22. November 2024

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«Höchste internationale Klasse»: Thuram trifft und trifft

Zweimal geführt und trotzdem nicht gewonnen: Bei Borussia Mönchengladbach ist man mit dem 2:2 in Wolfsburg dennoch zufrieden. Vor allem ein Spieler ragt aktuell heraus.

Manchmal kommt bei Daniel Farke immer noch der frühere Oberliga-Stürmer durch, der jetzt froh ist, eine Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. «Marcus ist ein außergewöhnlicher Spieler von allerhöchster internationaler Klasse. Definitiv auf einem anderen Niveau, als ich in der Lage war, abzuliefern», sagte der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem 2:2 (1:1) beim VfL Wolfsburg.

Farke hat in seiner aktiven Zeit unter anderem für den SV Lippstadt 08 und SV Wilhelmshaven gespielt. Mit «Marcus» ist der französische Nationalstürmer Marcus Thuram gemeint, der im vergangenen Jahr beinahe zu Inter Mailand gewechselt wäre und für den nun in absehbarer Zeit vermutlich die nächsten Angebote dieser Kategorie eingehen werden.

Denn Thuram ist bislang der Gladbacher Spieler dieser Saison – und definitiv derjenige in diesem 28-köpfigen Kader, der im Sommer am meisten vom Trainerwechsel von Adi Hütter zu Daniel Farke profitiert hat.

Farke: «Wir haben ein gerechtes Ergebnis gesehen»

In Wolfsburg schoss der 25-Jährige seine Saisontore sechs und sieben, er brachte die Borussia damit in der 13. und 48. Minute gleich zweimal in Führung. In der Schlussphase forderten seine Mitspieler nach einem Zweikampf zwischen Thuram und Maximilian Arnold dazu noch einen Elfmeter für die Borussia, aber diese Szene wurde selbst vom Videoschiedsrichter nicht noch einmal überprüft.

Dass der VfL durch Yannick Gerhardt (43.) und Omar Marmoush (69.) noch zweimal ausglich, brachte die Gladbacher zwar um den kurzzeitigen Sprung auf einen Champions-League-Platz. Aber Farke bilanzierte völlig zurecht: «Als Trainer der Mannschaft, die zweimal in Führung war, bist du am Ende nur vollends zufrieden, wenn du das Spiel auch gewinnst. Aber das Ergebnis geht in Ordnung, wir haben ein gerechtes Ergebnis gesehen. Das war heute Werbung für Bundesliga-Fußball.»

Der große Unterschied zwischen beiden Teams war: Wolfsburg vergab durch Gerhardt (9.), Jakub Kaminski (37.), Marmoush (64./88.) und Kevin Paredes (87.) noch zahlreiche weitere gute Chancen. Die Borussen dagegen hatte vorne nicht viel mehr zu bieten als Thuram.

Der Sohn des Welt- und Europameisters Lilian Thuram hatte sich mit dem früheren Trainer Hütter allein persönlich schon überhaupt nicht verstanden. Die wechselseitige Abneigung gipfelte im Sommer in einem Podcast-Interview, in dem der Stürmer offen ausplauderte: «Als der neue Trainer ankam, verstand er schnell, dass ich Marco Rose an seiner Stelle bevorzugte und wenn man mich anpöbelt, kann das schnell schiefgehen. Er sagte mir: Marcus, ich bin nicht Marco Rose. Und du bist hier kein Starspieler.»

Thuram liefert in der Sturmspitze ab

Das klingt bei Farke jetzt anders. Und die fußballerisch größte Veränderung besteht darin, dass Thuram unter dem neuen Trainer nicht mehr Außen-, sondern Mittelstürmer spielt.

«Erstmal haben wir keine anderen klassischen Stürmer mehr im Kader, wir sind da schon etwas eng gestrickt. Deshalb muss Marcus diese Position auch schon zwangsläufig spielen», sagte Farke am Samstag. «Aber ich war immer schon davon überzeugt, dass Marcus alle Qualitäten hat, um diese Position top auszufüllen. Er hat viele Stärken, die du dafür brauchst.»

Schnelligkeit, Wucht, Durchsetzungsvermögen: All das war am Samstag auch in Wolfsburg wieder zu sehen. Das Problem sprach Farke aber selbst mit an: Die Borussia ist in der Offensive nur sehr dünn besetzt. Sollten Thurams Partner wie Lars Stindl oder Alassane Pléa mal verletzt sein wie in den vergangenen Wochen oder kaum ins Spiel finden wie in Wolfsburg, dann gibt es für sie kaum gleichwertigen Ersatz. Und einen Ausfall von Thuram könnte sich das Team im Moment erst recht nicht leisten.

Allein wegen dieser fehlenden Kadertiefe sind die Gladbacher kein wirkliches Spitzenteam mehr. Dafür sprechen auch die Ausschläge der vergangenen Wochen. 1:5 in Bremen, 5:2 gegen Köln – da tut ein hart erkämpftes Unentschieden auch mal gut. «Wir fahren jetzt nicht jubilierend nach Hause, aber definitiv zufrieden», sagte Farke.

Sebastian Stiekel, dpa