22. November 2024

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Heynens baut Team nach Lippmann-Abschied um

Der neue Bundestrainer der deutschen Volleyballerinnen trainiert erstmals eine Frauen-Mannschaft. Vital Heynen muss auch einen Neuaufbau leiten. Dabei geht er ungewöhnliche Wege.

Vital Heynen verordnete sich selbst ein Lachverbot. Bei einem Treppensturz vor rund drei Wochen brach sich der neue Bundestrainer der deutschen Volleyballerinnen zwei Rippen.

Der stets fröhliche belgische Spitzentrainer betreute seine Mannschaft im Trainingszentrum in Kienbaum aber weiter.

Bei der Einstimmung auf die Nationenliga gab Heynen im Training immer wieder lockere Übungen vor, die für Erheiterung sorgten. Der 52-Jährige musste sich aber jedes Mal zwingen wegzugucken, denn jeder Lacher schmerzte. «Es wird immer besser und besser», berichtete Heynen der Deutschen Presse-Agentur vor dem Auftakt am 1. Juni in den USA gegen Brasilien. Er meinte damit seine Rippen und die Eingewöhnungsphase mit seiner neuen Mannschaft.

Heynen bringt viel Erfahrung mit

Heynen weist eine exzellente Vita vor. Während seiner ersten Zeit als Bundestrainer der deutschen Volleyballer von Februar 2012 bis September 2016 holte er 2014 sensationell WM-Bronze – es war die erste deutsche WM-Medaille seit 44 Jahren. Später mit Polen gewann er neben dem WM-Titel 2018 auch zweimal EM-Bronze (2019, 2021). Nachdem die Mannschaft das Medaillenziel bei Olympia in Tokio 2021 verpasst hatte, wurde Heynens auslaufender Vertrag nicht verlängert.

Es waren stets Männer-Mannschaften, mit denen der Mann aus Maaseik Erfolg hatte. Vor Jahren hat Heynen auch mal die belgischen Frauen im Beachvolleyball betreut, das ist aber nicht weiter erwähnenswert. Nun will er mit einer Frauen-Mannschaft seine Erfolge aus dem Männer-Bereich wiederholen. Und die Aufgabe für den Nachfolger von Felix Koslowski wird nicht nur wegen des Milieuwechsels schwer.

Star-Volleyballerin Louisa Lippmann ist aus dem Nationalteam zurückgetreten. Die dominierende Diagonalangreiferin will als Beachvolleyballerin neu anfangen und selbstbestimmter sein.

Auf Lippmann-Aus folgt der Systemwechsel

Auf derselben Position fehlt Heynen in der sogenannten Nations League zunächst auch der wichtige Ersatz Kimberly Drewniok, die erst zur WM ab Ende September wieder zur Verfügung stehen will. Was macht also einer wie Heynen, der vor ungewöhnlichen Ideen und Methoden nicht zurückschreckt? Er ändert sein System. Er ändert es radikal.

Der Vater von drei Töchtern will seine neue Mannschaft mit gleich drei Spezialistinnen für die Annahme auflaufen lassen. «So spielt niemand auf der ganzen Welt», meinte Heynen. «Ich habe die Hoffnung, dass wir damit eine gute Lösung finden. Ich bin davon langfristig überzeugt.» Seine Spielerinnen seien «sehr offen» für etwas Neues.

«Beschränkungen führen zu Kreativität»: So beschrieb Heynen sein Vorhaben. Seine Spielerinnen könnten förmlich spüren, dass sich ihnen mit neuen Rollen auch Freiheiten bieten würden. «Selbst wenn es nicht klappen sollte, haben sie sich individuell weiterentwickelt», sagte Heynen, der seine Spielerinnen «breiter aufstellen» will.

Es wartet eine große Aufgabe

Wer persönlichen Nutzen aus der Zeit bei der Nationalmannschaft ziehen kann, verbringt die Monate im Sommer und Herbst dort auch lieber. «Wir erkennen gemeinsam einen Weg, wissen aber noch nicht, wie er aussieht», erläuterte Projektleiter Heynen, der beim Deutschen Volleyball-Verband einen Vertrag über drei Jahre besitzt.

«Wir erwarten von ihm, dass er sowohl Spielerinnen individuell weiterentwickeln kann als auch die Mannschaft als Ganzes», erklärte Sportdirektor Christian Dünnes beim Amtsantritt Heynens Ende Januar. Zuletzt stagnierte die Mannschaft um Kapitänin Jennifer Janiska. «Ich will das Team über Jahre besser machen», versicherte Heynen.

Die erste Standortbestimmung ist die Nationenliga. Die besten 16 Mannschaften der Welt spielen an drei Austragungsorten über sechs Wochen den Titel aus. Die Partien sind wichtig für die Weltrangliste. Für Heynens Reisegruppe geht es in Bossier City (US-Bundesstaat Louisiana) los, ehe Etappen in Brasilia (Brasilien) und Calgary (Kanada) warten. Das Abenteuer kann beginnen.

Von Martin Moravec und David Langenbein, dpa