22. November 2024

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«Grandioses Comeback»: Ovtcharov kämpft um Medaille

Irgendwann hat es bei Dimitrij Ovtcharov doch klick gemacht! Mehr als zwei Sätze gelingt dem deutschen Tischtennisstar in Tokio ganz wenig. Dann holt er zum Comeback aus.

Kämpfernatur Dimitrij Ovtcharov schloss erleichtert die Augen und umarmte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Nach seinem Comeback-Sieg im Viertelfinale von Tokio greift der frühere Tischtennis-Weltranglistenerste nach seiner zweiten Olympia-Medaille im Einzel.

Der 32-jährige Deutsche drehte nach einer verschlafenen und nervösen Startphase am Mittwoch im Tokyo Metropolitan Gymnasium einen 0:2-Satzrückstand und bezwang den Brasilianer Hugo Calderano noch mit 4:2 (7:11, 5:11, 11:8, 11:7, 11:8, 11:2).

«Erleichtert und glücklich»

«Ich habe mir nur gesagt: Dima bleib im Spiel, such nach deiner Chance», berichtete der lange verunsicherte und auch geschlauchte Athlet, der tags zuvor noch gleich zwei Partien hatte absolvieren müssen. «Natürlich bin ich erleichtert und glücklich.» Aber ein Halbfinale bedeute noch keine Medaille.

Ovtcharov weiß das nur zu gut. Aber 2012 in London hatte er sich schon mal Bronze geholt. Ovtcharov trifft nun im Halbfinale am Donnerstag (09.00 Uhr/MESZ) auf Rio-Gewinner Ma Long aus China, gegen den er in seiner Karriere schon so oft verloren hat.

Im zweiten Duell um den Einzug ins Endspiel am Freitag (14.00 Uhr/MESZ) misst sich der chinesische Weltranglistenerste Fan Zhendong aus China mit Lin Yun-Ju aus Taiwan. «Er hat die Form, um ihn zu spielen», äußerte Roßkopf. «Wir werden alles probieren.» Und Ovtcharov, der nach seinen Interviews endlich aus der Halle verschwinden durfte, betonte: «Ich glaube an meinen Sieg.»

«Irgendwann hat es klick gemacht»

Zweieinhalb Sätze lief für ihn im Duell mit seinem Vereinskollegen bei Fakel Orenburg in Russland so gut wie nichts zusammen. Calderano las die Aufschläge Ovtcharovs bestens und konnte ihn fast permanent überraschen. «Plötzlich hat sich das Spiel komplett gewechselt, ich war praktisch fehlerfrei», meinte der letzte im Einzel verbliebene Deutsche. «Irgendwann hat es klick gemacht.»

Und wie! Am Ende spielte Fighter Ovtcharov sogar blendendes Tischtennis. «Er hatte im Endeffekt viele Höhen und Tiefen im Spiel, die hat er gut verarbeitet», befand Roßkopf. «Das ist die Stärke von Dima, dass er immer dran glaubt.» Sein Fazit nach dem Einzug ins Halbfinale war punktgenau: «Das war ein grandioses Comeback.»

Und ein Stimmungsschub für das deutsche Tischtennis-Team. Timo Boll scheiterte schon im Achtelfinale. Am Mittwoch war Han Ying im Viertelfinale gegen die Weltranglistendritte Sun Yingsha aus China beim 0:4 (8:11, 3:11, 8:11, 6:11) chancenlos. Es bleibt aber noch der Mannschaftswettbewerb. Für Ovtcharov auch. Doch erstmal will er sich seine zweite Einzelmedaille holen.

Von Martin Moravec und Manuel Schwarz, dpa