Horst Hrubesch sprach zwar von einem hochverdienten Sieg der deutschen Fußballerinnen in Polen, wirklich zufrieden war der Bundestrainer nach dem 3:1 (0:1) in Gdynia und der damit verbundenen Qualifikation für die EM 2025 aber nicht.
«Wir müssen diese Spiele deutlicher entscheiden», forderte der 73-Jährige ob der vielen vergebenen Chancen. Sorgen musste sich der Coach zudem um Mittelfeld-Star Lena Oberdorf, die sich nach einer beherzten Grätsche in der 37. Minute die linke Wade hielt und unter Tränen ausgewechselt wurde.
«Ich weiß nicht, warum wir es uns in der ersten Halbzeit immer so schwer machen», fragte sich Doppeltorschützin Lea Schüller – und blieb eine Erklärung schuldig: «In der zweiten Halbzeit zeigen wir dann auch, wie wir es eigentlich können.» Innenverteidigerin Kathrin Hendrich meinte: «Wir machen immer wieder dumme Fehler und laden damit den Gegner ein, das wurde dann eben bestraft.»
«Da müssen wir noch einige Schippen drauflegen»
Erst eine Leistungssteigerung nach der Pause und Tore von Lea Schüller (51. und 69. Minute) sowie Klara Bühl (77.) sorgten für Erleichterung beim DFB-Team, nachdem zunächst Dominika Grabowska (12.) für die Gastgeberinnen getroffen hatte. «Wir sind froh, dass wir direkt mit den ersten Spielen das Ticket lösen konnten», befand Kapitänin Alexandra Popp nach dem vierten Sieg im vierten Gruppenspiel, mäkelte aber auch: «Wir sind nicht ganz zufrieden, wie es passiert ist. Da müssen wir noch einige Schippen drauflegen.»
Vier Tage nach dem 4:1 in Rostock hatte Hrubesch gegen das punktlose Schlusslicht auf gleich sechs neue Gesichter in der Startelf gesetzt. Sogar Stammkapitänin Popp blieb im Stadion Miejski w Gdyni draußen, weshalb die Neu-Münchnerin Oberdorf das DFB-Team in ihrem 50. Länderspiel erstmals als Kapitänin aufs Feld führen durfte.
Oberdorfs Wade leidet
Glück brachte ihr die Regenbogenbinde nicht. Sie musste «wegen eines schmerzhaften Schlags in die linke Wade», wie der DFB kurz darauf mitteilte, vorzeitig vom Feld. In die Kabine wurde sie kurz darauf sogar getragen, Popp übernahm auf dem Platz. Ob und wie lange Oberdorf ausfällt, stand am Abend noch nicht fest, wohl aber, dass sie beim kommenden Qualifikationsspiel auf Island am 12. Juli aufgrund ihrer zweiten Gelben Karte fehlen wird.
Wie schon in Rostock, als das DFB-Team nach 28 Sekunden das 0:1 kassiert hatte, gingen die Polinnen auch diesmal früh in Führung. Grabowska vollendete nach zwölf Minuten aus sechs Metern sicher, weil die Deutschen beim vorangegangenen Einwurf nur halbherzig verteidigt hatten. Keine Schuld am 0:1 traf Torhüterin Stina Johannes, die bei ihrem Länderspieldebüt meist beschäftigungslos blieb.
«Zu viel Angst, Fehler zu machen»
«Das sollten wir nicht noch mal machen in der Form, dass wir gleich am Anfang ein bisschen schlafen», hatte Hrubesch vorab in der ARD zwar gefordert, Gehör fand er keines. Vieles wirkte träge in der ersten Halbzeit, ohne Fluss und Präzision. «Zu viel Angst, Fehler zu machen», meinte Popp zur ersten Hälfte, «zu nervös» habe man gespielt, unnötige Konter kassiert.
Genug Chancen gab es gegen den klaren Außenseiter trotzdem. Oft vergaben die Deutschen aber überhastet, Schüller scheiterte per Kopf einmal an der Latte. Der frühere Vollblutstürmer Hrubesch hielt sich zwischendurch schockiert die Hände vors Gesicht.
Erst nach der Pause fanden die Gäste Wege und Mittel. Eine von Bühl geschlagene Ecke verlängerte Popp auf Schüller, die gedankenschnell den Ausgleich erzielte. Es war der viel erhoffte Brustlöser. Nach einer Flanke von Vereinskollegin Giulia Gwinn überwand Schüller die gute polnische Torhüterin Kinga Szemik erneut.
Gegen die zunehmend erschöpft wirkenden Polinnen drückte die DFB-Elf auf weitere Tore. Eine feine Einzelleistung krönte Bühl mit einem Flachschuss zum 3:1-Endstand. «Insgesamt bin ich zufrieden, wir haben jetzt das EM-Ticket», resümierte Schüller.
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