Für Angelique Kerber ist Tennis derzeit einfach nicht das wichtigste im Leben. Daran ließ die ehemalige Nummer eins der Welt auch nach ihrem Achtelfinal-Aus in Indian Wells keinen Zweifel.
Zu sehr beschäftigt der von Russland angezettelte Krieg in der Ukraine die 34-Jährige. «Das ist gerade das Thema der Themen. Alles andere ist gerade zweit-, oder viert- oder fünftrangig. Das gleiche ist mit Tennis», sagte sie nach dem 6:4, 2:6, 3:6 gegen Iga Swiatek aus Polen.
Aus Solidarität mit der Ukraine hatte Kerber an ihrem Sonnenschutz am Kopf erneut ein Band in den Farben gelb und blau getragen. «Ich habe jetzt ein Tennis-Match verloren und ich glaube, das ist jetzt nicht das Schlimmste auf der Welt gerade», sagte sie. Viele Menschen hätten derzeit «Probleme und Existenzängste» und müssten flüchten. «Das ist schon krass und nicht so einfach.» Es gelinge ihr zwar meistens, in einem Spiel nicht daran zu denken, aber «es wäre gelogen, wenn ich sage, ich kann es komplett ausblenden. Es kommt schon immer mal wieder so ein Gedanke hoch. Es gibt gerade aber auch einfach Wichtigeres.»
Ukraine-Krieg besorgt Kerber
Kerber beschäftigt die Situation sehr. Ihre Großeltern leben in Polen, sie wohnt, wenn sie nicht auf Turnieren ist, selbst im Nachbarland zur Ukraine. Schon in den Tagen zuvor hatte sie immer wieder erzählt, wie nahe ihr der Krieg geht. Auch bei den mittelfristigen Planungen spielt die Entwicklung um Russland eine Rolle – im April ist das deutsche Team in der Qualifikation des Billie Jean King Cups zu Gast in Kasachstan, einem südlichen Nachbarland Russlands. «Ich habe es in der Planung mit drin, sagen wir mal so. Ich werde denke ich spielen», sagte Kerber, betonte aber: «Ich werde trotzdem auch weiter die Situation beobachten, Kasachstan ist gerade auch nicht so super mit dem Ganzen, was gerade passiert.»
Bevor es am 15. und 16. April in Nur-Sultan auf Sand um den Einzug in die Finalwoche im November geht, steht für Kerber aber erst mal noch das WTA-Turnier in Miami an, das in der kommenden Woche beginnt. «Ohne Stress» wollte sie sich in den kommenden Tagen von der West- an die Ostküste der USA begeben.
Im Gepäck hat Kerber dann zumindest das gute Gefühl, nach dem schwierigen Start ins Jahr die beiden ersten Siege auf der Tour und dringend benötigte Matchpraxis eingesammelt zu haben. «Natürlich kann man sich das besser vorstellen, wenn man so nah dran ist, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Ich bin mit keiner Erwartung hier rein gegangen und wusste nicht wirklich, wo ich stehe», sagte sie. Wegen einer Coronainfektion im Dezember konnte sie vor den Australian Open quasi nicht arbeiten und läuft seitdem einem Trainingsrückstand hinterher.
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