25. November 2024

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Grand-Slam-Rekord in Paris: Djokovic schreibt Geschichte

Novak Djokovic krönt sich zum erfolgreichsten Tennisspieler der Geschichte. Bei den French Open feiert er seinen 23. Grand-Slam-Titel. Zahlreiche Sport-Superstars jubeln auf der Tribüne mit.

Novak Djokovic küsste innig Ehefrau Jelena, herzte seine Kinder und umarmte Edel-Fan Tom Brady auf der Tribüne. Um 18.43 Uhr stemmte der serbische Superstar überglücklich den Coupe des Mousquetaires als Trophäe für seinen 23. Grand-Slam-Titel in den Pariser Abendhimmel und ließ sich als alleiniger Rekordsieger der Tennis-Geschichte feiern.

In einem hochklassigen Finale der French Open bezwang der 36-Jährige in Paris den norwegischen Herausforderer Casper Ruud in 3:13 Stunden mit 7:6 (7:1), 6:3, 7:5.

Djokovic schafft Historisches

«Ich bin mehr als glücklich in meinem Leben, dass ich 23 Grand-Slam-Titel gewonnen habe. Es ist ein unglaubliches Gefühl», schwärmte Djokovic und dankte seiner Familie sowie seinem Anhang. «Ihr wisst, was wir durchgemacht haben. Ihr wisst, wie schwer es sein kann. Ich danke euch für eure Geduld und Toleranz.» Am Netz posierte er mit seiner Familie noch für Erinnerungsfotos, Sohn Stefan durfte die Trophäe halten. Auf Djokovic‘ Jacke prangte bereits die magische 23.  

Mit Football-Ikone Brady und Fußball-Größen wie Kylian Mbappé als Anhänger auf der Tribüne triumphierte er in seinem siebten Endspiel beim Sandplatzklassiker zum dritten Mal. «Ich hoffe, ihr hattet Spaß», sagte er in Richtung der Sport-Stars. «Das ist eine große Ehre.» 

Final-Gegner Ruud sprach mit größtem Respekt von Djokovic. «Ein weiterer Tag, an dem du die Tennis-Geschichte geschrieben hast. Man kann nicht beschreiben, wie gut du bist», sagte der Norweger. «Ich bin froh, dass ich als Erster von dieser Bühne gratulieren darf.»

Djokovic ließ mit dem 23. Grand-Slam-Titel den Spanier Rafael Nadal (22) hinter sich, bereits zuvor lag er vor Roger Federer (20). «Die Wahrheit ist, dass ich mich immer mit ihnen verglichen habe, sie sind die größten Rivalen, die ich hatte», sagte er über die beiden. «Sie haben mich als Spieler definiert.»

Nadal gratulierte nur wenige Momente nach dem Triumph. «Herzlichen Glückwunsch zu dieser großartigen Leistung», schrieb Spanier via Twitter. «23 ist eine Zahl, an die man noch vor ein paar Jahren nicht denken konnte – und du hast es geschafft!» Bei den Damen hat lediglich die Australierin Margaret Court (24) öfter eines der vier großen Turniere gewonnen. «Wow! Novak Djokovic ist der beste Tennisspieler aller Zeiten!», schrieb das serbische Portal «novosti.rs».

«Das eigene Schicksal in die Hand nehmen»

Mit emotionalen Worten beschrieb Djokovic nach dem Triumph seinen eigenen Weg in die Sport-Geschichte. «Ich will eine Botschaft an jeden jungen Menschen senden. Was immer ihr erreichen wollt, ob im Tennis oder woanders: Als Siebenjähriger habe ich davon geträumt, Wimbledon zu gewinnen und Erster der Welt zu werden», sagte Djokovic. «Ich bin mehr als dankbar und gesegnet, mit so vielen Errungenschaften hier zu stehen. Ich fühle, dass ich die Macht hatte mein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen.»

Dass es für Djokovic um Historisches ging, zeigte sich alleine in der Besetzung seiner Box auf der Tribüne. Brady nahm mit Sonnenbrille neben Djokovic-Ehefrau Jelena Platz. Der Status des 45-Jährigen als bester Footballprofi der Geschichte ist unwidersprochen. Auch Djokovic möchte diesen Titel im Tennis vor Nadal und Roger Federer für sich beanspruchen. Weltmeister Mbappé hatte auf der Ehrentribüne Zlatan Ibrahimovic dabei, Frankreichs Tennis-Liebling Yannick Noah, Box-Legende Mike Tyson und Schauspieler Hugh Grant rundeten den Auflauf der Stars ab.

Die Ehrengäste sahen zunächst ein packendes Duell. Der 24 Jahre alte Ruud hatte im Halbfinale noch Alexander Zverevs Traum vom ersten Grand-Slam-Titel mit einem klaren Sieg beendet. Doch nun kämpfte sich Djokovic auch nach einem schwierigen Start zurück und bewies im Tie-Break des ersten Satzes seine Extraklasse und Nervenstärke. Danach spielte er in seinem 34. Grand-Slam-Finale die Erfahrung aus.

Ruud wartet weiter, Djokovic rückt auf die Eins

Djokovic ist nun vor dem 14-maligen Paris-Champion Nadal, der dieses Jahr verletzt fehlte, auch der älteste Sieger in der Geschichte der French Open. Von Montag an übernimmt er zudem wieder die Spitze der Weltrangliste vom Spanier Carlos Alcaraz, den er im Halbfinale zermürbt hatte. Es ist seine 388. Woche als Spitzenreiter – natürlich ist auch dies ein Bestmarke.

Ruud bleibt hingegen vorerst ein Unvollendeter. Der Weltranglistenvierte verlor auch sein drittes Grand-Slam-Endspiel und wartet weiter auf den ersten großen Titel seiner Karriere.

Bei wolkenverhangenem Pariser Himmel öffnete sich das Faltdach über dem Court Philippe-Chatrier nach der Eröffnungsshow wieder – die Zuschauer empfingen Djokovic mit lauten «Nole, Nole»- Rufen. Der große Außenseiter zeigte sich zunächst unbeeindruckt von der Gänsehaut-Atmosphäre. Im Vorjahr war Ruud im Finale von Nadal zeitweise vorgeführt worden. Nun stellte der Norweger seinen Gegner mit stabilem Spiel zu Beginn vor Probleme. Ein Überkopfball von Djokovic segelte zum ersten Break ins Aus, erst nach 25 Minuten gelang ihm das 1:3.

Wie schon gegen Alcaraz blieb Djokovic aber cool. 28-mal ging der Ball beim Breakpunkt des Serben hin und her, auch Ruud zeigte erstmals Nerven und setzte den Schmetterball zum 4:3 aus seiner Sicht ins Netz. Erstmals standen fast die Zuschauer vor Begeisterung auf der Tribüne auf, auch Brady sprang hoch. 

Der Serbe mit dem «mentalen Vorteil»

In der entscheidenden Phase des ersten Satzes war Djokovic dann voll da. Der Serbe spielte immer besser, gewann auch den sechsten Tie-Break im Turnier zum sechsten Mal ohne leichten Fehler und jubelte nach 81 Minuten. 

Ruud wackelte, Djokovic nutzte die Schwäche gnadenlos aus. Nach dem Break zum 2:0 tippte er sich immer wieder an die Stirn – klares Zeichen: Djokovic hat den mentalen Vorteil. Souverän ließ er keinen Breakball mehr zu und holte sich auch den zweiten Satz. Den dritten Durchgang hielt Ruud lange offen, eiskalt nahm Djokovic ihm jedoch den Aufschlag zum 6:5 ab. Nur wenig später dürfte der Serbe über den großen Triumph jubeln.

Von Florian Lütticke, dpa