Laura Philipp kann es sich leisten. Ein Stück Kuchen am Tag muss sein. Kalorien verbrennt sie reichlich.
Auf Hawaii kämpft sie an diesem Donnerstag (Start: 18.25 Uhr MEZ/ZDF-Livestream ab 18.15 Uhr) um eine WM-Medaille, wenn alles gut läuft. 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen.
In diesem Jahr absolvierte sie die Distanz schneller als jemals zuvor eine Frau bei einem Ironman. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht die künftige Athletin der TSG 1899 Hoffenheim zudem über ihre Kuchenleidenschaft, Fußball und Triathlon.
Frage: Ihr Motto ist ja: Schneller mit Kuchen: Woher kommt der tägliche Appetit auf ein Stück?
Antwort: Der wurde mir mit in die Wiege gelegt. Meine Eltern, besonders meine Mutter, sind auch Kuchen-Liebhaber. Und so ist es eigentlich bei uns in der Familie Tradition, dass es immer einen Kuchen gibt. Und obwohl wir nur vier Leute sind, hält so ein ganzer Kuchen, egal was es ist, in der Regel auch nicht länger als einen Tag. Und ja, zum Glück haben wir alle keine Gewichtsprobleme und so dürfen wir uns glücklicherweise jeden Tag etwas gönnen.
Frage: Angenommen, Sie gewinnen den Titel. Welche ideale Belohnung würde es denn als Kuchen geben im Anschluss?
Antwort: Ich warte tatsächlich auf das Rennen, wo mir mal bei einem Sieg auf der Ziellinie oder dahinter ein Kuchen überreicht wird. Es wäre auf jeden Fall grandios. Ich würde mir entweder einen Carrot oder einen Hummingbird Cake wünschen.
Frage: Sie treten unter anderem als Vierte der Ausgabe 2019 an, als Weltbestzeit-Inhaberin im Ironman und im 70.3 Ironman und mit vielen weiteren Erfolgen. Wie realistisch ist ein Sieg auf Hawaii?
Antwort: Da muss so viel zusammenkommen, dass es schwer zu sagen ist, wie realistisch der ist. Ich glaube, ich bin mittlerweile eine der Besten auf der Ironman-Distanz. Und sollte bei mir mal alles zusammenkommen und mein Körper an dem Tag mit der Hitze zurechtkommen, dann ist das drin. Aber natürlich ist in keinem anderen Rennen die Konkurrenz so hoch. Und als Topfavoritin für den Sieg würde ich mich hier nicht sehen. Aber ich bin sicher da, falls einer der Topfavoritinnen vielleicht einen schlechten Tag erwischt.
Frage: Sie sind ja nicht die einzige deutsche Profi-Athletin. Können sich da auf der Strecke auch Synergien ergeben und dass man voneinander profitiert?
Antwort: Es wäre natürlich schön, wenn vielleicht nicht nur mit den deutschen Athletinnen, sondern auch generell mit anderen Athletinnen irgendwie Synergien entstehen würden. Das würde für mich nicht nur fürs Radfahren gelten, sondern auch fürs Schwimmen. Da eine gute Gruppe zu haben, wäre toll, um einfach wenig Zeit auf die Spitze zu verlieren. Aber das ist schwer planbar. Es wird auch keine Absprachen geben. Von daher muss ich ja darauf hoffen, dass sich bestimmte Sachen im Rennen ergeben und ich dann instinktiv gut in der Situation reagiere.
Frage: Ein solch langes Rennen hat immer schwere Momente. Hinzu kommen die klimatischen Bedingungen. Gibt es etwas vor dem Rennen, vor dem Sie richtig Bammel haben?
Antwort: Ich denke, alles, was ein Ironman, der sowieso schon schwer ist, noch erschweren kann, kommt hier auf Hawaii zusammen. Die Hitze, die Luftfeuchtigkeit, Wind und Berge und natürlich ein hochkarätiges Starterfeld. Von daher kann man schon sagen, das Rennen hier ist das schwerste der Welt, das wir Triathleten bezwingen können. Und ich versuche, mich bestmöglich vorzubereiten, weiß aber auch, dass an einem schlechten Tag hier sehr viel schiefgehen kann.
Frage: Hat Ihre Absage bei der WM in Utah wegen Corona ihre Gier – oder sagen wir ein bisschen moderater – ihre Lust auf Hawaii und einen Erfolg noch mal gesteigert?
Antwort: Natürlich. Ich denke, ein ‚besseres‘ Jahr, um das Rennen zu verpassen, hätte ich mir fast nicht aussuchen können. Die Chance, zweimal bei einer WM zu starten in einem Jahr, die gibt es vermutlich in der Zukunft nicht noch einmal. Und auch wenn ich die Möglichkeit sehr gerne wahrgenommen hätte, mal eine WM auf einer anderen Strecke auszuprobieren, bin ich extrem froh, dass ich jetzt im Oktober hier die Chance habe.
Frage: Warum haben Sie eigentlich erst mit 24 Schwimmen gelernt? Zumindest steht das so auf ihrer Homepage.
Antwort: Ja, das ist eine gute Frage. Die würde ich gerne an meine Eltern weiterreichen. Die würden wahrscheinlich sagen, das Kind wollte nicht ins Wasser. Und man musste sie in die Badewanne prügeln. Nein, Scherz beiseite. Dort, wo ich aufgewachsen bin, war kein Schwimmbad direkt in der Nähe. Es gab keinen Schwimmverein, ich hatte auch keine Freunde, die irgendwie geschwommen sind. Von daher hat sich das irgendwie nicht ergeben und deshalb hat es einige Jahre gedauert, bis ich selbst mal auf die Idee gekommen bin, dass es doch ganz nett wäre, schwimmen zu lernen.
Frage: Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass Profi-Frauen und Profi-Männer dieses Jahr, aber auch im nächsten Jahr, getrennt voneinander antreten?
Antwort: Grundsätzlich finde ich es positiv, wenn wir Frauen unser eigenes Rennen bekommen, da entsteht ein deutlich fairerer Rennverlauf. Natürlich haben wir dadurch auch mehr mediale Aufmerksamkeit. Dennoch bin ich sehr gespannt darauf, wie das hier auf Hawaii klappen wird. Es ist logistisch sicher eine große Herausforderung, ein so großes Rennen in so einem kleinen Ort zwei Tage aufeinander stattfinden zu lassen. Ich finde es auch mutig, das direkt fürs nächste Jahr auch schon so festgelegt zu haben. Ich hätte es vielleicht erst mal in einem Jahr ausprobiert.
Frage: Sie trainieren ja manchmal bei der TSG 1899 Hoffenheim und starten künftig auch für den Club. Schauen die Fußballer Sie komisch an, wenn Sie ihr Programm durchziehen?
Antwort: Wirklich viel Kontakt zu den Profifußballern ist da erst mal nicht. Die Sportarten sind ja auch extrem unterschiedlich. Ich habe aber einen großen Respekt für die Leistung, die die Jungs bringen. Ich glaube, das Gleiche denken die auch von mir. Es ist ja etwas komplett anderes, was ich mache.
Frage: Gibt es vor dem Start auch noch ein Stück Kuchen?
Antwort: Da werde ich eher Porridge essen als ein Stück Kuchen. Aber wie gesagt, ich hoffe dann auf einen ganzen Kuchen im Ziel.
Zur Person: Laura Philipp ist 35 Jahre alt und kommt aus Heidelberg. Sie musste wegen einer Corona-Infektion ihren Start bei der Nachhol-WM im Mai absagen. In Hamburg finishte sie dann bei der EM in 8:18:20 Stunden – Rekord.
Weitere Nachrichten
Rassistische Kommentare gegen Ansah: DLV prüft Strafanzeige
Maskenmann Mbappé leidet: «Es ist furchtbar»
Bellinghams Fallrückzieher rettet England vor Blamage