24. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Italien will Fußball-Party in Nations League

Das Sportjahr 2021 gehört den Italienern. Nach dem EM-Coup in London und etlichen Erfolgen bei Olympia wollen die Azzurri-Fußballer auch die Nations League gewinnen - zumal sie Gastgeber sind.

Knapp drei Monate nach dem EM-Triumph von Wembley ist Italien bereit für den nächsten Fußball-Jubel.

Beim Finalturnier der Nations League will die Squadra Azzurra ihre Ungeschlagen-Serie ausbauen und dem schon jetzt einmalig erfolgreichen italienischen Sportjahr den nächsten Höhepunkt schenken. «Es wäre doch fantastisch, wenn wir die Nations League gleich nach der Europameisterschaft gewinnen würden», sagte Coach Roberto Mancini lapidar, «und dann qualifizieren wir uns noch vorzeitig für die WM.» Bei den Azzurri wirkt in diesem Jahr 2021 alles irgendwie locker und leicht.

Aber Mancini wäre nicht Mancini, wenn er nicht sofort eine Warnung hinterher schieben würde. Vor dem Halbfinale am Mittwoch (20.45 Uhr/DAZN) gegen Spanien erinnerte der Coach daran, dass just die Iberer bei der EM der härteste Gegner waren, «eine starke Mannschaft mit guten Spielern.» Der Sieger des europäischen Fußball-Klassikers trifft im Endspiel am Sonntag auf Belgien oder Frankreich, die sich im zweiten Halbfinale am Donnerstag in Turin gegenüberstehen.

San Siro ausverkauft

Mailand will seiner Auswahl einen würdigen Rahmen bieten für die erste Titelentscheidung auf italienischem Boden seit der WM 1990. Das Stadion in San Siro ist ausverkauft – was unter Corona-Bedingungen aber nur 37.000 Zuschauer in einem halb gefüllten Rund bedeutet.

Die Hoffnung ist, dass aber auch die wenigen Fans ordentlich Party machen – im positiven Sinne. Etwas Bammel haben die Gastgeber vor der Reaktion der Mailänder Tifosi auf die Rückkehr von EM-Torwart Gianluigi Donnarumma, der nach dem Titelcoup von London im Sommer vom AC Mailand zu Paris Saint-Germain gewechselt war. «Hoffentlich werde ich von den Milan-Fans nicht ausgepfiffen», sagte der Schlussmann.

Dafür kann Donnarumma sorgen, indem er seinen Kasten sauber hält und mithilft, die Weltrekordserie an ungeschlagenen Partien auf 38 auszubauen. Verzichten müssen die Gastgeber unter anderen auf die Europameister Ciro Immobile, Alessandro Florenzi und Matteo Pessina.

Auch Spanien mit Verletzten

Bei den Spaniern ist das Lazarett nicht minder klein. Neben Leipzig-Profi Dani Olmo oder Kapitän Sergio Ramos, der seit Monaten an einer Verletzungsserie laboriert und bei seinem neuen Club Paris SG bisher nicht zum Einsatz kam, fehlen beim Weltmeister von 2010 weitere wichtige Kräfte wie Álvaro Morata, Gerard Moreno, José Luis Gayá, Carlos Soler, Jordi Alba, Sergio Canales und Marcos Llorente.

Trainer Luis Enrique versucht, aus der Not eine Tugend zu machen und verstärkt die «Verjüngungskur», die er seinem Team schon seit einigen Monaten verpasst. Diesmal hat die Nominierung des erst 17 Jahre alten Gavi vom FC Barcelona für großes Aufsehen gesorgt – und auch für viel Kritik. «Ich hätte niemals einen 17-Jährigen berufen», sagte etwa Ex-Nationaltrainer Javier Clemente.

Der offensive Mittelfeldspieler Gavi, der bisher nur 275 Minuten Erstliga-Fußball bestritt, könnte bei einem Debüt im Spiel gegen Italien mit 17 Jahren und 60 Tagen zum jüngsten «La Roja»-Akteur aller Zeiten werden – und den Rekord von Ángel Zubieta von vor dem Ersten Weltkrieg, nämlich aus dem Jahr 1936, brechen.

Ohne Real-Profis

Aber nicht nur die Nominierung von Gavi löste heftige Diskussionen aus. Auch die Tatsache, dass Luis Enrique immerhin vier Profis des sportlich stark angeschlagenen FC Barcelona und (erneut) keinen einzigen Spieler von Rekordmeister und Liga-Tabellenführer Real Madrid berücksichtigt hat, treibt vor allem die Fans der «Königlichen» und die Fachmedien der spanischen Hauptstadt zur Weißglut. Das hatte es seit Jahrzehnten nicht gegeben.

Der Coach weist alle Kritik energisch zurück. «Welche Spieler von Real Madrid hätte ich denn nominieren sollen?», fragte er jüngst vor Journalisten. Die konnten auch keinen vernünftigen Vorschlag machen – zumal in der Stammelf von Real kaum noch Spanier kicken.

Von Manuel Schwarz und Emilio Rappold, dpa