2. März 2025

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Joseph Blatter als Zeuge im Sommermärchen-Prozess: «Wir haben nur Bank gespielt»

Joseph Blatter als Zeuge im Sommermärchen-Prozess: «Wir haben nur Bank gespielt»

Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter gibt als Zeuge im Sommermärchen-Prozess an, dass die FIFA nur als Bank fungiert habe. Details zur umstrittenen Überweisung von 10 Millionen Franken werden beleuchtet.

Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter hat im Rahmen des Sommermärchen-Prozesses vor dem Frankfurter Landgericht wenig Neues über die umstrittenen Geldflüsse rund um die WM 2006 preisgegeben. Blatter, der am 10. März 89 Jahre alt wird, äußerte sich während einer 50-minütigen Videoschalte und betonte mehrmals: «Wir haben nur Bank gespielt.»

Mit dieser Aussage bezog sich der Schweizer auf die 10 Millionen Schweizer Franken, etwa 6,7 Millionen Euro, die im Zentrum der Affäre standen. Im April 2005 überwies der Deutsche Fußball-Bund diesen Betrag an die FIFA, die das Geld einen Tag später auf ein Konto des französischen Unternehmers Robert Louis-Dreyfus transferierte.

Blatter bezeichnete den Vorgang als eine «Dienstleistung» der FIFA für den DFB und erklärte: «Wir haben ein Bankgeschäft gemacht und nicht gefragt, warum.» Die Überweisung war als Beitrag zu einer geplanten WM-Gala deklariert worden, die jedoch aus Kostengründen Anfang 2006 abgesagt wurde, was auch Blatter bestätigte.

Louis-Dreyfus hatte im Jahr 2002 ein Darlehen in Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken auf das Konto des WM-Organisationschefs Franz Beckenbauer überwiesen. Letztendlich landete diese Summe auf einem Firmenkonto des damaligen FIFA-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam in Katar. Der Grund für diese Geldflüsse ist nach wie vor unklar.

Blatter konnte sich nicht an ein Gespräch mit Beckenbauer erinnern. Vor einer Woche hatte der langjährige Vertraute Beckenbauers, Fedor Radmann, eine Theorie geäußert, dass die Überweisung auf Bin Hammams Konto als Sicherheit für einen späteren Zuschuss des Weltverbandes für die WM in Deutschland gedacht gewesen sein könnte. Laut bisherigen Zeugenaussagen soll Beckenbauer in einem Vier-Augen-Gespräch mit Blatter diesen Zuschuss ausgehandelt haben. Blatter sprach von einem «Kredit», konnte sich jedoch an das spezifische Gespräch mit Beckenbauer «wirklich nicht erinnern».

Der DFB hatte die 6,7 Millionen Euro im Jahr 2006 als Betriebsausgabe verbucht, was nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unzulässig war und zu einem Steuerbetrug von über 13 Millionen Euro führte. Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, der als letzter Beschuldigter im Verfahren verbleibt, weist diese Vorwürfe energisch zurück.

Die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler hatte in der Vergangenheit häufig Zeugen wegen mangelndem Erinnerungsvermögen gerügt. In Blatters Fall betonte sie jedoch, dass er nicht in diese Kategorie falle, und schloss die Vernehmung mit den Worten: «Das war die Vernehmung eines doch in die Jahre gekommenen ehemaligen Präsidenten.»