23. November 2024

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Jubelnde Sieger, traurige Verlierer: EM-Endspiele seit 1960

Gesucht wird der neue Europameister. Italien und England spielen um den Titel. Das Finale im Wembley-Stadion verspricht, ein großes Spiel zu werden. So wie viele Endspiele vergangener Turniere.

61 Jahre nach dem ersten EM-Endspiel in Paris wird am Abend zum 16. Mal der Europameister gekürt. Im Wembley-Stadion von London treffen England und Italien aufeinander. Wer folgt auf Portugal, das sich vor fünf Jahren den Titel gesichert hatte?

Die EM-Endspiele:

10. Juli 1960, Paris: Sowjetunion – Jugoslawien 2:1 n.V.

Das erste Endspiel der EM-Historie findet im Pariser Prinzenpark statt. Die Sowjetunion gewinnt durch ein Tor von Viktor Ponedelnik in der 114. Minute mit 2:1 nach Verlängerung – es bleibt bis heute der einzige Titel der Sbornaja.

21. Juni 1964, Madrid: Spanien – Sowjetunion 2:1

Zweimal wird der sowjetische Keeper Lew Jaschin von den Spaniern bezwungen. Der Gastgeber entthront im Estadio Santiago Bernabeu den Titelverteidiger. Marcelino Martinez trifft kurz vor Schluss. Es soll bis 2008 der letzte spanische Turniersieg bleiben.

8. Juni 1968, Rom: Italien – Jugoslawien 1:1 n.V.
10. Juni 1968, Rom: Italien – Jugoslawien 2:0

Im Endspiel steht es nach 120 Minuten remis. Noch gibt es kein Elfmeterschießen. Also müssen beide Teams im Olympiastadion von Rom zwei Tage später nochmals antreten. Angeführt von Torschütze Luigi Riva sichert sich Italien den Titel.

18. Juni 1972, Brüssel: Deutschland – Sowjetunion 3:0

Erstmals ist Deutschland bei einer Endrunde dabei – und gleich holt die DFB-Auswahl den Titel. Gerd Müller trifft in Brüssel wie schon im Halbfinale gegen Belgien doppelt. Herbert Wimmer erzielt den weiteren Treffer. Heute unvorstellbar: Kurz vor dem Abpfiff stehen schon hunderte deutsche Fans dicht gedrängt am Spielfeldrand.

20. Juni 1976, Belgrad: Tschechoslowakei – Deutschland 5:3 i.E.

Deutschland rettet sich durch ein Last-Minute-Tor von Bernd Hölzenbein in die Verlängerung. Danach kommt es zu einem historischem Elfmeterschießen. Uli Hoeneß ballert in den Belgrader Nachthimmel. Antonin Panenka verwandelt mit frechem Lupfer gegen Sepp Maier. Die DFB-Elf ist geschlagen.

22. Juni 1980, Rom: Deutschland – Belgien 2:1

Gegen Außenseiter Belgien ist Deutschland überlegen. Doch die Führung durch Horst Hrubesch gleicht René Vandereycken per Strafstoß aus. Es droht die Verlängerung, dann köpft Hrubesch zwei Minuten vor dem Ende einen Eckball von Karl-Heinz Rummenigge ins Tor. Bernard Dietz kann den EM-Pokal in die Höhe stemmen.

27. Juni 1984, Paris: Frankreich – Spanien 2:0

Es ist das Turnier des Michel Platini. Neun Tore erzielt er in fünf Spielen. Das letzte davon im Finale – allerdings unter gütiger Mithilfe von Spaniens Torwart Luis Arconada. Für die Entscheidung sorgt Bruno Bellone nach einem Konter.

25. Juni 1988, München: Niederlande – Sowjetunion 2:0

Die Niederlande haben Deutschland im Halbfinale bezwungen. Die Chance auf den ersten Titel lassen sie sich diesmal in München nicht nehmen. Ruud Gullit köpft zur Führung ein. Marco van Basten macht mit seinem Jahrhunderttor aus spitzem Winkel alles klar.

26. Juni 1992, Göteborg: Dänemark – Deutschland 2:0

Mit Mühe hat sich Deutschland ins Endspiel gekämpft. Die frechen Dänen kommen als Jugoslawien-Ersatz unbelastet daher. Und düpieren die Weltmeister. John Jensen und Kim Vilfort erzielen die Tore zu einer der größten Sensationen der EM-Geschichte. Bundestrainer Berti Vogts muss noch vier Jahre auf seinen Titel warten.

30. Juni 1996, London: Deutschland – Tschechien 2:1 Golden Goal

Vier Minuten steht Oliver Bierhoff auf dem Rasen des Wembley-Stadions. Da erzielt er den deutschen Ausgleich. Patrik Berger hatte die Tschechen mit einem Strafstoß in Führung gebracht. Die Krönung folgt mit Bierhoffs zweitem Tor in der Verlängerung: Dem ersten Golden Goal der EM-Geschichte.

2. Juli 2000, Rotterdam: Frankreich – Italien 2:1 Golden Goal

Ein dramatisches Finale. Italien fühlt sich nach einem Tor von Marco Delvecchio schon wie der Sieger. Doch Sylvain Wiltord gleicht für Frankreich in der Schlussminute aus. In der Verlängerung wird David Trezeguet zu Frankreichs Golden Boy.

4. Juli 2004, Lissabon: Griechenland – Portugal 1:0

Otto Rehhagel stellt die Fußball-Welt auf den Kopf. Mit seinen Griechen spielt er auch im Finale effizient wie defensiv – und die Sensation gelingt. Der große Außenseiter schlägt Gastgeber Portugal durch einen Kopfball von Angelos Charisteas. Cristiano Ronaldo weint.

29. Juni 2008, Wien: Spanien – Deutschland 1:0

Spanien legt den Grundstein für seinen Titelhattrick aus EM-, WM- und EM-Erfolg in Serie. Deutschland ist einfach zu bieder, um Xavi und Iniesta zu stoppen. Beim entscheidenden Tor läuft Fernando Torres Philipp Lahm davon. Erst sechs Jahre später wird die DFB-Elf ihren Spanien-Komplex mit dem WM-Sieg ablegen.

1. Juli 2012, Kiew: Spanien – Italien 4:0

Zum ersten Mal kann ein Europameister seinen Titel erfolgreich verteidigen. Und wie: Spanien tanzt noch einmal Tiki-Taka und lässt Deutschland-Bezwinger Italien beim höchsten Finalsieg der EM-Geschichte keine Chance.

10. Juli 2016, Saint-Denis: Portugal – Frankreich 1:0 n.V.

Ganz Frankreich träumt vom Titel bei der Heim-EM, doch stattdessen krönt sich Portugal mit Cristiano Ronaldo. Der Superstar muss in dem nervenaufreibenden Endspiel verletzt ausgewechselt werden, er fiebert am Spielfeldrand emotionaler mit als sein Trainer Fernando Santos. Den entscheidenden Treffer erzielt Éder in der Verlängerung. Frankreich trauert.

Von Arne Richter und Jan Mies, dpa