22. November 2024

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Hamilton vor Finale gelassen: Vorteil trotz Rückstands?

Lewis Hamilton geht als Jäger in das Formel-1-Saisonfinale. Trotzdem hat der Weltmeister vor der letzten drei Rennen auch einen kleinen Vorteil. Gerätselt wird über seinen neuen Motor.

Verbissenheit allein führt Lewis Hamilton schon lange nicht mehr ans Ziel. Die freien Tage seien genau so wichtig wie die arbeitsreichen, schrieb der Formel-1-Weltmeister unter ein Video bei Instagram.

Auf einem elektrisch angetriebenen Surfbrett suchte der Mercedes-Superstar in dieser Woche Entspannung, ehe es zum nächsten Schlagabtausch im hitzigen Titelduell mit WM-Spitzenreiter Max Verstappen kommt. Hamilton scheint vor dem Wüstenrennen am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) in Katar psychologisch im Vorteil – trotz Rückstands.

Hamilton wieder im Vorteil

Grund dafür ist sein beeindruckender Sieg zuvor in Brasilien. Über dieses Rennen werde man «zu Recht noch viele Jahre sprechen», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Der 36 Jahre alte Hamilton ließ sich von nichts und niemand aufhalten. Nicht vom verbissen kämpfenden Verstappen, nicht von einer Disqualifikation und einer Strafversetzung. Er holte seinen 101. Grand-Prix-Sieg und schloss bis auf 14 Punkte zu dem zwölf Jahre jüngeren Verstappen auf.

Hinterher legte Mercedes noch Protest gegen eine Entscheidung der Rennkommissare zugunsten von Verstappen ein. Wie oder ob dem Vorfall um ein hartes Rennmanöver weiter nachgegangen wird, entschied sich bei einer Anhörung beider beteiligter Rennställe am Donnerstagabend. Die Veröffentlichung des Urteils soll am Freitag erfolgen. Hamilton initiierte den Einspruch nicht persönlich und betonte bei einer Pressekonferenz: «Ich verwende alle Kraft darauf, an diesem Wochenende wieder bereit zu sein.» Er wolle Red Bull «weiter einen Kampf liefern», den Gegner respektiere er ohne Einschränkung: «Respekt ist wichtig, auf und neben der Strecke.»

Mercedes hat eine Rakete herbeigezaubert

Was Verstappens Red-Bull-Team im Saisonfinale aber unabhängig davon besonders Sorgen bereitet: Auf den Geraden ist Hamilton nach einem Motorenwechsel wieder enorm schnell. Mit diesem Aufschwung hatte kaum noch jemand gerechnet. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sprach schon davon, dass den Silberpfeilen beim Antrieb ein «Meisterwerk gelungen sei», sagte er dem Fachmagazin «Auto, Motor und Sport» und zeigte sich beeindruckt, «so eine Rakete im entscheidenden Teil der Meisterschaft herbeizuzaubern». Ob das nur am neuen Motor oder auch an einem modifizierten Heckflügel liegt: Noch unklar.

Fakt ist aber: Nachdem Hamilton schon abgeschrieben wurde, weil Verstappen ihm Woche für Woche Punkte abnahm, ist dieser Trend nun gestoppt. Der Routinier hat den Vorteil jahrelanger Erfahrung im Kampf um den Titel, während das für seinen niederländischen Widersacher alles neu ist. In den vergangenen vier Jahren war Hamilton allerdings spätestens drei Rennen vor Schluss Champion. Letztmals richtig gefordert wurde er 2016, als bis zum finalen Grand Prix alles offen war. Am Ende unterlag er Teamkollege Nico Rosberg. Es war das einzige Mal seit 2014, dass er nicht Weltmeister wurde.

Psycho-Spielchen sind Hamilton nicht fremd

Nun stehen zwei ganz neue Strecken in Doha und in zwei Wochen im saudi-arabischen Dschidda an, ehe es zum Saisonfinale nach Abu Dhabi geht. Und auch wenn Hamilton über mehr Routine verfügt, gibt es keinen Grund, Verstappen abzuschreiben. Die Spitzenposition hat er sich mit neun Rennsiegen in 19 WM-Läufen verdient, während Hamilton nur sechs Mal gewinnen konnte. «Wir haben noch drei Rennen vor uns, also geht es darum, zu pushen und als Team alles zu tun, um die Leistung auf der Strecke zu maximieren», sagte Verstappen.

Hamilton hat aber sicher eine Chance, die Leistungen von Verstappen doch zu beeinflussen. Denn Psycho-Spielchen sind dem Altmeister nicht fremd. Zuletzt machte er auch in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» eine Andeutung. Demnach gebe es etwas, was viele seiner Gegner gemeinsam hätten: «Sie waren alle geistig verletzlich! Und das ist eine interessante Beobachtung, wie ich finde.»

Von Thomas Wolfer, dpa