Sogar der Schiedsrichter hatte Mitleid. «Es tat mir fast ein bisschen leid, dass ich da so hart entscheiden musste», sagte Felix Brych über die Rote Karte gegen Bayer Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky: «Aber es ging nicht anders.»
Hradecky selbst haderte nach seinem Platzverweis in der Nachspielzeit beim 0:1 in Dortmund zunächst mit der Regel («Braucht vielleicht eine Modifizierung»), dann mit der Auslegung («Vielleicht kann man da Fingerspitzengefühl haben»), doch dann war ihm klar: So unglücklich die Szene auch war, es war seine eigene Schuld.
«Regel ist Regel. Da hätte ich mehr aufpassen sollen bei der Schiedsrichterschulung», sagte der Finne mit der ihm eigenen, trockenen Art. Hätte er gewusst, dass er rotwürdig handelt, «hätte ich anders agiert. Natürlich hätte ich mit dem Kopf hingehen können». Doch weil er eben offenbar nicht so regelsicher war, glaubte Hradecky, dass es nicht schlimm sei, den Ball vor dem heraneilenden Marco Reus mit den Händen außerhalb des Strafraums zu berühren, solange er mit dem Füßen drin stand. «Es waren Zentimeter, vielleicht Millimeter», haderte er später.
Trainer Gerardo Seoane warf seinem Kapitän die mangelnde Regel-Kenntnis nicht vor: «Das ist ja keine Situation, die ein Torwart schon 20 Mal hatte.» Auch für Brych war es letztlich «eine komische Szene. In der Bundesliga habe ich so eine Rote Karte noch nie gegeben.»
Weil Bayer schon fünfmal wechselte, musste Abwehrspieler Edmond Tapsoba ins Tor, doch Reus schoss den Freistoß drüber. «Ich habe fast gehofft, dass er reingeht», sagte Hradecky, hier komplett regelkundig, denn ein Treffer hätte seine nun wohl zwei Wochen dauernde Sperre um ein Spiel reduziert: «Aber der Eddy hätte das Ding auf jeden Fall gehalten.»
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