Im kleinen Fußball-Hexenkessel von Villarreal verschwanden die Bayern-Stars schnell in die Kabine. Der Frust war groß bei Robert Lewandowski und Co., während die spanischen Fans nach dem überraschenden Coup mit Inbrunst ihre Vereinshymne anstimmten.
Ein völlig indisponierter FC Bayern hat sich eine große Champions-League-Panne geleistet. Beim 0:1 (0:1) hatte der deutsche Meister sogar noch jede Menge Dusel, sonst wäre das Traum-Halbfinale gegen Jürgen Klopps FC Liverpool, der tags zuvor seine Pflichtaufgabe bei Benfica Lissabon mit 3:1 gelöst hatte, in noch weitere Ferne gerückt.
Nagelsmann: «Haben verdient verloren»
«Verdient, dass wir verloren haben. Wir hatten in der ersten Halbzeit wenig Power, in der zweiten war es wild. Das war kein gutes Spiel von uns», sagte Nagelsmann bei DAZN und monierte: «Irgendwann wurde es Harakiri. Wir hatten leichte Ballverluste. (…) Da waren zwei, drei Dinger noch dabei.»
Im Rückspiel am kommenden Dienstag müssen die diesmal auch offensiv ideenlosen Münchner gegen den spanischen Europa-League-Sieger mal wieder ihre Heimstärke ausspielen, um den drohenden Viertelfinal-K.o. doch noch abzuwenden. Der Niederländer Arnaut Danjuma versetzte die 23 500 Zuschauer mit seinem Tor in der achten Minute früh in Euphorie.
Bayern mit 0:1 noch gut bedient
Für Thomas Müller war die Niederlage «absolut außerplanmäßig», so der Stürmer. «Wir haben nicht das Spiel abliefern können, das wir wollten. Wir hatten offensiv nicht diese Power, diese Vielzahl an kreierten Chancen. Wir sind in der zweiten Halbzeit mit mehr Wut angelaufen, dann wurde es aber auch ein bisschen wild», sagte Müller und ergänzte: «Dieses 1:0 nehmen wir so mit. Das hätte auch höher ausgehen können. Wir müssen uns aufs Rückspiel vorbereiten und zurückschlagen.»
Großes Glück hatten die Bayern, dass ein ganz krummes Tor von Francis Coquelin nach Videobeweis wegen Abseits nicht anerkannt wurde (41.). Nach der Pause schoss Gerard Moreno an den Pfosten (53.). Erstmals nach viereinhalb Jahren verloren die zeitweise taumelnden Bayern wieder ein Auswärtsspiel in der Champions League – und wie beim 0:3 bei Paris Saint-Germain im September 2017 hieß der gegnerische Trainer wieder Unai Emery.
Villarreal steht kompakt
«Das sind die Wochen, auf die sich alle unsere Spieler freuen. Jetzt geht es darum, die Titel zu gewinnen. Jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel. Darauf arbeiten wir das ganze Jahr hin, so eine Situation zu haben», hatte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn beim Streamingdienst DAZN seine Vorfreude auf die heißen Wochen ausgedrückt. Groß war der Spaßfaktor im engen Estadio de la Ceramica aber nur für die Gastgeber, denn der Außenseiter aus Villarreal erwies sich als der unangenehme Gegner. Kompakt stehend mit zwei Viererketten und dazu in der Offensive technisch gut ausgestattet, stellten die ganz in gelb spielenden Spanier den FC Bayern vor erhebliche Probleme.
Erst recht nach dem frühen Führungstor, den der zuletzt in der Nationalelf glänzende Jamal Musiala mit einem Fehler eingeleitet hatte. Über Giovani Lo Celso gelangte der Ball zu Daniel Parejo, dessen Schussversuch Danjuma mit seinem sechsten Königsklassen-Tor in dieser Saison zur Führung ins Tor lenkte. Musiala hatte in der Startelf Leon Goretzka ersetzt, der beim 4:1 in Freiburg gerade erst sein Comeback gegeben hatte.
Von Beginn an durfte auch Außenverteidiger Alphonso Davies auflaufen, der nach seiner langwierigen Herzmuskelentzündung infolge einer Corona-Erkrankung sein Comeback gab und in diesem Jahr erstmals zum Einsatz kam. Der Kanadier agierte im Rahmen seiner Möglichkeiten und verhinderte in der zweiten Halbzeit mit einer starken Abwehraktion das zweite Gegentor (57.).
Die Münchner bekommen keinen Zugriff
Die Münchner kamen wie schon im Achtelfinal-Hinspiel bei RB Salzburg (1:1) in der ersten Halbzeit überhaupt nicht in Schwung – weder über außen noch im Zentrum. Es fehlte an Präzision, Schnelligkeit und Überraschungsmomenten. Nicht ein gefährlicher Torabschluss sprang in den ersten 45 Minuten für den Bundesliga-Spitzenreiter heraus, der in den ersten acht Champions-League-Spielen noch 30 Tore erzielt hatte. Dass Thomas Müller, Robert Lewandowski und Joshua Kimmich in einer Unterbrechung angeregt diskutierten, zeigte die Unzufriedenheit aufseiten des deutschen Meisters.
Und beinahe wäre es für die Nagelsmann-Elf noch schlimmer gekommen. Eine verunglückte Flanke von Coquelin senkte sich kurz vor der Pause ins Bayern-Tor (41.). Doch der Video-Schiedsrichter hatte eine Abseitsposition des Franzosen gesehen.
Die Verärgerung stand Nagelsmann ins Gesicht geschrieben. Und das änderte sich auch im zweiten Durchgang nicht. Bei einem Pfostenschuss von Moreno hatten die Münchner wieder großes Glück (53.). Und dann patzte auch noch Neuer. Der Keeper spielte Moreno in Höhe des Mittelkreises den Ball in die Füße, doch der Spanier verfehlte mit einem 50-Meter-Schuss knapp das leere Tor (62.).
Nagelsmann hatte da schon reagiert und die wirkungslosen Thomas Müller und Serge Gnabry gegen Goretzka und Leroy Sané ausgetauscht. Die Bayern entfachten nun zwar mehr Druck, offenbarten aber auch riesige Lücken in der Defensive. Teilweise ging es wild im Bayern-Strafraum zu. Torschütze Danjuma ließ eine weitere Großchance liegen.
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