23. November 2024

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Gollas Appell: «Vollen Einsatz und guten Handball zeigen»

Johannes Golla führt die deutschen Handballer als Kapitän zur WM. Der Abwehrchef gibt sich vor der Generalprobe gegen Island zuversichtlich.

Die chaotischen Corona-Tage von Bratislava haben sich tief ins Bewusstsein von Johannes Golla eingebrannt.

Bei der Europameisterschaft im Vorjahr erlebte der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft angesichts von insgesamt 18 positiven Fällen im DHB-Team und einer tagelangen Isolation aller Spieler im Hotelzimmer zwischen den EM-Partien eine Ausnahmesituation, die ihn auf und neben dem Parkett voll forderte und an Grenzen führte. 

«Es ist ein Ereignis, über das wir immer noch sprechen und uns austauschen. Das war ein wichtiger Teil des Weges, den die Mannschaft jetzt geht», erzählte der Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt im Rückblick.

Golla: «Wir sind eine gute Einheit»

Von diesen Erfahrungen wollen Golla und seine Teamkollegen bei der am kommenden Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaft zehren. «Die EM hat gezeigt, wie viel Qualität in der Breite da ist, und uns auch menschlich zusammengeschweißt. Wir sind eine gute Einheit, jeder kann mit jedem. Es sind immer große Gruppen, die miteinander kommunizieren. Keiner ist außen vor, alle bringen sich ein», berichtete Golla und betonte: «Ich habe viel Lust, mit der Mannschaft sportlich etwas zu erreichen.»

Wie gut der 18 Mann starke WM-Kader von Bundestrainer Alfred Gislason ist, wird sich in den beiden Länderspielen gegen den EM-Sechsten Island am Samstag (16.15 Uhr/ZDF) in Bremen und Sonntag (15.30 Uhr/ZDF.de) in Hannover zeigen. «Das ist eine Mannschaft, gegen die wir alles investieren müssen und die uns unsere Schwächen aufzeigen wird. Solche Tests bringen uns weiter und zeigen uns, wo wir stehen», sagte Golla.

Das sieht der Bundestrainer genauso. «Es war gar nicht so einfach, eine starke Mannschaft als Gegner für Heimspiele zu bekommen, weil die meisten Topteams selbst zu Hause spielen wollen. Ich bin extrem zufrieden, dass der DHB die Isländer dazu gewinnen konnte. Sie spielen einen modernen Handball. Für uns ist das ideal», sagte der 63-Jährige, für den es die ersten Duelle mit seinem Heimatland sind. «Das ist für mich natürlich etwas Besonderes», betonte Gislason.  

DHB-Team zählt nicht zu den WM-Favoriten

Wie der Isländer zählt auch Golla die DHB-Auswahl bei der Endrunde in Polen und Schweden nicht zu den Favoriten. «Es wäre vermessen zu sagen, dass wir zur Weltspitze gehören und um die Medaillen mitspielen. Da gibt es andere Nationen, die in den vergangenen Jahren deutlich konstanter und qualitativ hochwertiger gespielt haben als wir», sagte der 25-Jährige. 

Dennoch mache sich die deutsche Mannschaft am nächsten Donnerstag mit einigen Ambitionen auf den Weg nach Kattowitz, wo Asienmeister Katar, Serbien und Algerien die Vorrundengegner sind. «Wir wollen den nächsten Schritt gehen und einen besseren Handball zeigen als zuletzt. Wenn wir es ins Viertelfinale schaffen, ist alles möglich. Die K.o.-Runde zu erreichen ist ein gutes Ziel für uns», betonte Golla und ergänzte: «Versprechen können wir gar nichts, aber wir wollen vollen Einsatz und guten Handball zeigen. Die Zuschauer sollen sehen, dass jeder dafür brennt, eine WM zu spielen.»

DHB-Kapitän will Vorbild sein

Dabei will der Kapitän als Vorbild vorangehen und vor allem in seiner Rolle als Abwehrchef glänzen. «Im Innenblock funktioniert es immer besser. Es ist natürlich schwierig, sich in kurzer Zeit in verschiedenen Konstellationen immer wieder neu zu finden. Aber wir sprechen immer mehr die gleiche Sprache», berichtete er. 

Allerdings laufe es bei Weitem noch nicht optimal. «Daher brauchen wir die Tests gegen Island, um das Ganze auch im Wettkampf zu simulieren und zu sehen, wie gut die Absprachen wirklich funktionieren», sagte Golla.

Und dann ist da noch Corona. «Nachdem der Weltverband Tests festgelegt hat, müssen wir wieder mehr auf das Thema achten, damit es nicht ein böses Erwachen gibt», appellierte Golla. Eine Grenzerfahrung wie bei der EM 2022 möchte der DHB-Kapitän nicht noch einmal machen.

Eric Dobias, dpa