Der überraschende Auftritt von Uli Hoeneß beim Training seiner Krisen-Bayern fachte die Spekulationen um die Zukunft von Vorstandsboss Oliver Kahn nur weiter an.
15 Minuten lang diskutierte Ehrenpräsident Hoeneß am Mittwoch vor der Übungseinheit mit Cheftrainer Thomas Tuchel und setzte damit womöglich ein Zeichen, dass er die Lage beim deutschen Fußball-Rekordmeister wieder verstärkt selbst in die Hand nimmt. Kahn ließ sich später auch für wenige Minuten am Rasen blicken, beobachtete kurz die Vorbereitung der Münchner Stars auf das Spiel gegen Hertha BSC am Sonntag.
Gerüchte um Kahn und Hellmann
Medienberichten zufolge wackelt Kahns Posten immer stärker. Nach dem Aus im DFB-Pokal und der Champions League sowie dem Verlust der Tabellenführung ist die Führungsriege um den ehemaligen Nationaltorhüter besonders in den Fokus gerückt.
Wie der TV-Sender Sky und das Sportportal «ran.de» berichteten, ist Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann ein aussichtsreicher Kandidat für Kahns Nachfolge. Demnach sollen sogar bereits Gespräche stattgefunden haben – nach dpa-Informationen allerdings nicht konkret über eine Kahn-Nachfolge.
Hellmann war bisher mit einem Wechsel an die Spitze der Deutschen Fußball Liga in Verbindung gebracht worden, die er derzeit interimsweise gemeinsam mit dem Freiburger Oliver Leki führt. Nun soll der 51 Jahre alte Jurist, der bei den Hessen noch einen Vertrag bis 2027 hat, Favorit des Münchner Aufsichtsrats sein.
Aufsichtsrat kommmt am 22. Mai zusammen
Genau dieser Aufsichtsrat trifft sich am 22. Mai zu seiner ohnehin schon mit Spannung erwarteten turnusmäßigen Sitzung. Vorher ist mit keiner Entscheidung in der Debatte um die Chefetage zu rechnen. Der Ausgang des Titelkampfes in der Bundesliga dürfte die Zukunft der Münchner Führungsetage maßgeblich mitbeeinflussen. Ziehen die Bayern in den ausbleibenden fünf Spielen noch an Dortmund vorbei und polieren die insgesamt verkorkste Saison zumindest etwas auf, könnte sich das auch positiv auf das mittelprächtige Arbeitszeugnis von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic auswirken.
Als Vorstandschef steht Kahn in erster Linie in der Verantwortung. «Es könnte jederzeit etwas passieren, an das man vor drei bis vier Monaten noch nicht gedacht hat. Oliver Kahn hat den Laden auf jeden Fall nicht im Griff», sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus der «Sport Bild».
Salihamidzic könnte zugutekommen, dass Hoeneß seit Jahren einer seiner Fürsprecher ist. Doch auch der Bosnier steht aufgrund seiner Personalpolitik im Licht der öffentlichen Kritik. «Die Transfers von Salihamidzic sind im Nachhinein doch nicht so gut, wie man gedacht hatte», sagte Matthäus.
Hoeneß beobachtet das Mia-san-mia-Desaster mit Sorge. Das verdeutlichte sein überraschender Besuch vor dem Bayern-Training. «Mr. FC Bayern» tritt wieder vermehrt in Erscheinung und lässt dies auch den bislang ziemlich glücklosen Coach Tuchel spüren. Hoeneß‘ Wort und Meinung hat an der Isar nach wie vor Gewicht – und der 71-Jährige sitzt im Aufsichtsrat, der Kahn jederzeit abberufen könnte.
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