Der fragwürdige Ausschluss der Anhänger von Eintracht Frankfurt vom Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim SSC Neapel hat beim hessischen Bundesligisten nach einem kurzzeitigen Schockzustand heftige Reaktionen ausgelöst.
«Es ist ein schwerer und nicht hinnehmbarer Eingriff durch die italienischen Sicherheitsbehörden in die Durchführung und Kultur der europäischen Clubwettbewerbe», kritisierte Axel Hellmann auf dpa-Anfrage in seiner Doppelfunktion als Eintracht-Vorstandssprecher und Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga den angekündigten Erlass des italienischen Innenministeriums.
Die Eintracht war am Montagabend von der Europäischen Fußball-Union darüber informiert worden, dass eine Verfügung gegen den Spitzenreiter der Serie A erlassen werde, wonach dieser keine Eintrittskarten für die Partie am 15. März an Frankfurter Anhänger verkaufen darf. Begründet wurde dies mit Sicherheitsbedenken.
«Offenbarungseid des italienischen Staates»
Nach Angaben der Hessen soll dieses Verbot auch das offizielle Gastkontingent über insgesamt 2700 Karten, davon 2400 im Gästesektor, umfassen, welches dem Verein nach dem UEFA-Reglement zustünde.
«Es gleicht einem Offenbarungseid des italienischen Staates, dass er sich nicht in der Lage sieht, ein mehrere Monate feststehendes Champions-League-Spiel mit 2500 Gästefans sicher durchzuführen. Es sei denn, dass andere Interessen hier eine Rolle gespielt haben», sagte Hellmann. Zugleich appellierte der 51-Jährige an den Kontinentalverband: «Die UEFA ist aufgerufen, sicherzustellen, dass dieses Vorgehen keine Schule macht und die Integrität der Wettbewerbe gefährdet.»
Zuvor hatte bereits der bei den Frankfurtern für Fan-Themen zuständige Vorstand Philipp Reschke heftige Kritik an den italienischen Behörden geäußert. «Das ist ein erstmaliger und einmaliger Vorgang im europäischen Fußball und ein trauriger Tag. Die Einflussnahme auf den Wettbewerb durch die Argumentation Sicherheitslage ist in unseren Augen eine Wettbewerbsverzerrung», schimpfte Reschke. Für den Europa-League-Gewinner gebe es «keinen Hebel, den wir ansetzen könnten», sagte er.
Fan-Lager sind verfeindet
Das italienische Innenministerium begründete die drastische Maßnahme damit, dass die Sicherheit der Eintracht-Fans im Stadion nicht gewährleistet werden könne. Am Rande des Hinspiels am 21. Februar, das die Hessen mit 0:2 verloren hatten, war es in Frankfurt zu tätlichen Angriffen auf italienische Fans gekommen. Neun Personen wurden damals kurzzeitig in Gewahrsam genommen.
Beide Fan-Lager sind verfeindet, weshalb selbst die Eintracht die Zweitauflage des Duells mit Italiens Topclub als Hochrisikospiel eingestuft und unerfahrenen Fans von einer Reise nach Neapel abgeraten hatte. Dieser Ratschlag wurde nun auf alle Anhänger ausgeweitet. Laut Reschke seien bereits alle sechs geplanten Charterflieger abgesagt worden.
Die Angst der italienischen Behörden vor Krawallen könnte zusätzlich durch die Vorkommnisse beim Eintracht-Gastspiel in der Gruppenphase der Königsklasse bei Olympique Marseille befeuert worden sein. Dabei war es im September vergangenen Jahres zu schweren Ausschreitungen gekommen und ein Eintracht-Fan lebensgefährlich verletzt worden. Hellmann hatte die Vorfälle danach als «schockierend» bezeichnet.
Bereits am Montag war bekannt geworden, dass der SC Freiburg im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin mit weniger Fans auskommen muss als erhofft. Die italienischen Behörden und der Club hatten mitgeteilt, dass die über Mitgliedschaften beim Heimverein von Freiburger Fans erworbenen Karten für das Spiel am Donnerstag storniert werden.
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