23. November 2024

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Kraftloser Wellbrock ohne Medaille – Bronze für Matzerath

Die Auswirkungen der Corona-Infektion sind zu stark: Florian Wellbrock kann auf seiner Spezialstrecke bei der EM nicht ganz vorne mithalten. Ein deutscher Brustschwimmer bejubelt eine Bronzemedaille.

Völlig entkräftet hing Florian Wellbrock nach seiner Corona-Infektion und Platz fünf über der Leine, Lucas Matzerath feierte dagegen euphorisch seinen Bronze-Coup und wollte sich mit einem Stück Kuchen belohnen.

Am vorletzten EM-Tag der Beckenschwimmer musste Olympiasieger Wellbrock im römischen Freiluftbecken zwar eine ungewohnte Niederlage hinnehmen – doch dafür sorgte Matzerath für das fünfte Edelmetall auf dem deutschen Medaillenkonto. «Wahnsinn», sagte Matzerath begeistert. «Die Atmosphäre ist einfach geil!»

«Ein bisschen stolz, dass ich es versucht habe»

Das fand auch Wellbrock. Trotz seiner Chancenlosigkeit im Kampf um die Medaillen lächelte er schon wenige Minuten nach seinem Rennen über 1500 Meter Freistil wieder. «Mit der Vorerkrankung hätte heute alles passieren können. Ich wollte mir die Chance nicht nehmen lassen», sagte der 24-Jährige, der im Juli an Covid-19 erkrankt war. «Ich bin irgendwo auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich es zumindest versucht habe. Andere wären vielleicht in meiner Situation erst gar nicht angereist.» Zufrieden sei er mit dem Ergebnis natürlich dennoch nicht.

Wellbrock schlug nach 15:02,51 Minuten an und blieb damit fast eine halbe Minute über seinem deutschen Rekord. Zum Europameister krönte sich Wellbrocks ukrainischer Trainingskollege Mychajlo Romantschuk in 14:36,10 Minuten. Silber sicherte sich der italienische Weltmeister Gregorio Paltrinieri, Bronze ging an Damien Joly aus Frankreich.

Matzerath: «Ein Stück Kuchen heute Abend ist drin»

Rund eine Stunde vor Wellbrocks Rennen war Brustschwimmer Matzerath im 50-Meter-Rennen sein bislang größte Karriereerfolg gelungen. Vor dem Wettkampf gaben ihm auch die begeisterten italienischen Fans einen emotionalen Schub. «Als die Italiener aufgerufen wurden, ging die Masse ab. Da habe ich die Augen zugemacht und mir vorgestellt, das gilt für mich», sagte Matzerath und lächelte. Auf eine große Party muss er allerdings noch warten. «Ein Stück Kuchen heute Abend ist drin, aber morgen ist ja schon wieder die Staffel und da will ich wieder in Topform sein», sagte er.

«Es war nicht der Jahreshöhepunkt»

Der 22-Jährige holte seine erste Medaille bei einer großen internationalen Meisterschaft. Wellbrock kennt sich dagegen mit Siegerehrungen bestens aus. Die fünf Medaillen bei fünf Starts bei der WM im Juni lassen ihn den misslungenen EM-Wettkampf besser verschmerzen. «Es war nicht der Jahreshöhepunkt», sagte er zur EM. «Deswegen ist es doch ganz gut zu verkraften.»

Ins längste Beckenrennen geht er normalerweise als einer der Topfavoriten. Diesmal war das anders. Wegen seiner Corona-Infektion konnte der Freiwasser-Olympiasieger länger nicht trainieren.

Während seine Teamkollegen Lukas Märtens und Isabel Gose Medaillen gewannen, verzichtete Wellbrock auf das Rennen über 800 Meter Freistil. Statt sich von den enthusiastischen Fans im Foro Italio feiern zu lassen, trainierte er und nahm die Atmosphäre an den ersten EM-Tagen als Zuschauer wahr.

Erst am fünften Wettkampftag startete Wellbrock erstmals. Für das Finale qualifizierte er sich in 15:06,18 Minuten als Fünfschnellster der Vorläufe. Bei der WM und 2021 bei den Olympischen Spielen hatte er über 1500 Meter jeweils Bronze gewonnen. Ob er nun im Freiwasser im Meer vor Lido di Ostia an den Start geht, ließ er noch offen.

Während die Beckenrennen am 17. August zu Ende gehen, haben die Wasserspringerinnen und Wasserspringer erst losgelegt. Auch nach dem zweiten Wettkampftag wartet das deutsche Team noch auf seine erste Medaille. Elena Wassen und Lou Massenberg belegten im Mixed-Synchron-Springen vom Turm den vierten Platz bei sechs teilnehmenden Mannschaften und waren anschließend sehr enttäuscht. Im Finale vom Ein-Meter-Brett sprang die Rostockerin Jette Müller ebenfalls auf Rang vier.

Von Thomas Eßer und Gerald Fritsche, dpa