Für Stippvisiten auf dem idyllisch gelegenen Trainingsgelände in den Schweizer Bergen bleibt nur noch wenig Zeit.
Gleich in seinen ersten Tagen als neuer Sportdirektor von Borussia Dortmund ist Sebastian Kehl mächtig gefordert. Schließlich muss der Nachfolger von Michael Zorc den größten Kaderumbau seit Jahren koordinieren. Wie auch viele Profis und Beobachter verspürt auch Kehl eine Aufbruchstimmung: «Ich habe das Gefühl, dass hier eine richtig gute Energie ist. Das macht mich sehr, sehr hoffnungsfroh. Ich bin guter Dinge, dass es gut zusammenwächst.»
Auch nach bisher hoher Fluktuation mit sechs Neuzugängen und neun Abgängen sowie dem Aufbau eines neuen Trainerteams um Chefcoach Edin Terzic bleibt für den 42-Jährigen noch reichlich zu tun. Für seine Arbeit als Einkäufer bekam er bereits viel Lob. Spieler wie Sebastien Haller und Karim Adeyemi für die Offensive, die Nationalverteidiger Niklas Süle und Nico Schlotterbeck für die Abwehr und Salih Özcan als Abräumer für das Mittelfeld könnten helfen, den zuletzt großen Abstand zum Serienmeister FC Bayern München zu verringern. «Das sind Top-Leute mit großer Qualität», schwärmte BVB-Kapitän Marco Reus.
BVB plant keinen Brandt-Verkauf
Nach erfolgreicher Einkaufstour sind nun jedoch zunächst die Qualitäten von Kehl als Verkäufer gefragt. Profis wie Manuel Akanji und Nico Schulz gelten bereits seit Monaten als Abgabekandidaten des Fußball-Bundesligisten, sind aber im Trainingslager von Bad Ragaz noch dabei. Beim Transfers des vertraglich bis 2023 gebundenen Akanji, der dem BVB angeblich 25 Millionen Euro einbringen soll, sieht Kehl noch keinen Grund zur Eile: «Manuel hat einen Wert, er ist ein überragender Innenverteidiger. Wir sind entspannt, denn der Transfermarkt hat noch einige Wochen geöffnet.»
Dagegen dementierte Kehl Meldungen, wonach auch Nationalspieler Julian Brandt ein Abgabekandidat sein soll. «Nein, das stimmt nicht. Julian hat in der vergangenen Saison einen richtigen Schritt nach vorne gemacht, deutlich mehr Tore geschossen und war an mehr Assists beteiligt. Er hat sich für diese Saison einiges vorgenommen und möchte zur WM», sagte Kehl über den vertraglich bis 2024 gebundenen Mittelfeldspieler.
Kehl als kluger Stratege und ehrgeiziger Kämpfer
Trotz der großen Betriebsamkeit verspürt Kehl bisher keinen großen Unterschied zu seiner bisherigen Arbeit als Lizenzspielerchef. «Es hat sich für mich nicht so wahnsinnig viel verändert. Die Übergänge waren fließend und ich hatte genug Zeit, mich vorzubereiten», kommentierte der Zorc-Nachfolger.
Hans-Joachim Watzke bestärkte Kehl am Ende seiner 15 Jahre langen Zeit als Profi 2015 in seinem Vorhaben, eine zweite Karriere im Fußball voranzutreiben. Der Vereinsboss schätzte den langjährigen Teamkapitän, weil er «kein Ja-Sager» war und Sachverhalte «kritisch reflektierte». Kehl gönnte sich zunächst eine Auszeit mit einer Weltreise und startete dann mit dem ihm eigenen Ehrgeiz in ein Management-Studium bei der UEFA. Das war der Einstieg in die höchste Funktionärsebene. Spätestens seit er 2018 seinen Dienst als Lizenzspielerchef aufnahm, ist er beim Bundesligisten in fast alle Entscheidungsprozesse eingebunden.
Wie schon als Profi erweist sich Kehl auch als Jungmanager als kluger Stratege und ehrgeiziger Kämpfer. Als Freund wissenschaftlicher Expertise hat er beim BVB bereits einige Anpassungen vorgenommen. So gehört seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Philip Laux ein Sportpsychologe fest zum Betreuerstab. Mit seiner neuen Tätigkeit steht er mehr im Rampenlicht – und unter größerem Druck. Anzumerken ist ihm davon nichts. Im Stile eines langjährigen, souveränen Managers strahlt Kehl demonstrativ Zuversicht aus: «Ich bin glücklich, dass wir unseren Kader deutlich verstärken konnten. Wir sind gerüstet für das, was uns in dieser Saison erwartet.»
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