23. November 2024

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Griezmann klagt über Hitzekammer – Pavard «schlimm gestürzt»

Diese Hitze. Und dann auch noch die vielen Fans. Antoine Griezmann klagt über das EM-Ambiente in Budapest. Weltmeister Frankreich bewahrt er bei der EM vor einem dicken Ausrutscher.

Der EM-Saunagang von Budapest mit Fan-Dröhnung hatte Antoine Griezmann so richtig geschafft.

Den Stürmerstar der Franzosen ließ das Wetter-Lautstärke-Thema auch einen Tag nach dem Ausrutscher gegen Co-Gastgeber Ungarn bei mehr als 30 Grad und einer Kulisse von 55.998 Zuschauern nicht kalt. «Die Hitze war wirklich unglaublich», berichtete der bestens gelaunte Griezmann bei einer Video-Konferenz in einem sicherlich wohltemperierten Raum am Tag nach dem Spiel.

Griezmann rettete dem Weltmeister mit seinem Treffer ein 1:1 (0:1), das den Franzosen vor dem Top-Duell mit Titelverteidiger Portugal am Mittwoch (21.00 Uhr/Magenta TV) erneut in der Puskas Arena die Möglichkeit bietet, sogar bei einer Niederlage weiterzukommen.

Soweit will es Griezmann, der nur noch zwei Treffer hinter Frankreichs EM-Rekordtorschütze Michel Platini liegt, jedoch nicht kommen lassen. «Ein Finale zuhause zu verlieren, ist das Schlimmste überhaupt», meinte der Stürmer des FC Barcelona mit Blick auf das verlorene EM-Endspiel 2016 in Paris. «Das gibt uns aber die Leidenschaft, die wir brauchen.»

Portugal «ein besonderes Spiel»

Für Griezmann sollte das auch so kein Problem darstellen. Seine Mutter Isabelle stammt aus Portugal und wird auch im Stadion sein. «Es ist ein besonderes Spiel für mich. Teile meiner Familie tragen ein portugiesisches Trikot», sagte er strahlend.

Mehr Abkühlung und weniger Lautstärke hätte Griezmann gegen die Ungarn benötigt. «Es war super anstrengend. Das war ein schwieriges Spiel mit den Fans. Wir sind ein volles Stadion nicht mehr gewohnt. Wir haben uns nicht gehört», hatte er geklagt. Außerdem sei der Rasen trocken gewesen, für beide Mannschaften war es «heiß und schwül».

Üble Beschimpfungen

Die Ungarn kamen mit der Hitze und dem frenetischen Heim-Publikum bestens klar. Wobei einzelne Fans Kylian Mbappé und Karim Benzema übel beschimpften. Die UEFA leitete wegen «möglicher diskriminierender Vorfälle» Ermittlungen ein und bezog Ungarns Spiel vier Tage zuvor gegen Portugal gleich mit ein. Dort soll laut portugiesischen Medien Cristiano Ronaldo beleidigt worden sein.

Nationaltrainer Marco Rossi bezog sich freilich nur auf sein Team, als er sagte: «Es liegt daran, dass wir daran gewöhnt sind, zu leiden und mit Zähnen und Klauen zu kämpfen. Teams, die mit Talent gesegnet seien, müssten «nicht so viel kämpfen. Aber die, die nicht so viel Talent haben wie ich oder mein Team, müssen jeden Tag kämpfen.»

Pavard strauchelt

Ein ums andere Mal kam Benjamin Pavard ins Straucheln. Dem Rechtsverteidiger des FC Bayern entwischte zum Beispiel kurz vor der Halbzeit Attila Fiola – und brachte Ungarn in Führung.

Pavard sei jedoch gleich zu Beginn «schlimm gestürzt», berichtete Nationaltrainer Didier Deschamps dem Sender TF1: «Das hat sich bemerkbar gemacht. Aber die Spieler wollen auf dem Platz bleiben. Selbst wenn sie nur noch auf einem Bein stehen», sagte der Coach weiter, der Pavard eigentlich hätte auswechseln wollen.

Der ehemalige Münchner und ebenfalls frühere Rechtsverteidiger Willy Sagnol kritisierte in der «L’Equipe» den aktuellen Bayern-Profi, von den Beschwerden Pavards wusste er vermutlich jedoch nicht.

Sagnol unterstellte den Franzosen indes ein Einstellungsproblem. «Man hat von Beginn an gesehen, dass sie zu selbstgefällig waren», befand er: «Vielleicht haben die Spieler nach dem Deutschland-Spiel in der Presse zuviel gelesen und gehört. Wenn man denkt, dass Talent alleine den Unterschied machen kann, ist das selbstgefällig.»

Griezmann würde Sagnol wohl kaum zustimmen. Der 30-Jährige stärkte lieber seinen Teamkollegen Pavard. «Benjamin hatte in der ersten Halbzeit einige Probleme. Und dafür gibt es dieselbe Entschuldigung wie bei mir: die Hitze», sagte er. «Aber gegen Deutschland hat er sehr gut gespielt. Gestern wurde er viel alleine gelassen. Dann wird es schwer, vor allem auf einer solch komplizierten Position. Aber wir sind froh, dass wir ihn haben.»

Von Martin Moravec, Holger Schmidt und Robert Semmler, dpa