Mit der Goldmedaille um den Hals ließ Kaillie Humphries keinen Zweifel aufkommen, wohin sie gehört. Mit der rechten Hand auf dem Herzen sang die frisch geschminkte Ausnahme-Bobpilotin inbrünstig die amerikanische Hymne.
Minuten vorher war sie die erste Olympiasiegerin im Monobob geworden und hatte ihren dritten Triumph bei Winterspielen gefeiert. Ihre beiden anderen Goldmedaillen – 2010 und 2014 – hatte die 36-Jährige allerdings für ihr Geburtsland Kanada geholt. Nun ist Humphries die erste Frau, die für zwei Nationen Olympiasiegerin wurde. «Mein erster offizieller Sieg als Amerikanerin», sagte Humphries stolz.
Dass Humphries am Eiskanal von Yanqing überhaupt dabei war, war schon eine Leistung. Die Ausnahmekönnerin hatte den kanadischen Verband schon 2019 in Richtung US-Team verlassen. Sie führte mentales Leiden und ein emotionales Trauma an, was konkret passiert war, sprach niemand offen aus. Doch Humphries hatte ein Problem: Ohne die US-Staatsbürgerschaft durfte sie nicht für ihren neuen Verband starten.
Erst im Dezember absolvierte sie in San Diego das finale Interview für den US-Pass, flog am nächsten Tag zum Weltcup nach Winterberg. Natürlich kam auch noch eine Corona-Infektion dazwischen, alles andere wäre zu einfach gewesen. Als Humphries am Montag stehend in ihrem Bob als Siegerin im Zielbereich ankam, schrie sie nur drei Buchstaben: «U-S-A! U-S-A!».
Danach gab der neue US-Star ein Interview nach dem nächsten. «Ich danke dem Land USA und meiner Familie. Ich bin nur ein kleiner Teil davon, was diese Goldmedaille bedeutet», sagte sie und betonte: «Das fühlt sich emotionaler als die anderen Olympiasiege an. Die Reise hierher war sehr hart und lang. Alle Zweifel sind damit weg. Es ist eine Ehre, hier für die USA zu sein.»
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