23. November 2024

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Hoffen auf Wunder: Lewandowski und Barça vor dem Aus

Der hoch verschuldete FC Barcelona musste Teile seines Tafelsilbers verkaufen, um Stars wie Weltfußballer Lewandowski einzukaufen. Nach dem 3:3 gegen Inter droht dennoch das Champions-League-Aus.

Barcelonas Trainer Xavi Hernandez war die Verzweiflung nach dem Fast-Aus in der Champions League anzusehen. «Es ist schwer, etwas zu sagen. Ich bin frustriert, traurig und sogar ein bisschen wütend», meinte der frühere Barça-Profi nach dem enttäuschenden 3:3 gegen Inter Mailand.

Danach folgte ein Sorry Richtung Fans, denn die Katalanen müssen mit Blick auf den finanziell so wichtigen Einzug ins Achtelfinale der Fußball-Königsklasse auf ein kleines Wunder hoffen. «Als Erstes möchte ich mich bei ihnen entschuldigen, denn wir hatten es in der Hand und haben unsere Chance einfach weggeworfen. Sie haben einen Sieg verdient und wir haben versagt, obwohl wir uns das nicht leisten durften.»

Barcelona droht das erneute Aus in der Gruppenphase

Holt Inter in den verbleibenden zwei Gruppenspielen gegen das bislang chancen- und punktlose Viktoria Pilsen und den FC Bayern München drei Punkte, würde Barcelona selbst bei zwei eigenen Siegen wie im Vorjahr bereits in der Gruppenphase scheitern und in die Europa League absteigen. Die spanische Sportzeitung «As» titelte online: «Barça hängt von einem Wunder ab. Das Blaugrana-Team steht am Rande des europäischen Abgrunds.»

Torjäger Robert Lewandowski war kaum besserer Laune als sein Coach. «Wir hatten so viel Lust, Tore zu machen, dass wir die Verteidigung und die Konter unseres Gegners vergessen haben», klagte der Weltfußballer, wie die Zeitung «Mundo Deportivo» berichtete. Immerhin erzielte der teure Neuzugang zwei der drei Tore (82. Minute/90.+2). Inter sei viel zu leicht vor das Tor gekommen, sagte der Pole. «Zudem hatten wir in den vergangenen Wochen viele Verletzungen, es ist nicht leicht, ständig die Aufstellung zu verändern.»

Neben Lewandowski traf für Barça auch der frühere Dortmunder Ousmane Dembelé (40.). Aber die wackelige Verteidigung mit individuellen Fehlern vor dem ersten und zweiten Gegentor ermöglichten Inter Treffer durch Nicolo Barrella (50.), Lautaro Martinez (63.) und Robin Gosens (89.). Nationaltorwart Marc-André ter Stegen rettete den Katalanen das Remis mit einer Weltklasse-Parade in der Nachspielzeit.

Viertelfinale im Rekordbudget bereits eingeplant

Ein Ausscheiden schon in der Gruppenphase wäre für Barça nicht nur sportlich ein Fiasko. Auch finanziell würde der ohnehin schon mit 1,35 Milliarden Euro verschuldete Club schwer getroffen. Erst vergangenen Sonntag hatte die Chefetage ein Rekordbudget für diese Saison von 1,25 Milliarden Euro vorgelegt, in dem davon ausgegangen wurde, dass Barça nicht nur das Achtelfinale der Champions League, sondern auch das Viertelfinale erreicht. Geht das schief, verliert Barça mehr als 20 Millionen Euro, die bereits verplant waren.

«Dieser Wettbewerb ist sehr grausam zu uns, sowohl in München durch fehlende Effektivität, in Mailand durch Offensivschwäche und bestimmte Umstände, die ich nicht weiter ausführen muss. Heute waren es unsere individuellen Fehler», erklärte Xavi und wurde dann deutlich: «Wenn du gegen Inter zu Hause nicht gewinnst, verdienst du es auch nicht, weiter in diesem Wettbewerb zu sein, auch wenn uns eine minimale Chance bleibt.»

Xavi: «Übernehme die volle Verantwortung»

Und er nahm die gefühlte Niederlage auf seine Kappe: «Wenn die Defensive versagt, habe ich versagt. Wenn Piqué oder Busquets scheitern, versage ich als Trainer. Ich übernehme die volle Verantwortung.» Xavis «Projekt» erhalte «vier Tage vor dem Clásico gegen Real Madrid einen sehr harten Schlag», hieß es bei «As» mit Blick auf das Prestigeduell in der Liga am Sonntag (16.15 Uhr).

«Wir sind sehr enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben, manchmal fehlt uns Kaltblütigkeit und Ruhe», sagte Lewandowski selbstkritisch. Barcelonas Kapitän Sergio Busquets erklärte: «Es ist eine schwierige Gruppe, aber wir hätten es mit den ganzen Neuverpflichtungen besser machen müssen.» Es sei zwar noch nicht vorbei, «aber es wird jetzt sehr schwer, weil wir nicht mehr nur von uns abhängig sind».

Jan-Uwe Ronneburger, dpa