24. November 2024

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Griner gibt Comeback: Basketballerin «steht für Freiheit»

Die vergangene Saison der WNBA hat Brittney Griner verpasst - weil sie in einem russischen Gefängnis saß. Ihr Schicksal bewegte Menschen weltweit, in der Nacht zu Samstag gibt sie ihr Liga-Comeback.

Selbst in Los Angeles wird sich das emotionale Comeback für Brittney Griner anfühlen wie ein Heimspiel. 579 Tage nach ihrem bislang letzten WNBA-Spiel steht die Basketball-Olympiasiegerin wieder in einer Partie der nordamerikanischen Profiliga auf dem Feld und darf damit rechnen, dass sie im Duell ihrer Phoenix Mercury mit den Los Angeles Sparks auch von den LA-Fans frenetisch gefeiert werden wird.

Denn was seit jener Final-Niederlage im Oktober 2021 und dem anstehenden Spiel in der deutschen Nacht zu Samstag passiert ist, bietet genug Stoff für einen Kino-Film. Und Griner ist nun eine Person, die Menschen auf der ganzen Welt kennen.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich hier sitzen würde», sagte Griner nach ihrem ersten Testspiel seit der Haft in Russland. Am vergangenen Freitag spielte sie mit Phoenix schon einmal gegen Los Angeles, am Ende stand ein 71:90 gegen die Sparks. «Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder Basketball spielen würde. Selbst als ich zurück war, wusste ich nicht, wie es sein würde. Ich bin dankbar, dass ich hier sein kann. Der heutige Tag ist nicht selbstverständlich, aber ich musste viel verarbeiten.»

Verhaftung in Moskau

Als da wären: eine Verhaftung am Flughafen in Moskau eine Woche vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Ein Prozess. Zehn Monate Gefängnis für den Besitz von Vape-Kartuschen mit Marihuana-Öl. Verhandlungen, Diplomatie und Drohungen zwischen den Großmächten Russland und USA. Ein Austausch gegen einen Waffenschieber. Im Dezember dann: die Rückkehr in die USA.

Griner ist 2,06 Meter groß und wiegt nach offiziellen Angaben 93 Kilogramm, zu sehen bekamen die 33-Jährige aber lange nur sehr wenige Menschen. Hier und da tauchte Griner spontan auf, Interviews oder große Auftritte aber gar es nicht. Denn neben der wiedergewonnenen Freiheit musste Griner sich auch daran erst gewöhnen: Ein Promi zu sein, den Menschen weit über die kleine Welt des Frauenbasketballs hinaus (er)kennen.

«Sie hat global jetzt so eine große Präsenz und steht für Freiheit», sagte Deutschlands beste Basketballerin, Satou Sabally. «Das ist sehr cool für den Sport, dass sie ihre Storys einbringen kann.»

Mehrere Forderungen

Genau das hat Griner vor: Die Prominenz und Reichweite nutzen, um sich für andere einzusetzen. Andere Gefangene, aber auch andere Basketballerinnen. Für WNBA-Profis gab es keine Privatflüge, wie für die mit Millionen bezahlten Kollegen aus der NBA. Griner wird aus Sicherheitsgründen für lange Zeit wohl nicht mehr in Linienflugzeuge steigen – ihren Austausch gegen einen russischen Waffenschieber finden nicht alle Amerikaner gut und richtig. Sie will aber, dass es für alle Teams in der WNBA zum Standard wird, mit Charterflugzeugen auf Auswärtsreisen zu gehen.

Und auch die Bezahlung insgesamt soll besser werden. Schließlich war Griner nur deswegen jedes Jahr für mehrere Monate in Russland, um dort in der Saisonpause der WNBA als Spielerin für Jekaterinburg zusätzliches Geld zu verdienen. Auch Sabally spielte bis vor wenigen Wochen in der Türkei – allerdings auch, um nicht monatelang auf Wettkämpfe verzichten zu müssen.

Dass Griner nun auf die Met-Gala eingeladen wird und Gast beim White House Correspondents‘ Association Dinner ist, hilft der Wucht und Bedeutung ihrer Forderungen – ebenso wie ihre zentrale Rolle in der Vermarktung der WNBA. Denn Griner ist vor allem immer noch eine sehr gute Basketballspielerin, die mit dem US-Team zweimal Olympia-Gold gewonnen hat und mit den Mercury 2014 die WNBA-Meisterschaft.

Mercury-Trainerin Vanessa Nygaard berichtete von «Gänsehaut», als Griner vergangene Woche beim Testspiel erstmals wieder auf das Feld lief. Die Nummer 42 bemerkte in ihrem Spiel zwar mehr Staub und «Spinnwebe», als erhofft, fühlte sich aber dennoch gut auf dem Platz und kam in ihren 17 Minuten auf zehn Punkte und drei Rebounds.

Maximilian Haupt, dpa