerweile vor allem körperlich nicht so gut, und ich glaube, das liegt eher nicht an Covid-19. Mir tut vor allem der Rücken weh vom vielen im Bett Liegen. Mir fehlt auch Sonnenlicht, mir fehlt Bewegung, mir fehlt frische Luft, wir dürfen hier ja nicht mal die Fenster öffnen», erzählte Geschke in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung»
In dem Hotel sei das Essen «leider eine Katastrophe», schilderte Geschke, der sich nach eigener Aussage vegan ernährt. «Es gibt kein Obst, ein bisschen Gemüse, von der Qualität her wie im Flugzeug. Im Grunde esse ich seit vier Tagen Reis mit Sojasauce.» Nach seiner Rückkehr in die Heimat, die vorbehaltlich negativer Corona-Tests frühestens am Sonntag ansteht, freue er sich auf ein Bier, seinen Hund und seine Freundin. «Wobei die Reihenfolge eher lauten müsste: Freundin, Hund, Bier. Und dann gehe ich erst mal richtig schlafen.»
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