Überglücklich fiel Max Verstappen nach der irren Formel-1-Hatz von Frankreich seinem Papa und seiner Freundin in die Arme.
Dank einer genialen Reifentaktik hatte der Niederländer am Sonntag in Le Castellet mit einem Überholmanöver in der vorletzten Runde noch seinen WM-Widersacher Lewis Hamilton überrumpelt und die Gesamtführung ausgebaut. «Das war ein super Fortschritt für die WM, es wird eine aufregende Saison», sagte Red-Bull-Pilot Verstappen nach seinem dritten Sieg im siebten Saisonlauf. «Alles hat gepasst.»
Der verbissen kämpfende Hamilton musste sich am Sonntag nach langer Führung geschlagen geben und kam erstmals auf dieser Strecke nur als Zweiter ins Ziel. «Max hat einen Superjob gemacht. Wir hatten das ganze Wochenende ein paar Probleme», erklärte der Titelverteidiger, der nun zwölf Punkte hinter Verstappen liegt. Dritter wurde der Mexikaner Sergio Perez im zweiten Red Bull vor dem erneut frustrierten Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas. «Da kann man nicht zufrieden sein. Irgendwo ist der Hund drinnen», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Weitere WM-Punkte für Vettel
Sebastian Vettel fand sich nach zuletzt Platz zwei in Baku diesmal wieder im grauen Mittelfeld-Alltag wieder, holte als Neunter im Aston Martin aber immerhin zwei weitere WM-Punkte. «Es war okay», sagte der Hesse dem TV-Sender Sky und meinte: «Mit einem perfekten Rennen hätten wir ein paar Punkte mehr rausholen können.» Mick Schumacher sammelte zum Start der Stresstage mit drei Rennen in drei Wochen im unterlegenen Haas als Vorletzter nur weitere Erfahrungen.
Bei den zuvor zwei Rennen nach der Rückkehr der Formel 1 auf den Circuit Paul Ricard hatte Mercedes nach Belieben dominiert. Hamilton gewann 2018 und 2019 jeweils von der Pole Position aus. Im Vorjahr war der Grand Prix wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Diesmal durften sogar pro Tag 15.000 Zuschauer dabei sein – und die sahen, dass vor allem Hamilton in Training und Qualifikation nicht mit Verstappen mithalten konnte. «Ein blaues Auge», nannte Teamchef Wolff den zweiten Startplatz für Hamilton, der nur dank eines Komplettumbaus des Silberpfeils noch gelang.
Verstappen verpatzt Start
Kurz nach dem Start aber verschenkte Verstappen seinen hart erarbeiteten Vorteil auf der Strecke, die Red Bull traditionell weniger liegt. In der ersten Kurve verlor der 23-Jährige die Kontrolle über sein Auto, schlingerte neben die Piste und musste Hamilton passieren lassen. Entsetzt ließ die Red-Bull-Crew in der Garage die zum Klatschen erhobenen Hände wieder sinken.
Dahinter änderte sich nicht viel. Der Finne Bottas setzte als Dritter zur Verfolgung an, Perez mühte sich im zweiten Red Bull als Vierter um Anschluss an das Spitzentrio.
Vettel konnte sich gleich zu Beginn immerhin um einen Platz auf Rang elf verbessern. Nach den starken Auftritten in Monaco und Baku musste der Hesse diesmal wieder im Mittelfeld um Pünktchen kämpfen. Dafür hatte der viermalige Weltmeister eine andere Reifentaktik gewählt, startete auf den härtesten Gummiwalzen, um seinen Stopp länger hinauszögern zu können. So arbeitete er sich sogar bis auf Platz fünf hinter den Mercedes und Red Bull vor, ehe er zur Garage abbog.
Neuling Mick Schumacher kreiste da schon länger am Ende des Feldes. Die Freude über Startplatz 15 war schon durch einen Unfall in der Qualifikation getrübt worden. Im Rennen fiel er dann im unterlegenen Haas schon auf den ersten Kilometern zurück und wurde zwischendurch sogar von seinem russischen Teamkollegen Nikita Masepin überholt.
Mercedes wählt falsche Strategie
Auch an der Spitze kam es zum Platzwechsel. Mercedes verzockte sich bei der Strategie. So konnte Verstappen durch einen früheren Wechsel und eine schnelle Runde danach Hamilton passieren, als dieser aus der Boxengasse kam. «Wir wissen auch nicht genau, was da schief gelaufen ist», funkte der Kommandostand an den verdutzten Hamilton. Wütend versuchte der Serien-Champion zu attackieren, dicht gefolgt von Helfer Bottas.
Angetrieben von einer frischen Motoreneinheit aber behauptete sich der nervenstarke Verstappen rundenlang vor dem Mercedes-Duo. Reifenschonend war das nicht. «Das können wir so nicht bis zum Ende durchhalten, das ist mal sicher», ließ der Niederländer seine Ingenieure wissen. Prompt änderte Red Bull die Taktik, holte Verstappen erneut zum Reifenwechsel.
Nun jagte der Jungstar die beiden Mercedes-Fahrer. Auf den frischen Pneus war Verstappen deutlich schneller, aber der Weg nach vorn war weit. Dann half Bottas mit einem Fehler. Verstappen griff zu, in der 45. Runde hatte er nur noch Hamilton vor sich. Und tatsächlich, die Taktik ging auf. Kurz vor Schluss konnte sich Hamilton nicht mehr wehren, Verstappen zog auf und davon und triumphierte.
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