Lewis Hamilton ist zurück in dem Modus, in dem ihn alle Gegner fürchten.
«Er ist voll da. Brutal und kaltblütig», sagt Toto Wolff. Der Motorsportchef von Mercedes beschreibt die Wandlung seines Superstars eindringlich. Man habe «den Löwen in ihm geweckt», sagt er über den 36-Jährigen. Durch Hamiltons Sieg in Katar steuert das packende Formel-1-Titelduell auf den ultimativen Höhepunkt zu. Nach Jahren der Langeweile könnte die Entscheidung im Duell mit dem noch mit acht Punkten hauchdünn führenden Max Verstappen auf den letzten Metern fallen. Viel spricht für Drama beim Saisonfinale in Abu Dhabi.
«Die letzten beiden Wochen waren fantastisch. Aber es gibt keinen Grund für eine Party. Ich halte den Kopf unten und bleibe dran», sagte Hamilton. Schon am Montag wollte er das Training fortsetzen, um beim kommenden Rennen in knapp zwei Wochen in Saudi-Arabien bereit zu sein. Zwar kann Verstappen auf dem neuen Kurs in Dschidda erstmals Weltmeister werden, doch daran denkt der siebenmalige Champion nicht. Wenn der Niederländer gewinnt und Hamilton maximal Siebter wird, würde das bereits für den Machtwechsel reichen. Es ist nur eines von mehreren Szenarien, vor allem ein Ausfall wäre für Hamilton fatal.
Showdown in Abu Dhabi
Sollte er aber zum dritten Mal nacheinander vor Verstappen gewinnen und einen Extrapunkt für die schnellste Runde erhalten, würden die Rivalen punktgleich zum Showdown in die Glitzerwelt Abu Dhabis reisen. «Wir geben nicht auf, aber sicher hat uns dieses Wochenende die Geschwindigkeit gefehlt», sagte Verstappen, der in der Wüste nahe Doha mit Platz zwei maximale Schadensbegrenzung betrieb. Eine Startplatzstrafe hatte ihn fünf Plätze zurückgeworfen, diesen Rückstand machte er gekonnt wieder wett. Nur der souveräne Hamilton blieb für ihn zu jeder Zeit unerreichbar. «Es bleibt ein Kampf bis zum Ende», sagte der 24 Jahre alte Herausforderer von Red Bull.
Und genau das gab es schon lange nicht mehr. Seine letzten vier WM-Titel holte Hamilton vorzeitig, oft mehrere Rennen vor dem Ende. Den letzten engen Kampf verlor er im Finale in Abu Dhabi 2016 gegen Teamkollege Nico Rosberg. Aber dass sich Piloten aus verschiedenen Teams bis zum Schluss duellierten, gab es in der Formel 1 zuletzt 2012, als sich Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso durchsetzte.
Hamilton: «Fühle mich sehr positiv»
«Ich fühle mich sehr positiv vor diesen beiden Rennen, sie sollten unserem Auto liegen, deswegen freue ich mich auf diesen Kampf», sagte Hamilton. Viele hatten ihn abgeschrieben, nachdem der Rückstand nach Verstappens Sieg in Mexiko noch 19 Punkte betrug. Die Wende gelang vor einer Woche in Brasilien. Nach einer Disqualifikation und einer Startplatzstrafe war er in Interlagos nicht zu schlagen. «Wenn Widrigkeiten auftreten, ist er in der Lage, seine Superhelden-Kräfte zu mobilisieren», sagte Boss Wolff. Spätestens nach dem Triumph in Katar ist das Momentum trotz knappen Rückstands wieder auf der Seite des Rekordjägers mit nun schon unglaublichen 102 Grand-Prix-Erfolgen.
«Mercedes hat derzeit das stabilere Paket. Max gibt alles und zeigt, wie gut er ist. Doch unter normalen Umständen hat er keine Chance», sagte Sky-Experte Ralf Schumacher. Der ehemalige Formel-1-Fahrer sprach in Doha aus, was viele denken. Hamilton ist in dieser Form und mit diesem Auto wohl nicht zu schlagen, Verstappen glaubt trotzdem daran, seinen knappen Vorsprung ins Ziel zu retten. Als Team hätte Red Bull «dieses Jahr einen unglaublich Job gemacht im Vergleich zu den Vorjahren», sagte er. Der letzte Schritt wird aber der schwerste. «Wir müssen einfach weiter Druck machen», forderte Verstappen.
Psycho-Spielchen zwischen den Silberpfeilen und Red Bull, Racing bis an den Rande des Erlaubten – die Hetzjagd um den Titel bietet viel. «Wer gewinnen wird, verdient den Sieg», sagte Mercedes-Boss Wolff. In den ebenfalls wichtigen Wertung der Konstrukteure liegt Mercedes noch mit fünf Punkten vorne. Zum achten Mal können die Silberpfeile in dieser Kategorie nun schon triumphieren, Hamilton mit seinem achten Fahrertitel alleiniger Rekordhalter werden und Michael Schumacher übertrumpfen. «Es ist so eng zwischen den beiden Autos. Das alles deutet auf einen großen Kampf bis ganz zum Ende hin», sagte Hamilton.
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