24. November 2024

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Hockey-Teams greifen in Tokio nach den Medaillen

Deutsche Hockey-Teams gehören bei Olympischen Spielen fast schon traditionell zu den Medaillenkandidaten. Wie 2016 in Rio soll auch in Tokio zweimal Edelmetall her.

Riesen-Lust auf Edelmetall: Die deutschen Hockey-Teams haben sich auch für Tokio wieder viel vorgenommen. «Unser Ziel ist ganz klar eine Medaille», sagte die Hamburgerin Franzisca Hauke vor der Abreise nach Japan.

Ihr Bruder Tobias ist Kapitän der DHB-Herren – und hochdekoriert, denn als Olympiasieger 2008 in Peking und 2012 in London sowie Rio-Dritter von 2016 hat er schon Gold und Bronze. «Silber fehlt mir noch, aber das ist die härteste Medaille. Denn wenn ich das als Ziel ausgebe, nehme ich ja eine Endspiel-Niederlage von vornherein in Kauf», sagte der 33-Jährige vom HTHC Hamburg. «Wenn es am Ende Silber wird, wäre es aber auf jeden Fall ein toller Erfolg.»

Nach der corona-bedingten Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr hat der Routinier lange mit sich gekämpft, ob er das geplante Ende der internationalen Karriere noch mal aufschiebt. Am Ende gaben «die außergewöhnliche Leidenschaft zum Sport und das Großereignis an sich» den Ausschlag, seine vierte Olympia-Teilnahme anzustreben.

Auflockerung an der Dartscheibe

Schon nach der Ankunft sah er sich bestätigt. «Olympisches Dorf – das ist immer geil. Immer wieder faszinierend, toll aufgebaut mit schönen Grünflächen. Wir wollen es aufsaugen und als Energiegeber nutzen für den eng getakteten Spielplan», berichtete der Routinier. Ein bis zweimal Training steht nach dem morgendlichen Coronatest und dem gemeinsamen Frühstück in der Mensa auf dem Tagesprogramm, das durch Spiele auf den Zimmern «gerne an der Dartscheibe» aufgelockert wird.

Denn mit den Auftaktspielen gegen Kanada (Samstag, 12.00 Uhr MESZ/Herren) und Rio-Sieger Großbritannien (Sonntag, 02.30/Damen) wird es ernst. In Weltmeister Belgien und Europameister Niederlande warten weitere starke Widersacher auf die Herren, bei den Damen ist auch Top-Favorit Niederlande Gruppengegner.

Was für die DHB-Teams spricht: Die Damen haben mit einem verjüngten Kader unter dem belgischen Trainer Xavier Reckinger enorm zugelegt und Top-Gegner besiegt. Und bei den Herren zeigte die Formkurve unter Neu-Coach Kais al Saadi klar nach oben. Durch den Trainerwechsel habe sich «in Sachen Mentalität gehörig etwas getan», sagte Tobias Hauke in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Welches Team steht wo?

Allerdings ist die Favoritenrolle gerade zu Pandemie-Zeiten schwer zuzuordnen. So gilt Australien in Tokio als Wundertüte, denn wegen Corona bestritt der Weltranglistenerste bei den Herren seit März 2020 keine interkontinentalen Spiele mehr. Die aufstrebenden Inder könnten für eine Überraschung gut sein, Rio-Sieger Argentinien wegen des hohen Durchschnittsalters eher nicht. Favorisiert ist der WM-Champion und Rio-Zweite: Allerdings verlor Belgien im Juni in Amsterdam das EM-Halbfinale im Penaltyschießen gegen die Niederlande. Oranje gewann den Titel im Shootout gegen Deutschland und untermauerte seine Ambitionen auf den dritten Olympiasieg nach 1996 und 2000.

Bei den Damen ist die Spitze zuletzt immer weiter zusammengerückt, auch wenn Welt- und Europameister Niederlande weiter als Top-Anwärter auf Gold gilt. Hinter dem Weltranglistenersten folgt in Argentinien, Deutschland und Australien aber ein Trio, das das Potenzial zum Favoritensturz mitbringt. Auch Neuseeland könnte positiv überraschen.

Tobias Hauke stand schon vor dem ersten Match im Mittelpunkt. Auch wenn er am Ende nicht ausgewählt wurde, war es für ihn «eine große Ehre», zum Kreis der Fahnenträger-Kandidaten gezählt zu haben. «Ich freue mich für Laura und Patrick – zwei herausragende Sportler, die es definitiv verdient haben, unser Land zu repräsentieren. Ich war schon stolz, dass ich zur Auswahl stand in dieser Runde», sagte er der «FAZ» über die Fahnenträger Laura Ludwig und Patrick Hausding.

Von Thomas Prüfer und Nina Niedermeyer, dpa