Nach dem Schlusspfiff fühlte sich Roberto Mancini noch einmal 30 Jahre zurückversetzt.
«Es hat mich sehr gefreut. Ich bin einige Jahre zurückgereist in einen außergewöhnlichen Moment», sagte der italienische Nationaltrainer über die Minuten nach dem 1:0-Sieg seiner Elf zum EM-Vorrundenabschluss gegen Wales, als der WM-Song 1990 «Un’estate italiana» von Gianna Nannini aus den Lautsprechern im Olympiastadion Rom tönte. Damals war Mancini als Spieler dabei und wurde mit Italien WM-Dritter. Einen ähnlichen Erfolg will er nun als Nationaltrainer mit der aktuellen Elf bei der EM erreichen.
Perfekte Ausbeute
Die Vorrunde beendete Italien als Gruppensieger mit der perfekten Ausbeute von drei Siegen aus drei Spielen – erstmals seit 2000 gelang das wieder. Vor dem Achtelfinale, das die Azzurri am Samstag im Wembley-Stadion London gegen Österreich oder die Ukraine bestreiten, hat sich die Elf mit ihren beeindruckenden Leistungen in der Gruppenphase mehr und mehr in den Kreis der Titelfavoriten gespielt. «Jetzt beginnt ein anderes Turnier», sagte Mancini. «Wenn die Jungs so weiterspielen, bin ich glücklich. Mehr verlange ich nicht.»
Zwar konnten die Azzurri in ihrem dritten Vorrundenspiel vor den eigenen Fans in Rom nicht an die ganz starken Leistungen der 3:0-Siege gegen die Türkei und die Schweiz anknüpfen. Das 1:0 durch ein Tor von Matteo Pessina (39. Minute) war jedoch mehr als verdient und hätte auch noch höher ausfallen können. Wales konzentrierte sich vor allem nach der Roten Karte gegen den Ex-Leipziger Ethan Ampadu (55.) größtenteils aufs Verteidigen, das dem Team von Robert Page letztlich auch das Weiterkommen als Gruppenzweiter sicherte.
Mancini freute vor allem die Erkenntnis, dass sein Team auch in der Breite funktioniert. Acht Wechsel nahm der Trainer an seiner Startelf vor und gab kurz vor Schluss sogar Ersatz-Torhüter Salvatore Sirigu die Chance auf Einsatz-Minuten. «Auch wenn man einige Spieler tauscht, sollte sich nichts ändern», formulierte der 56-Jährige seinen Anspruch. «Sie wissen alle, was sie zu tun haben.»
Guter Teamgeist bei den Italienern
Ein echter Star fehlt im italienischen Team – doch die Stärke sind der ausgeglichene Kader und der Teamgeist. «Es ist ein Sieg der Gruppe», sagte Torschütze Pessina, der erst als Nachrücker in den EM-Kader gerutscht war und nun nach einem einstudierten Freistoß von Marco Verratti traf. «Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe es vielleicht noch gar nicht realisiert», sagte der 24-Jährige.
Schon vor dem Start der K.o.-Phase des Turniers sorgen die Azzurri für Superlative: Das 1:0 gegen Wales war das 30. ungeschlagene Spiel in Serie. Damit stellte Mancini den Uralt-Rekord von Vittorio Pozzo aus den Jahren 1935 bis 1939 ein. «Pozzo hat auch viele andere wichtige Dinge gewonnen, da sind wir im Moment noch dahinter», sagte Mancini mit Blick auf den Weltmeister von 1934 und 1938.
Die Mannschaft hat nun elf Partien in Serie gewonnen und dabei kein Gegentor zugelassen. Seit mehr als 1000 Minuten hat die Squadra Azzurra keinen Treffer mehr kassiert – eine von vielen Bestmarken, die das Team in der K.o.-Phase weiter ausbauen möchte. «Wir leben den Moment und sind glücklich, gemeinsam hier zu sein», sagte der starke Federico Chiesa und versprach: «Jetzt beginnt das Schönste.»
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