Nach ihrem erneuten Finaleinzug in Wimbledon ließ sich die Tunesierin Ons Jabeur von den Zuschauern feiern. Die Ukrainerin Jelina Switolina verpasste dagegen den Sprung ins Endspiel und verließ London mit jeder Menge Tränen. Die 28-Jährige verlor beim Rasen-Klassiker im Halbfinale gegen die Tschechin Marketa Vondrousova deutlich mit 3:6, 3:6.
Der Druck, ihre unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Landsleute glücklich zu machen, schien dieses Mal für sie zur groß gewesen zu sein. «Ich bin heute enttäuscht von meiner Leistung», sagte die Ukrainerin. «Insgesamt war es ein gutes Turnier. Aber heute habe ich nicht gut gespielt», sagte Switolina, die in der Pressekonferenz immer wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte.
Jabeur konnte ihr Glück dagegen kaum fassen. Die 28-Jährige rang Aryna Sabalenka aus Belarus in einem hochklassigen Match mit 6:7 (5:7), 6:4, 6:3 nieder und steht damit wie im Vorjahr im Finale. 2022 hatte die Tunesierin gegen die Kasachin Jelena Rybakina verloren. Gegen Sabalenka verwandelte sie nach 2:19 Stunden ihren fünften Matchball.
Jabeur dreht Spiel
«Ich habe gelernt, die negativen Emotionen in positive umzuwandeln», sagte die auf dem Platz stets hochemotionale Jabeur. «Ich bin stolz, dass ich das Spiel gedreht habe und weiter im Turnier bin.» Danach sah es lange Zeit nicht aus. Denn nach dem verlorenen ersten Satz lag Jabeur auch im zweiten Durchgang bereits ein Break hinten. Doch dann stemmte sie sich gegen die Niederlage und schaffte unter dem Jubel der Zuschauer den Satzausgleich.
Im entscheidenden Abschnitt wirkte Jabeur dann stabiler aus Sabalenka, die nicht nur den Einzug ins Finale, sondern auch den Sprung auf Platz eins der Weltrangliste verpasste. Im Falle des Sieges gegen Jabeur hätte die Belarussin Iga Swiatek aus Polen an der Spitze des Rankings abgelöst. Doch Jabeur hatte etwas dagegen und beendete die packende Begegnung mit einem Ass.
Die Nummer sechs der Welt ist die Hoffnung eines ganzen Kontinents und einer ganzen Region. In Afrika und in der arabischen Welt fiebern die Leute mit ihr mit. Auf dem Weg ins Halbfinale hatte sie bereits die Topspielerinnen Bianca Andreescu, Petra Kvitova und Titelverteidigerin Rybakina besiegt. Nun behielt sie auch gegen Australian-Open-Champion Sabalenka die Oberhand.
Siegeszug von Switolina vorbei
Der Siegeszug von Switolina endete dagegen einen Schritt vor dem Finale. Gegen Vondrousova konnte die Ukrainerin nicht an ihre bislang so starken Leistungen in Wimbledon anknüpfen. Von ihrem Power-Tennis, mit dem sie in der Runde zuvor die polnische Weltranglisten-Erste Swiatek aus dem Turnier geworfen hatte, war dieses Mal nichts zu sehen.
Switolina gab im ersten Satz dreimal ihren Aufschlag ab, nach nur 29 Minuten holte sich Vondrousova den ersten Durchgang. Auch im zweiten Satz gelang Switolina lange so gut wie nichts. Vondrousova zog schnell auf 4:0 davon, bekam es dann beim Stand von 4:0, 40:0 aber offenbar mit den Nerven zu tun. Switolina kam noch einmal auf 3:4 heran und schien die Partie doch noch drehen zu können. Aber dann fing sich Vondrousova wieder und machte den überraschenden Finaleinzug perfekt.
Für die Tschechin ist es das zweite Finale bei einem der vier wichtigsten Turniere der Tennis-Saison. Die 24-Jährige stand bereits 2019 bei den French Open im Endspiel, musste sich in Paris allerdings der inzwischen zurückgetretenen Australierin Ashleigh Barty geschlagen geben. Nach langer Verletzungspause ist sie nun zurück – und steht vor dem größten Erfolg ihrer Laufbahn.
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